6 Antworten
Ach, wenn man eine Sozialphobie hat, so wie ich, ist die Auswahl an unangenehmen Momenten schier endlos. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!
Zum Beispiel (das ist jetzt schon bestimmt mindestens 4 Jahre her): Meine Mutter und ich sind in einem Kleidergeschäft und gehen umher, schauen uns die Kleider an. Dann sehe ich einen Wintermantel, der abseits hängt und fasse ihn kurz an, überlege, ob ich ihn anprobiere ... Als plötzlich eine Frau zu mir kommt (aus der Umkleidekabine, glaube ich) und meinte, das wäre ihrer. (ʃᵕ̩̩ ᵕ̩̩⑅) Also nicht, dass sie sich den ausgesucht hätte zum Kaufen, sondern das war bereits Ihrer. Du verstehst schon.
Sie war gar nicht sauer, alles war cool, sie hatte nur darüber gelacht - und ich schätze, es war auch schon irgendwie witzig -, aber mir war das so peinlich, dass wir danach sofort raus gingen, ohne irgendetwas zu kaufen.
Oder etwas von vor circa 13-14 Jahren. Ich war damals gezwungenermaßen in einer Tagesklinik und redete eines Tages mit einem anderen Mädchen, das circa in meinem Alter war. Zwar weiß ich nicht mehr, über was genau wir redeten, aber das Thema Beziehungen kam auf und ich meinte wohl, ich "hätte einen Freund". (Also online. ... Auf Habbo oder so, no Joke, das war.. Die Definition von cringe, aber egal, ich war damals 12/13.)
Und am selben Tag kam dann einer von den anderen Jugendlichen dort zu uns beiden und ich weiß nicht, wie es dazu kam, aber ich glaube, die andere Person hatte gefragt, ob ich einen Freund hätte (nicht auf "Ich bin an dir interessiert"-Ebene, sondern, keine Ahnung, einfach so, I guess) und daraufhin meinte dieses Mädchen "Nein, sie ist lesbisch".
..... Gurl whaaatt???¿??¿
Ist natürlich nichts schlimm daran, lesbisch zu sein, aber ich bin es nicht. Ich hab keine Ahnung, ob sie unser Gespräch vom gleichen Tag wieder vergessen hatte, ob sie mich nur ärgern wollte oder ob das wirklich pure Absicht war, aber in dem Moment fühlte ich mich hintergangen, unbedeutend. Als wäre ihr das, was ich gesagt habe, egal gewesen und sie hätte gar nicht zugehört.
Also schlussendlich sind das laaaaange nicht die unangenehmsten Momente. Theoretisch ist jeder Moment, in dem ich die Wohnung verlasse, unangenehm. Ach, ich weiß noch, wie ich 9 war und alleine zu unserem Lidl (als wir noch woanders wohnten) ging. Meine Eltern schickten mich dort hin. Das war kurz vor unserem Umzug. Ich solle ein paar Kleinigkeiten holen und ich durfte mir auch selber etwas aussuchen. Bekam Bargeld mit. Suchte mir eine von dieser großen Packung Fruchtzwerge aus. Stehe ich an der Kasse und ... hab nicht genug Geld dabei. Obwohl ich mir so sicher war, dass ich alles richtig berechnet hatte. Musste ich die Fruchtzwerge weglegen. Waren all die anderen Leute hinter mir, an der Kasse. Ich hätte heulen können. Vielleicht hab ich das sogar, keine Ahnung.
Einmal (vor circa 2/3 Jahren) gingen meine Mutter und ich durch eine Bushaltestelle an einem Bahnhof. Brüllen uns ein paar betrunkene Assis an mit den Worten: "Booaaaah, wat für fette, hässliche Stampfer!!" (Damit meinten die meine/unsere Beine, weil die halt echt, ähm, na ja, ich nenne sie Elefantenstampfer, aber ich glaube, das ist eine Beleidigung für Elefanten.)
Meine Mutter meinte, ich solle es ignorieren, aber ich war ziemlich wütend und kurz davor, zu denen zu STAMPFEN und denen zu erklären, dass die fetten, hässlichen Stampfer gleich in deren widerlich-hässlichen Scheißarschvisagen landen werden! (Aber wir mussten einen Bus kriegen, also hatten sie Glück gehabt.)
Oder als ich mit 10/11 Jahren auf Klassenfahrt war und weil ich noch immer mit nächtlicher Inkontinenz zu kämpfen hatte (bis zu meinem 15. Lebensjahr, aufgrund von der Schule und alledem), mussten die Lehrer das den Mädchen, mit denen ich in einem Zimmer schlafen würde, erzählen, erklären. Ich wollte nicht einmal mit auf die Klassenfahrt! Soweit ich weiß lachten sie mich nicht aus o.Ä., aber das ist natürlich generell trotzdem extrem peinlich.
Oder als ich in der Tagesklinik (die selbe, wie oben angesprochen) draußen eine fremde Person ansprechen sollte, aufgrund meiner Sozialphobie. (Die dort nicht geheilt wurde, wie du dir denken kannst.) Die Therapeuten kamen mit - Also zwei kamen mit. Und dann standen wir da. In der frankfurter Innenstadt. Und sie sagen mir: "Frag' nach dem Weg". Sie nannten mir den Weg, die Straße. Ich nahm all meinen Mut zusammen und sprach einen Mann an .... Fragte nach der Straße .... Und dann dreht der sich um und meint "da ist's doch" ... Zeigt auf ein Schild, vielleicht fünf Meter entfernt....... :'(((( (Wundert mich null, dass meine Sozialphobie dort nicht geheilt wurde.)
Du kannst mir nicht sagen, dass die Therapeuten (oder Betreuer, kein Plan) das nicht mit Absicht getan haben. Sie hätten auch jede andere Straße nennen können, aber nein. Und die kannten sich ja in Frankfurt aus, so war's nicht. Oh man.
Oder, oder, oder.
Es sind vor allem viele kleinere Momente. Die häufen sich und häufen sich ...
Als,
ich heute von einem Debitor, den längst fälligen Rechnungsbetrag anmahnte.
Und der arme Kerl hat im Augenblick nicht mal Geld,
um sich seine Miete zu bezahlen.
Doch ich habe ja auch meine Verbindlichkeiten.
Hansi
Als ich im Studium gemerkt habe, das ich ein Fach selbst mit sehr viel lernen beim besten Willen nicht schaffen werde.
Wenn man zu wenig für eine mündliche Prüfung gelernt hat. Immerhin war der Prüfer so nett und hat das auf Faulheit statt mangelnder Intelligenz geschoben.
Jeden Tag passiert was Neues
Im wievielten Semster hast Du es gemerkt?