Was war eigentlich die Problematik von ''Elsass-Lothringen''?

6 Antworten

Eine Problematik bestand bei Elsass-Lothringen darin, dass sein Gebiet jahrhundertelang immer wieder und, manchmal nur teilweise, seinen Besitzer wechselte. Das betraf auch insbesondere Machtwechsel zwischen deutschen und französischen Herrschen. Nachdem es eine lange Periode mehr oder weniger vollständig zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte, wurde es von Ludwig dem XIV. erobert. Dadurch wurde es auch zu Zeit der Französischen Revolution von revolutionären Truppen besetzt und so Teil der Französischen Republik. Die Französische Republik war wie kein anderer Staat damals organisiert. Sie ließ zum Beispiel allen Bürgern die gleichen Rechte zukommen, was somit eine Auflösung der Grenzen zwischen dem dritten Stand und dem Adel bedeutete. Da dem dritten Stand damals ca. 95% der Bevölkerung angehörten und diese im Absolutismus gegenüber dem Adel ungleich behandelt wurden, bekam der Gedanke, dass allen Bürgern die gleichen Rechte und Pflichten übertragen werden sollte, unabhängig von ihrer Abstammung, breite Zustimmung. Zudem verstand sich die Französische Republik als demokratischer Nationalstaat, also ein Staat sich durch die angestrebte Willensvertretung der Nation und nicht durch die Macht eines Monarchen legitimiert. Deshalb, da die ursprünglichen Ideale der Französischen Revolution breite Zustimmung genossen, wollten sich sehr viele in Frankreich als Teil dieser anscheinend "neuen" französischen Nation verstehen. Womit wir wieder bei Elsass-Lothringen wären: Auch für nationale Minderheiten, wie die deutschsprachigen Elsässer und Lothringer sollte nun Gleichberechtigung mit ihren frankophonen Mitbürgern gelten. Das war zwar eigentlich auch, wenn man von der Ständeordnung absieht, auch vorher, wenn es nur um die Ethnie geht, der Fall. Allerdings hat eine Sache immer eine andere Wirkung, wenn der Staat es zu einem seiner obersten Maximen macht. Dass es im Elsass Unterstützer der Revolution gab, lässt sich z.B. daran erkennen, dass die Marseillaise aus Straßburg kommt. Dadurch entwickelte sich bei den deutschsprachigen Elsässern und Lothringern ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl zu Frankreich: Viele wollten aktiv zeigen, dass sie Angehörige der französischen Nationalität, die ihnen Gleichheit und zunächst auch viele Freiheiten brachte, sind. Dadurch kam es dazu, dass die Elsässer und Lothringer Teile der französischen Lebensart übernahmen. Umgekehrt waren für Frankreich das Elsass und Nordostlothringen ein integraler Bestandteil seines Territoriums und deren Bewohner Franzosen, da es ihnen im Gesetz so zustand.

Auf die Französische Revolution folgte in Frankreich die Herrschaft Napoleons. Er führte mehrere Kriege in Europa, auch gegen viele deutsche Herrscher. Dadurch hatte er mit direkten Annexionen, dem Rheinbund und der Republik Danzig auch Macht über weite Teile Deutschlands, die nun nach französischem Recht regiert wurden. Durch Napoleons Herrschaft wurde nun auch in Deutschland die Vorstellung eines Nationalstaates populär und es entwickelte sich, wie in Frankreich vorher auch, ein (deutscher) Nationalismus. Ein Problem war für die deutschen Nationalisten aber, dass Frankreich damals weite Teile Deutschlands annektierte. (Frankreich ging damals bis Hamburg...) Dadurch verstärkte sich der Mythos einer "Erbfeindschaft" zwischen Deutschen und Franzosen.

Die Feindseligkeiten zwischen Deutschen und Franzosen verstärkten sich umso mehr, als Frankreich alle seine eroberten Gebiete, insbesondere an deutsche Staaten, zurückgeben musste. (Das Elsass und Nordostlothringen gehörten damals nicht dazu, da diese schon vor der Revolution Teil Frankreichs waren.) Das führte u.a. auch dazu, dass Frankreich 1870 unbedingt verhindern wollte, dass ein preußischer Prinz König von Spanien wird. Die Auseinandersetzung um die spanische Thronfolge führte schließlich zum Deutsch-Französischen Krieg. Da dieser Krieg letztlich aus einer Vergeltungsmaßnahme gegen Frankreich in jenem Streit resultierte und Spanien trotzdem nicht "preußisch" geworden war. Musste Bismarck der deutschen Bevölkerung irgendeine Art Genugtuung vorlegen. Da eignete sich natürlich eine Annexion des Elsass und von Teilen Lothringens; denn so hatte man sich nicht nur an Frankreich gerächt sondern auch den Wunsch vieler Deutscher, in einem Deutschland mit allen deutschsprachigen Gebieten zu leben, ein Stück weit erfüllt. (Mit dem Sieg Preußens über Frankreich kam es nämlich zur Gründung des Deutschen Reiches.) Die Elsässer und Deutsch-Lothringer hatten keine großen Schwierigkeiten sich in das Deutsche Reich zu integrieren, weil sie ja entweder Deutsch oder einen deutschen Dialekt sprachen. Jedoch nicht die Franzosen im westlichen Elsass und im Gebiet um Metz, die dort eigentlich schon immer ansässig waren. (Das von Deutschland annektierte Gebiet wurde nicht nur nach linguistischen Kriterien begrenzt.)

Nachdem Frankreich Deutschland zusammen mit Großbritannien und den USA im Ersten Weltkrieg besiegt hatte, wollte es natürlich die französisch besiedelten Gebiete zurückhaben und sah als Siegermacht auch keinen Grund darin den Rest des Elsass' und des späteren Departements Moselle bei dem verhassten deutschen Feind zu lassen. Die deutschsprachige Bevölkerung in Frankreich hatte unter Repressalien der Regierung zu leiden (so kam es zum Beispiel zum Verbot der Benutzung der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit und vereinzelt sogar zu Vertreibungen).

Dass der stilisierte Erzfeind Frankreich ein zuvor von Deutschland regiertes Territorium beherrschte, war für die Nationalsozialisten ein absoluter Dorn im Auge. Deshalb wurde es nach dem Westfeldzug im Zweiten Weltkrieg de facto wieder ein Teil von Deutschland.

Nach dem Sieg über Nazideutschland, wurde (endgültig nach der Abstimmung im Saarland) die deutsch-französische Grenze von 1939 wiederhergestellt. Es war Frankreich nun ein wichtiges Anliegen das Elsass und das Departement Moselle für immer zu einem Teil Frankreichs zu machen. Das führte dazu, dass in diesen Gebieten Französisch immer mehr zur Umgangssprache aller Bevölkerungsschichten wurde.

Die Problematik bei Elsass-Lothringen war also, dass Deutschland und Frankreich dieses Gebiet immer wieder für sich beansprucht und erobert haben und es so lange Zeit ein internationaler Brennpunkt war.

Wie das damals zustandekam, weiss ich nicht. Da war hin und zurück, wie blackhaya schrieb.

Ich lebe im Süden Frankreichs.
Heute noch hat das ehemalige Elsass Lothringen spezielle Gesetze, unter Anderem im Gesundheitsbereich, Sozialbereich.
Der "Rest" Frankreichs beneidet sie darum.

Deutschland hatte doch unter Bismarck Elsass Lothringen im Zuge der Expansion annektiert...Und Deutschland und Frankreich standen sich im 1.WK gegenüber.
Könnte falsch sein..

Elsaß-Lothringen ist eine ursprünglich deutschsprachige Region, die im 17. Jh. (Westfälischer Frieden) bzw. 18. Jahrhundert von Frankreich annektiert wurde und danach immer wieder wechselseitig unter deutsche und französische Herrschaft kam.

Jetzt nicht unmittelbar mit dem ersten weltkrieg, aber deutschland und frankreich haben sich EWIG zn Elsass-Lothringen gestritten