Was verursacht den scheinbar nicht aufhaltbaren Absturz der Effektivität des deutschen Schulsystems?

2 Antworten

Wer weiß, wenn wir uns einmal über die eigentliche Funktion der Schule klar geworden sind, vielleicht sind wir dann froh darüber, dass deren Effizienz abnimmt und sagen, «Endlich!». Dann müssen wir nur noch konsequent zu Ende denken und ihren Einfluss auf die Gesellschaft minimieren. Zum Beispiel, in dem wir aufhören, Schulabschlüsse zum Maßstab aller Dinge zu machen; einschließlich des beruflichen Werdegangs der Schulabgänger.
Allerdings: In einer Gesellschaft, die eine Welt ohne Schule nicht kennt, maximal aus Erzählungen über weit zurückliegende Zeiten, wird das schwer. Noch dazu, wenn diese Erzählungen voller Legenden und Aberglaube stecken.

Die Schule hat nun mal nicht mit dem Lernen zu tun.

Wie die Erziehungswissenschaftlerin Frau Prof. Gronemeyer schon vor Jahre herausgearbeitet hat, versteckt sich hinter den offiziellen Lehrplan ein heimlicher. Zitat:

Tatsache aber ist, dass die Schule in dem, worin sie die ihr Anvertrauten unterweist, sehr effizient ist. Ihr heimlicher Lehrplan ist durchdringend wirksam.

https://www.streifzuege.org/2013/bildung-braucht-gastlichkeit/

Mehr über die Autorin: https://www.marianne-gronemeyer.de/vita/

Unter Rubrik «Texte» finden sich neben dem verlinkten weitere.

Gruß Matti


grtgrt 
Fragesteller
 26.05.2024, 13:26

Na ja: Die Aussage

Tatsache aber ist, dass die Schule in dem, worin sie die ihr Anvertrauten unterweist, sehr effizient ist.

gilt ja immer weniger. Genau das ist doch das Problem, welches ich hier zur Diskussion stelle.

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Kuhlmann26  26.05.2024, 13:33
@grtgrt

Es geht bei der Effizienz um die des “heimlichen Lehrplans“ und das ist der, der eigentlich nicht gewollt ist und zu den Effekten führt, die allgemein beklagt werden. Wenn Du den verlinkten Beitrag liest, merkst Du das schnell. Musst nicht mal bis zum Schluss lesen. Es sind ausgedruckt immerhin ca. 13 bis 14 A4 Seiten (je nach Schriftgröße)

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grtgrt 
Fragesteller
 26.05.2024, 14:16

Gronemeyers Aussage, die Schule sei "ein Ort, in dem die Menschen nicht dürfen, was sie sollen", halte ich für völlig falsch.

Auf meine eigene Schulzeit zurückblickend bin ich (aus eigener Erfahrung heraus) ganz anderer Meinung: Was man derzeit als heute nicht mehr akzeptablen "Frontalunterricht" schlechtredet, hat mir mit Abstand am ehesten geholfen: In Ruhe zuhören und mitdenken zu können, empfand ich als wirklich wunderbar.

Genau das aber scheint heute - des in immer mehr Klassen herrschenden hohen Lärmpegels wegen - ja immer weniger möglich zu sein. Muss man sich dann wundern, dass manche Schüler gewalttätig werden oder sich in völlige Gleichgültigkeit flüchten?

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grtgrt 
Fragesteller
 26.05.2024, 14:21
@grtgrt

Gronemeyers Aufsatz ist inhaltlich konsistent, aber irreführend, da auf einer falschen Prämisse basierend.

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Kuhlmann26  26.05.2024, 16:13
@grtgrt

Nun hättest Du die angebliche falsche Prämisse vielleicht kurz nennen sollen. So ist mit Deinen anderthalb Zeilen nicht viel anzufangen. Gronemeyer glaubt - wie ich - dass die Schule kein Ort des Lernens ist.

Dieses ganze PISA-Zeugs und die damit verbundene internationale Standardisierung von “Bildungs“abschlüssen ist dafür ein Zeugnis. Auch die hierzulande immer wieder geforderte Vereinheitlichung der Lehrpläne beweist, dass es immer nur um die Lehre geht, nie ums Lernen. Mir soll mal einer erklären, worin für das Individuum der Vorteil eines einheitlichen Lehrplans liegen soll.

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es geht in der schule doch längst nicht mehr um ein kleines bisschen mehr ansporn. kinder und jugendliche sind schon kaputt bevor sie überhaubt mit dem leben richtig angefangen haben! Man soll immer besser, besser und noch besser werden! Es gibt kein "das reicht, du kannst dich zurücklehnen" oder "sehr gut du bist fertig für heute", es gibt nur "du musst besser werden" oder "streng dich an!"

die deutschen behörden sprechen bei fällen von homeschooling von kindeswohlgefährdung.

Doch was ist mit all den kindern anderer länder, die zu hause unterrichtet werden?

Ist deren wohl durch die entscheidung der eltern gefährdet und niemand greift ein? Und nur unsere deutschen kinder entgehen dieser gefährdung, dank unseres schulzwanges?

NEIN!

In Wahrheit ist genau das gegenteil der Fall!

es sind schon unzählige kinder bereits im grundschulalter in psychologischer behandlung weil sie auffällig sind und nicht ins system passen. es ist schon fast zur normalität geworden "auffälligen" kindern den schulalltag mit hilfe starker medikamente zu erleichtern und auch den lehren somit einen störfreieren unterricht zu ermöglichen. das ist doch absurd! so ein vorgehen kann einfach nicht gut sein!

überhaubt das kinder in ein system gepresst werden spricht völlig gegen ihre natur! kinder sind nun mal sehr unterschiedlich.

und das kinder schon früh morgens aufstehen müssen (im winter könnt man meinen es ist nachts) und teils so lange schule haben wie büroarbeiter ist doch absurd!

leute, die später schlafen gehen aber dafür auch später aufstehen, werden gerne als faul degradiert. Aus welchem grund eigentlich?

Sie schlafen ja nicht mehr als frühaufsteher- deren rhythmus funktioniert halt anders. Auf diese menschen wird 0 rücksicht genommen.

Und gerade in der pubertät werden viele jugendlichen zu sog. nachteulen, weil sich ihr schlafrhythmus zum späteren abend hin verschiebt. oft können sie gar nicht früher einschlafen oder wachen deswegen (trotz ausreichender stundenzahl) wie gerädert auf. viel schlaf ist nämlich nicht gleichbedeutend mit effektivem schlaf.

hier müssen kinder, die mitten in der entwicklung stecken, wegen äußerer vorgaben gegen ihre innere natur kämpfen. dass das alles andere als gesund ist, kann sich jeder vernünftige mensch wohl denken.

kinder sind doch keine kleinen erwachsenen!

Wenn ich mich in den schulen so umgucke dann frage ich mich wo überhaubt noch irgendwelche motivation her kommen soll wenn jeder kleinste spaß bestraft wird. Wenn lehrer wegen jeder kleinigkeit an der decke hängen und so tun als hätte man was unfassbar furchtbar schlimmes ja schon fast etwas kriminelles getan obwohl man nur einen papierflieger geworfen hat oder man eine hausaufgabe vergessen hat. Alleine aus diesem grund sollte homeschooling endlich legalisiert werden. So könnten kinder so lernen wie es ihnen am einfachsten fällt. In der schule muss jeder das gleiche im gleichen tempo und auf dem gleichem weg machen.

es wird keine rücksicht darauf genommen dass kinder unterschiedlich sind.

Die einen sind nun mal ruhig und brauchen nicht unbedingt soziale kontakte, die anderen lebhaft und müssen ständig in bewegung sein, die anderen verstehen dinge direkt und die anderen brauchen nun mal länger. Warum wird das in der schule nicht akzeptiert und/oder toleriert? Warum gibt man den kindern nicht zeit sich zu entwickeln? So viel zeit wie sie brauchen und nicht jedem die selbe egal ob es zu wenig oder zu viel zeit ist?

kinder und jugendliche sind nicht dafür geschaffen 7 stunden am tag mit 20 anderen im stickigem klassenzimmer zu sitzen, wiederspruchslos zu machen was man ihnen sagt, ständig leistungskontrollen über sich ergehen zu lassen, strikte vorgaben einhalten zu müssen und ja kein wort mit den anderen zu reden. Würden erwachsene unter solchen bedingungen arbeiten, käme es zu einer massiven kündigungswelle und zu protesten. Würden katzen unter solchen bedingungen gehalten werden, würden die tierschutzvereine alle auf die barrikaden gehen!

Aber mit kindern, mit denen kann man es machen? Alleine das viele mobbing zeigt dass hier etwas nicht stimmt! Die kinder werden unter bedingungen festgehalten die nicht "artenfreundlich" sind. Einige davon wissen nicht wie sie ihren frust am system auslassen sollen und fangen dann eben an zu mobben!

leute! glaubt euren kindern! "ich will nicht zur schule" ist nicht blos eine pupertäre phase, wie oft suggestiert wird!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durch hartes arbeiten als angestellter wird man nicht reich!

grtgrt 
Fragesteller
 03.06.2024, 08:35

Im Rückblick auf meine eigene Schulzeit kann ich nicht behaupten, dass Schulbeginn schon um 8:00 morgens mich groß gestört hätte.

Über 13:00 hinaus am Nachmittag irgendwann auch noch in der Schule sein zu müssen (wie das heute nicht selten der Fall zu sein scheint), hätte ich ganz sicher als weit unangenehmer empfunden.

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Nebenbei noch interessant: Wie auf Seite https://condorcet.ch/2024/05/olafs-studie-ganztagesschule-keine-kognitiven-effekte/ berichtet wird, gibt es Anzeichen dafür, dass schulische Ganztagsangebote keinerlei positiven Effekt auf die kognitive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben.

In meinen Augen nimmt man ihnen damit die Möglichkeit, zu lernen, eigene Zeit selbst sinnvoll einzuteilen. Man entmündigt sie sozusagen durch Ganztagsschulen.

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anonym200886  03.06.2024, 09:14
@grtgrt
Im Rückblick auf meine eigene Schulzeit kann ich nicht behaupten, dass Schulbeginn schon um 8:00 morgens mich groß gestört hätte.

Dann gehe ich mal davon aus dass du ein frühaufsteher warst oder immer noch bist.

Über 13:00 hinaus am Nachmittag irgendwann auch noch in der Schule sein zu müssen (wie das heute nicht selten der Fall zu sein scheint), hätte ich ganz sicher als weit unangenehmer empfunden.

Das sehe ich auch so. Insbesondere wenn es danach immer noch hausaufgaben für zuhause gibt. Wieso dürfen kinder anscheinend nicht mehr zumindestens nachmittags kind sein?

Wie auf Seite https://condorcet.ch/2024/05/olafs-studie-ganztagesschule-keine-kognitiven-effekte/ berichtet wird, gibt es Anzeichen dafür, dass schulische Ganztagsangebote keinerlei positiven Effekt auf die kognitive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben.

Der ganztages unterricht hat keinen besser- oder schlechteren effekt als der unterricht bis 13:00 uhr. Der unterricht an sich bleibt gleich. Es wird einfach nur die schulzeit bis in den nachmittag hinein verlängert. Nicht mehr, nicht weniger.

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