Was sollte die Bezeichnung "Heiliges Römisches Reich" ausdrücken?

5 Antworten

Mit der Bezeichnung Römisches Reich knüpfte man nicht nur an das antike römische Reich an, man sah es als ein und das selbe Reich an. Otto von Freising (ein mittelalterlicher Chronist in der Zeit Friedrichs I. [Barbarossa]) schrieb, dass Konrad III. der 92. Nachfolger von Kaiser Augustus war. Auch mittelalterliche Bilder zeigen Augustus und mittelalterliche römisch-deutsche Kaiser, in gleicher Weise und Kleidung. Also aus Mittelalterlicher Sicht ist das HRR kein Nachfolger des römischen Reiches, sondern ein und dasselbe. Außerdem wollte man damit den Weltuntergang herauszögern (4-Reiche-Lehre). Mit dem Titel Römischer Kaiser ging auch ein Weltherrschaftsanspruch einher.

Der Zusatz "Heilig" kam unter Friedrich Babarossa hinzu, um die Heiligkeit des Reiches und des Kaisers zu unterstreichen, und vor allem gegenüber den Papst als Gleichberechtigt oder sogar höherwertig zu gelten. Vor dem Investiturstreit war das nicht nötig, da galt der Kaiser noch als weltlicher Stellvertreter Gottes, so wie der Papst der geistliche Stellvertreter war, also waren beide auf der Selben Stufe, mit verschiedenen Aufgaben. Mit dem Investiturstreit wurde dieses Image angezweifelt, und der Zusatz "Heilig" sollte diesen alten Anspruch nochmals unterstreichen.

Was sie ausdrückte wurde hier schon gesagt, Was dies berdeutet jedoch noch nicht.

Die Bezeichnung H.R.R. ist anmaßend und pompös zugleich. Das deutschsprachige Reich maßte sich an, das antike Rom zu beerben und das im zweifachen Sinne des Wortes. Davon mal abgesehen, Wie kann denn dieses Reichsgebilde beanspruchen Nachfahre der Alten Römer zu sein. Dies Recht hatte eigentlich niemand und wenn doch, dann zuerst Italien, dann Frankreich sowie Spanien und Portugal usw. alles Länder die in ihrer Gänze zu Rom gehörten und die allesamt eine lateinische Sprache haben. 

Heilig ist übertrieben, pompös und für andere Staaten eher bedrohlich, denn mit etwas Heiligem ist nicht zu spaßen, ist nicht gut Kirschen essen. Mit dieser Feierlichkeit folgt garantiert auch eine todernste Haltung und wehe, wer daran kratzen wollt.

Dies Recht hatte eigentlich niemand

Das Byzantinische Reich eigentlich schon. Nur weil sich die Amtssprache in Griechisch geändert hat, heißt das nicht, dass das keine Römer mehr waren.

Außerdem hatte nach der Konstantinischen Schenkung (die zwar wie man heute weiß gefälscht war, aber im MA als echt angesehen wurde), der Papst die Verfügungsgewalt über die Westhälfte des Reiches. Von daher konnte er durchaus den seit 475 vakanten Titel des weströmischen Kaisers an jemanden seiner Wahl (also Karl den Großen) übergeben. Karl der Große und alle Nachfolgenden Kaiser bis Karl V. waren auch Könige von Italien. Außerdem wurden zumindest Karl der Große und Otto der Große (und wenn ich mich nicht irre auch Otto II. und Otto III.) von den byzantinischen Kaisern als Mitkaiser anerkannt. Etwas was der "letzte" römische Kaiser Romulus Augustulus nicht von sich behaupten konnte.

PS: Von Staaten würde ich im Mittelalter eher nicht reden.

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@karolusmagnus

1. Der Papst als einzelner Mensch hatte schon mal gat nicht das Recht, nach Gutdünken zu bestimmen, wer da Rechtsnachfolger als auch Erbe des röm. Reiches werde.

2. zu Zeiten Karl des Großen gab es noch kein Hl. Röm. Reich

3. nie war ganz Italien Teil des H.R.R., jahrhundertelang gab es den Kirchenstaat, Königreich Beapel sowie Königr. Sizilien

4. Teile Italiens wurden vom H.R.R. annektiert

5. die Anerkennung durch das Byzantinische Reich bedeutet nur, das dieses schwächelte und daher den Starken begünstigte

6. nur ein kleiner Teil des H.R.R. war je ein Teil des Röm. Reiches. Der Limes endet ja schon nördlich im Taunus, nach Osten hin endet er bereits am Rhein.

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@Saatgut

1. Der Papst als einzelner Mensch hatte schon mal gat nicht das Recht, nach Gutdünken zu bestimmen, wer da Rechtsnachfolger als auch Erbe des röm. Reiches werde.

Nach der Konstantinischen Schenkung hatte er das Recht. Die volle Verfügungsgewalt über den Westteil des Reiches. Was wir davon heute halten ist unerheblich und nicht die Art eines Historikers, mit heutigen Maßstäben darüber zu urteilen. Außerdem war er und ist er noch heute nach katholischer Überzeugung der oberste Vertreter Christi auf Erden. Im Mittelalter war das bedeutend und das ist das einzige was zählt.

2. zu Zeiten Karl des Großen gab es noch kein Hl. Röm. Reich

Stimmt ein Heiliges Römisches Reich gab es nicht. Karl war Herrscher des Römischen Reiches.

3. nie war ganz Italien Teil des H.R.R., jahrhundertelang gab es den Kirchenstaat, Königreich Beapel sowie Königr. Sizilien

Heinrich VI. und Friedrich II. waren beide Könige von Sizilien und Kaiser des HRR. Außerdem waren die Langobardenfürsten in Süditalien noch mindestens im frühen 9. Jahrhundert Vasallen des Kaisers. Der Rest war muslimisch zählte also nicht.

4. Teile Italiens wurden vom H.R.R. annektiert

Von einer Annektion kann man im Mittelalter auch nicht wirklich sprechen, bis zur Entwicklung der Stadtstaaten in Italien haben die Italienischen Fürsten den Kaiser als ihren obersten Lehnherren anerkannt, sind ihm also Freiwillig gefolgt. Gut Karl der Große hat das Langobardenkönigreich (also das Kngr. Italien) erobert, und Otto der Große später nochmal, dem folgte aber trotzdem immer eine anschließende Anerkennung als König von Italien durch die Italienischen Fürsten. Im Laufe des späten Hochmittelalters ging Italien tatsächlich stückweise, Grafschaft für Grafschaft, Stadt für Stadt dem HRR verloren. Das ist aber dennoch die umgekehrte Entwicklung, als die die du suggerierst.

Außerdem es gibt in FMA und HMA (vom Byzantinischen Reich und den muslimischen Reichen vielleicht mal abgesehen) keine Territorialstaaten, wie wir sie heute kennen. Im westlichen Europa herrschten der sogenannte Personenverbandsstaat vor. Die Reiche definierten sich durch die Personen (Grafen, Könige, Kaiser usw.) nicht durch das Territorium. Von daher kann man nicht von der Annektion eines Territoriums sprechen. Im SPA entstehen langsam auch die ersten Territorialstaaten in Westeuropa, aber als das begann war das HRR bereits auf dem Rückzug.

5. die Anerkennung durch das Byzantinische Reich bedeutet nur, das dieses schwächelte und daher den Starken begünstigte

Wenn das HRR deiner Aussage nach also stark genug war, um von Oströmischen Reich als Weströmisches Reich anerkannt zu werden, dann war es ja wohl in der Sicht des Oströmischen Reiches das Weströmische Reich oder nicht? Außerdem wurde jeder weströmische Kaiser bis Julius Nepos vom Osten anerkannt, heißt das nun das Byzantinische Reich war damals auch schon schwach? Nein. Warum ist es dann plötzlich schwach, wenn es um 800 einen anderen als Kaiser anerkennt? Der Niedergang des Reiches setzte ja erst mit Manzikert 1071 und dem vierten Kreuzzug 1204 ein. Davor war es immer noch die bedeutenste Macht im Mittelmeerraum.

6. nur ein kleiner Teil des H.R.R. war je ein Teil des Röm. Reiches. Der Limes endet ja schon nördlich im Taunus, nach Osten hin endet er bereits am Rhein.

Ich würde eher schätzern mindestens die Hälfte des HRR (in der Ausdehnung von 1034, nachdem Konrad II. König von Burgund wurde) war einmal römisch gewesen. Ganz Lotharingen, Burgund, die heutige Schweiz, Norditalien, das heutige Österreich (bis auf einen Kleinen Zipfel), und das heutige Deutschland südlich der Donau (und noch Liechtenstein), das war alles römisch. Der "deutsche" Teil des HRR ging außerdem nur bis zu Elbe, alles östlich davon war um 1034 noch slawisch.

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Dass die Macht des Kaisers und des gesamten Staates gottgegeben und unanfechtbar sind. Außerdem wird die Stellung als Nachfolger des römischen Reiches deutlich. Das Deutsch kam später hinzu und drückt die Volksangehlrichkeit des Staates an

"Heiliges", da es ein christliches Reich war und im Auftrag stand den Papst zu schützen. "Römisches Reich", da damit der Anspruch festgelegt wurde, dass es die Nachfolge des antiken Römischen Reichs inne hatte.

Die römisch-deutschen Kaiser wollten die Teadition des Imperium Romanum in christlich legitimiertem Sinnen aufrechterhalten.