Was soll ich tun Familie ist Homophob?

2 Antworten

Huhu Juni - das ist, verständlicherweise, eine schwierige Situation für dich.

Die Frage ist natürlich, wie deine Eltern reagieren würden, falls sie herausfinden, dass du schwul bist. Möglicherweise kannst du das ja anhand der Reaktion bzgl. deines Bruders besser einschätzen. Bei sehr religiösen Eltern gibt es auch eine Bandbreite von möglichen Reaktionen - nicht nur kurzfristig, sondern vor allem mittel- und langfristig.

Vielleicht überlegst du auch mal, ob dein Bruder ein Verbündeter sein könnte und aus welchen Gründen er das Thema erwähnt hat, obwohl er ja vermutlich wusste, dass deine Eltern nicht so locker reagieren. Verbündeter im Sinne von: er ist dem Thema offen gegenüber eingestellt und verrät dich nicht, wenn du "es" ihm sagen würdest, er ist aber selbst Hetero. Oder: vielleicht ist er selbst nicht 100%ig Hetero. Die Frage ist dann auch, wie er dich einschätzt - ob er ahnt, dass du schwul bist, ob er dir helfen würde oder sogar schon wollte etc.;

Im Zweifel, bevor die Lage bei dir zu Hause eskaliert und du dich absolut unwohl zu Hause fühlst, weil dir deine Eltern das Leben zu Hölle machen, ist es wohl besser, mit einem Coming-out in Bezug auf deine Eltern zu warten, bis du unabhängig von ihnen bist. Vor allem: räumlich.

Sollten zuvor ernste Probleme auftreten, kannst du dich selbst ans Familiengericht wenden (Anregung, nach § 1666 BGB einzuschreiten) - im Notfall zusätzlich auch an die Polizei, z.B. falls körperliche Gewalt ausgeübt wird, du "rausgeworfen" wirst, "Umerziehungsmaßnahmen" von deinen Eltern angedroht/vollzogen werden etc.

Leute kennenlernen! Es wird dir wahrscheinlich guttun, wenn du zu anderen schwulen/bisexuellen/pansexuellen Kontakt hast. Sogar mit welchen einfach nur schreiben wäre schon gut, persönlich sprechen ist noch besser.

Je nachdem, wie die Kontrolldichte durch deine Eltern ist und wo du lebst, könntest du z.B. zu den Treffen einer queeren/schwul-lesbischen/LGBT-Jugendgruppe gehen (Bezeichnungen unterscheiden sich je nach Gruppe). Das ist eine sehr gute Möglichkeit, um Kontakte zu anderen schwulen/bi/pan Jungs zu knüpfen - und dann hast auch Leute, mit denen du offen sprechen kannst und die dich verstehen, die vielleicht in einer ähnlichen Situation sind, wie du. Jugendgruppen gibt's in den meisten größeren Städten - guck mal mit einer Suchmaschine deiner Wahl nach. ;-)

Ansonsten gibt es auch Communitys - online. DBNA ("du bist nicht allein") ist eine der bekanntesten und extra für Jugendliche & junge erwachsene. Mach dich jedoch auch dort auf Leute gefasst, die es eher auf rein sexuelle Kontakte abgesehen haben. Aber man kann sich ja aussuchen, mit wem man schreibt. Ansonsten gibts auch an anderen Orten Online-LGBT-Gruppen, Foren & Server - einfach suchen... LGBT, schwul, queer... :).

Eine weitere Möglichkeit wäre es, wenn du Freunde oder Verwandte einweihst, denen du vertraust, die dich nicht an deine Eltern verraten und auch nicht überall tratschen, sodass es irgendwann zu deinen Eltern zurückkommt, dass du schwul bist.

Auch Hilfsangebote, wie die Nummer-gegen-Kummer oder entsprechende Chats oder persönliche Beratungsangebote für Jugendliche kannst du nutzen. In einigen Städten gibt es städtische, psychologische Beratungsstellen für Jugendliche oder auch Vereine, die Hilfe anbieten.

Um diese Möglichkeiten zu nutzen, brauchst du vielleicht etwas Mut. Es ist aber wichtig, dass du über die Dinge, die du als belastend empfindest, redest oder schreibst - denn das allein entlastet einen schon. Insofern ist es auch schon gut, dass du die Frage gestellt und deine Situation geschildert hast - auch dazu gehört ja Mut. Mach also weiter, den ersten Schritt hast du ja schon geschafft. ;)

Die Angebote zu nutzen heißt übrigens nicht, dass deine Eltern davon etwas mitbekommen müssen oder sollten. Das lässt sich meistens auch gut bewerkstelligen, ohne dass sie das mitbekommen.

Das ist natürlich ein hartes Los. Meine eltern sind eigendlich sehr tollerant, zumindest halten sie sich dafür und hatten auch so ihre Probleme damit, dass ich mit anderen Mädchen ausgegangen bin.

Leider sind Phobien alles andere als rational und ich fürchte, wenn du dich outest, dass es defintiiv nicht besser wird.

Ich würde mir an deiner Stelle allen ernstes überlegen, noch 2 Jahre die füße still zu halten und dann so schnell es eben nur geht, dich auf eigene Füße zu stellen sprich eigene Wohnung wo du dich dann frei entfalten kannst.

Übrigens, was LGBTQ+ und so angeht, habe ich manchmal son bisschen das gefühl, dass es eine Schande ist, wenn man einfach nur "normal" ist.