was sind partiallladungen?

2 Antworten

Unter Partialladung (lat. pars „Teil“, daher auch Teilladung) versteht man die unterschiedliche Ladung zweier Bindungspartner.

Unterscheiden sich die Bindungspartner einer Bindung in ihrer Elektronegativität, so ist die Verteilung der Bindungselektronen nicht mehr gleichmäßig, sondern es kommt zu einer Polarisation (unterschiedliche Ladung der Partner), die durch die Verschiebung der Ladungsträger (Elektronen) hervorgerufen wird. Diese Elektronenverschiebung bewirkt, dass die Bindungspartner teilweise (=partiell) positiv und negativ geladen sind.

Je größer die Elektronegativitätsdifferenz (ΔEN) ist, desto größer wird der Grad der Polarisation und damit die Ausbildung der Partialladungen. Da zwischen unterschiedlichen Ladungen Bindungskräfte entstehen, werden diese umso größer, je größer der Ladungsunterschied ist. Ab einer bestimmten Größe der Differenz spricht man von einer Ionenbindung und Ionen.

Die Ladungen werden in chemischen Formal mit δ- und δ+ oberhalb des Elementes gekennzeichnet. Zu beachten ist, dass die Ladungen in dieser Form nicht wirklich existieren, da Ladungen nur Vielfache der Elektronenladung e sein können, sondern nur eine asymmetrischen Ladungsverteilung aufzeigen.

Partialladungen sind eigentlich gedankliche Konstrukte, mit denen sich Chemiker bei der Beschreibung von komplexen Vorgängen behelfen. Dabei werden Ladungen eines Moleküls bestimmten Atomen zugeordnet, um daraus die Oxidationsstufe bestimmen zu können. In Wirklichkeit ist die Ladung von Atomen in Molekülen nicht bestimmbar, Ladung ist eine Moleküleigenschaft. Es gibt, glaube ich, Rechnung, die auch nachweisen, dass eine Ladung nicht an einem Atom lokal vorhanden ist. In Wirklichkeit beschreiben wir kovalente Bindungen (z.B. in organischen Molekülen) ja als Quadrat der Aufenthaltswahrscheinlichkeit von Bindungs-Elektronen, sogenannten Orbitalen.

Wenn die Wahrscheinlichkeit für den Ort des Elektrons z.B. beim Chlorwasserstoff an dem Chloratom höher ist als an dem Wasserstoffatom, so spricht man von einer negativen Partialladung am Chlor (Elektronenüberschuss, negative Polarisierung) und einer positiven am Wasserstoff (Elektronenmangel, positive Polarisierung).

Mit dem Begriff der Partialladung möchte man also zum Ausdruck bringen, dass eine Molekülbindung nicht gleichmässig zwischen den beiden Bindungspartnern ist. Eine positive Partialladung am Wasserstoff wird immer dann angenommen, wenn die Elektronegativität des Bindungspartners (in meinem Beispiel oben Chlor) größer (negativer) ist als die von Wasserstoff.