Was sind die Grundlagen der Machtstellung des Augustus?

2 Antworten

Augustus ist Alleinherrscher geworden, nachdem er sich in einem Machtkampf (mit einem Bürgerkrieg, der mit vielen Tötungen und Beschlagnahmungen von Landbesitz verbunden war) durchgesetzt hatte (31 v. Chr. entscheidender Sieg in der Seeschlacht bei Actium gegen seinen letzten Konkurrenten Marcus Antonius).

Gaius Octavius (den Ehrentitel „Augustus“, der etwa „der Erhabene“ bedeutet“, hat er erst später, 27. v. Chr. erhalten) war der Großneffe des mächtigen Gaius Iulius Caesar und ist von ihm in seinem Testament adoptiert und als privatrechtlicher Haupterbe eingesetzt worden. Gaius Octavius hat sich dann Gaius Iulius Caesar genannt. Da üblicherweise dabei der Zusatz „Octavianus“ hinzugefügt worden wäre, wird er in dieser Phase auch Octavian bzw. Oktavian genannt.

Augustus hat den Staat/die Republik von ihm für wiederhergestellt erklärt (res publica restituta).

Octavian/Augustus ist nicht als Anführer einer Bewegung für die Einführung einer Monarchie in Rom an die Macht gekommen, sondern als Sieger eines Machtkampfes. Eine Alleinherrschaft war damals nicht ein von einer Mehrheit der Römer angestrebtes Staatsideal. Der Begriff eines Königs (rex) und einer Königsherrschaft (regnum) war negativ besetzt, galt als etwas Schlimmes. Eine offzielle Veränderung der Staatsform hätte besonders stark Ablehnung und Widerstand hervorrufen können. Die Rücksichtnahme auf die republikanische Verfassungstradition war wichtig. Augustus hat in den Formen oft die republikanische Tradition beibehalten und es vermieden, dem äußeren Anschein nach stark dagegen zu verstoßen (auch wenn seine tatsächliche Machtstellung damit nicht übereinstimmte). Im Umgang mit dem Senat blieb ein Anschein von einem Mitspracherecht und Willen zur Kooperation, also kein schroffes Beiseiteschieben. Seine Selbstdarstellung hat kunstvoll den eigenen Machtanspruch mit Erwartungen, Wünschen und Hoffnungen der Bevölkerung verbunden. Die Stilisierung, die tatsächliche Verhältnisse umgab, hatte das Ziel seine Autorität (auctoritas) zu festigen.

Für Octavian/Augustus war eine gewisse Bindung an Rechtformen und Aufrechterhaltung des Anscheins einer Republik günstig, um folgende Ziele zu erreichen:

  • Verringerung des Risikos einer Verschwörung mit einem Plan eines Attentas auf ihn (die Ermordung seines Großonkels und Adoptivvaters Gaius Iulius Caesar am 5. März des Jahres 44 v. Chr. war ein warnendes Beispiel)
  • Mitarbeit der bisherigen politischen Führungsschicht, der Nobilität, an der Verwaltung des rönmischen Reiches

Seine Herrschaft wird als Prinzipat bezeichnet (princeps = Erster).

Die Häufung der Ämter, das Überschreiten der Jahresbegrenzung für eine Amtszeit und die fehlende Kollegialität in wichtigen Ämtern verstießen genaugenommen gegen republikanische Grundsätze.

Der Nobilität war dies klar, aber in der Praxis bot die gewisse Rücksichtnahme eine Möglichkeit, sich mit dem Prinzipat abzufinden, weil es keine aussichtsreiche gute Alternative gab (bei einem Versuch einer Rückkehr zu einer echten Republik war die Gefahr von Chaos und Bürgerkrieg groß).

27 – 23 v. Chr. ist Augustus jedes Jahr Konsul gewesen, hat dann aber die jährliche Übernahme des Amtes abgebrochen. Er erhielt die Rechte der tribunizischen Gewalt (tribunicia potestas) und eine übergeordnete prokonsularische Befehlsgewalt (imperium proconsulare maius).

Augustus hatte gewaltige finanzielle Mittel in seiner kaiserlichen Privatkasse, eine riesige Klientel und den Oberbefehl über eine große Anzahl Soldaten. In den Provinzen, die er durch von ihm ernannte Beauftragte (Legaten) verwaltete (kaiserliche Provinzen) befanden sich fast alle römischen Legionen. In den Provinzen, die als „befriedet“ galten und vom Senat verwaltet wurden (senatorische Provinzen) befanden sich sehr viel weniger Soldaten.

Grundlagen der Machtstellung des Augustus waren also:

  • gewaltige Menge Geld
  • Oberbefehl/Verfügungsmacht über den Großteil der römischen Soldaten
  • riesige Klientel (Gefolgschaft/mit ihm verbundene Leute)

die wichtigsten Amtsgewalten waren (nach einer Phase 27 – 23 v. Chr, in der Augustus jedes Jahr das Konsulat innehatte):

  • tribunizische Gewalt (tribunicia potestas)
  • übergeordnete prokonsularische Befehlsgewalt (imperium proconsulare maius).

Für ausführliche Informationen und Erklärumgen ist es nützlich, zu Büchern in Bibliotehken zu greifen.

In Biographien und Darstellungen zu Leben und Zeit sind Informationen nachzulesen:

Jochen Bleicken, Augustus : eine Biographie. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2010 (rororo ; 62650). ISBN 978-3-499-62650-0

Klaus Bringmann, Augustus. 2., durchgesehene und bibliographisch aktualisierte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2012 (Gestalten der Antike). ISBN 978-3-534-7 5177-3

Werner Dahlheim, Augustus : Aufrührer - Herrscher - Heiland ; eine Biographie. Jubiläums-Edition. München : Beck, 2013. ISBN 978-3-406-65624-8

Werner Eck, Augustus und seine Zeit. Originalausgabe. 6., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2014 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2084). ISBN 978-3-406-66686-5

Karl Galinsky, Augustus : sein Leben als Kaiser. Aus dem Englischen von Cornelius Hartz. Darmstadt ; Mainz : von Zabern, 2013. ISBN 978-3-8053-4677-1

Marcus Junkelmann, Die 101 wichtigsten Fragen - Augustus und seine Zeit. Originalausgabe. München : Beck, 2014 (C.-H.-Beck Paperback ; 7041). ISBN 978-3-406-65895-2

Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch. 5., gegenüber der 4. um ein Vorwort erweiterte Auflage. Darmstadt : von Zabern, 2014. ISBN 978-3-8053-4844-7

Angela Pabst, Kaiser Augustus : Neugestalter Roms. Stuttgart : Reclam, 2014. ISBN 978-3-15-010988-5

Heinrich Schlange-Schöningen, Augustus. 2., durchgesehene und bibliographisch aktualisierte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2012 (Geschichte kompakt). ISBN 978-3-534-25071-4

auch Darstellungen zur römischen Kaiserzeit enthalten Hinweise, z. B.:

Karl Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit : Von Augustus bis zu Konstantin. 6. Auflage mit aktualisierter Bibliographie. München : Beck, 2009 (Beck's historische Bibliothek), S. 1 - 177

Werner Dahlheim, Geschichte der Römischen Kaiserzeit. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. München : Oldenbourg, 2003 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte ; Band 3), S. 1 – 30

Du stellst soviele Fragen zu Augustus, dass ich davon ausgehe, dass dich dieser römische Kaiser persönlich interessiert. Daher empfehle ich dir gute Bücher, von denen du wenigstens eines lesen solltest!

1. Sehr gut, aber kurz und knapp: 

-  Werner Eck: Augustus und seine Zeit. 6. Aufl. 2014.

2. Die besten Darstellungen, aber sehr ausführlich:

Dietmar Kienast: Augustus. Princeps und Monarch. 5. Aufl. 2014.

Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie. 2. Aufl. 2010.

Werner Dahlheim: Augustus. Aufrührer, Herrscher, Heiland. 2013.

MfG

Arnold