Was sagen Christen über die Steinzeit?

10 Antworten

Nicht zwangsläufig. Viele Christen sind sich darüber im Klaren, dass die Bibel kein zeithistorisches Dokument ist und deshalb nicht wortwörtlich verstanden werden darf. Warum man das, was in der Bibel steht, nicht glauben darf, habe ich neulich schon einmal recht ausführlich dargelegt. So sind die Texte der Bibel beispielsweise erst lange Zeit nach den angeblich passierten Ereignissen aufgeschrieben worden - von Personen, die bei den Ereignissen also gar nicht dabei gewesen sind. Außerdem widersprechen sich die Angaben in den Bibeltexten in vielen Bereichen beträchtlich. Und zudem gebietet allein der gesunde Menschenverstand es, dass man die Geschichten der Bibel wortwörtlich nehmen darf. Wie soll es beispielsweise Noah gelungen sein, von jeder Tierart exakt 1 Paar auf seine Arche zu bringen und warum kommen Känguruhs nur in Australien vor, wenn sie doch vom Berg Ararat aus, wo die Arche angeblich gestrandet sein soll, wie alle anderen Tiere los marschiert sind? Haben sie unterwegs keine Nachkommen gezeugt, die heute noch z. B. in der Türkei leben? Und warum haben Männer und Frauen exakt die gleiche Anzahl an Rippen, wie dir sicher jeder Arzt bestätigen kann? Laut biblischem Schöpfungsmythos wurde die Frau (nämlich Eva) aus einer Rippe Adams gemacht, wenn die Geschichte stimmen würde, müssten Männer ja logischerweise exakt eine Rippe weniger als Frauen haben. Du siehst also, die Bibel darf man nicht wortwörtlich nehmen. Und "es muss stimmen, weil es in der Bibel steht" ist nun einmal kein fundiertes Argument!

Auch wenn ich selbst in keiner Weise religiös bin, ist die Evolutionstheorie mit dem christlichen Glauben sehr wohl vereinbar (wenngleich ich persönlich Erklärungen, die ganz ohne einen Gott auskommen, plausibler finde). Die katholische Kirche nebst dem Papst erkennt die Evolutionstheorie heute als wahr an. Einfach, weil sie erkannt hat, dass die Evolutionstheorie so gut belegt ist, dass an ihrer Richtigkeit heute kein Zweifel mehr bestehen kann. Es ist also möglich, sowohl Christ zu sein als auch anzuerkennen, dass die Evolutionstheorie ein Fakt ist. Und gerade die Evolution des Menschen ist u. a. durch steinzeitliche Funde so extrem gut fossil dokumentiert, dass niemand diese Beweise ernsthaft anzweifeln kann.

Es gibt aber Menschen, die das nicht wahr haben wollen. Sie nennen sich selbst Kreationisten. Ihre Bewegung ist gerade in den USA sehr groß und leider sehr einflussreich. So fordern sie u. a., dass die Schöpfungsmythologie als "gleichberechtigte" Theorie neben der Evolutionstheorie in der Schule gelehrt werden soll, obwohl der Kreationismus gelinde gesagt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt. Und leider sind die Kreationisten mit ihrer kruden Kampagne ziemlich erfolgreich. Es ist erschrechend, dass ein so technologisch-wissenschaftlich orientiertes Land wie die USA in vielen Bereichen so rückständig ist, trotzdem ist es bittere Wahrheit, dass in den USA die Hälfte der Bevölkerung nicht an die Evolutionstheorie glaubt. Die meisten Anhänger des Kreationismus in den USA sind bibeltreue evangelikale Christen. Es gibt aber auch Kreationisten, die Juden oder Moslems sind. Man kann also nicht "die Kreationisten" mit "den Christen" gleichsetzen.
Leider sind Kreationisten in ihrer Meinung derart festgefahren, dass sie die zahlreichen Belege für die Evolutionstheorie nicht anerkennen wollen. Mit ihnen zu diskutieren bringt deshalb rein gar nichts, weil ihre Überzeugung ist, dass nicht sein kann, was ihrer Meinung nach nicht sein darf. Es ist ein bisschen so wie in Platons Höhlengleichnis. Sie sind so sehr davon überzeugt, dass die Schatten an der Wand ihrer Höhle echt sind, dass sie die Realität draußen übersehen. Dabei müssten sie nur einmal mutig genug sein und einen Schritt nach draußen ins Helle wagen, den Mut haben, sich mit der Evolutionstheorie ernsthaft auseinander zu setzen. Denn im Grunde genommen ist die Evolutionstheorie keineswegs weniger wundersam als der Schöpfungsmythos. Im Gegenteil, was die Evolution alles hervorgebracht hat, versetzt mich jeden Tag aufs Neue in Staunen, Ehrfurcht und Demut.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
RStroh  14.07.2021, 22:36

Die Evolution hat gar nichts hervorgebracht. Sie ist keine Person, keine Macht, kein Gott. Sie kann nicht denken und handeln. Und daher auch nichts hervorbringen. Sie ist eine Beschreibung dessen, was geschehen ist. mehr nicht.

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dadita  15.07.2021, 00:33
@RStroh

Evolution ist ein Prozess. Und Prozesse können natürlich Dinge (oder in diesem Falle: Arten) hervorbringen.

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RStroh  15.07.2021, 06:20
@dadita

Der Prozess ist nicht die treibende Kraft sondern nur deren Beschreibung.

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dadita  15.07.2021, 09:10
@RStroh

Der Prozess ist der Prozess. Die "treibenden Kräfte" hinter der Evolution sind Mutation und natürliche Selektion, was nichts daran ändert, dass es die Evolution als Prozess ist, welche neue Arten hervorbringt.

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Darwinist  15.07.2021, 11:48
@dadita

Exakt so wie @dadita es beschreibt, ist es. Die Triebkräfte der Evolution sind Mutation, Selektion und übrigens auch der Zufall - in Form der genetischen Drift. Selbstverständlich denkt, lenkt und handelt die Evolution nicht. Sie passiert einfach. "Die Evolution hat hervorgebracht" ist deshalb ganz klar als metaphorische Beschreibung zu verstehen, so wie Gene selbstverständlich nicht wirklich "egoistisch" sind (weil ein Gen nun mal nicht denken kann) und trotzdem Richard Dawkins' Theorie der egoistischen Gene richtig ist.

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Darwinist  15.07.2021, 21:15
@RStroh

Nein, das habe ich auch nie behauptet. Im Gegenteil, Evolution ist ein vollkommen ungerichteter und damit ungeplanter Prozess. Nichts in der Evolution ist daher vorherbestimmt (was übrigens auch für unsere eigene Spezies gilt. Dass es den Homo sapiens gibt, ist daher nur ein Zufall und keine Notwendigkeit gewesen). Was in der Evolution allein zählt, ist stets eine Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten.

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Also das, was in einem Buch steht, stimmt voll und ganz und lang erforschte Geschichte mit historischen Quellen ist erfunden?

Autsch

laut den Christen müsste dort alles erfunden sein oder?

Nein. Es gibt gläubige Wissenschaftler und Menschen, die keinen Widerspruch sehen zwischen Glauben und Wissenschaft.

Man kann sich auch als gläubiger Mensch mit Naturwissenschaften beschäftigen. Glaube und Wissenschaft müssen sich nicht immer widersprechen. So hat zum Beispiel Mendel, ein katholischer Mönch, wichtige Entdeckungen bei der Genetik gemacht. Der Mensch, der die Urknalltheorie aufgestellt hat, war katholischer Priester.

Laut der katholischen Kirche ist die Evolutionstheorie mit dem Glauben vereinbar.

RStroh  14.07.2021, 17:24

Das gilt auch für die protestantischen Kirchen. Es hängt davon ab, ob man die 'Urgeschichte' als wissenschsftliche Abhandlung oder als 'rückschauende Prophetie' betrachtet. Ich finde letzeres für mich die passende Erklärung. Das muss jeder für sich entscheiden.

Ich finde allerdings lustig, dass die Evolutionstheorie davon ausgeht, dass der Mensch aus Erde entstand, was dem biblischen Bericht recht nahe kommt. Er ist eben nicht 'vom Himmel gefallen', wie uns Stanley Kubrick weis machen wollte 😃

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Dahika  14.07.2021, 18:09
@RStroh

na ja, der Mensch entstand nicht aus Erde. Die Vorfahren, die das taten, übrigens auch nicht. Die entstanden aus der Ursuppe im Ozean und da gab es keine Erde. Aber das ist schon ca 3 Milliarden Jahre her. Die Evolution hat viel Zeit. Das vergessen die Kreationisten immer. Aus Dummheit oder aus Borniertheit?

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dadita  14.07.2021, 19:10
@RStroh

Die Evolutionstheorie geht keineswegs davon aus, dass der Mensch "aus Erde" entstand. Unsere Spezies entwickelte sich, wie alle anderen Lebensformen auf diesem Planeten, in Folge von Milliarden Jahren der Evolution gelenkt durch natürliche Selektion. Und auch die ersten einzelligen Lebensformen entwickelten sich aus biologischen Makromolekülen, nicht "Erde".

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RStroh  14.07.2021, 22:31
@dadita

Der Mensch entstand aus dem, was da war. Das ist die gemeinsame Aussage. Und das vermutete stereospezifische Ur-Gen auf Siliziumbasis ist quasi Erde (Silikatgestein). Ein bisserl abstrahieren muss man schon.

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RStroh  14.07.2021, 22:33
@dadita
gelenkt durch natürliche Selektion. 

Das ist der Platzhalter für 'nicht wissen".Aber wehe, jemand setzt 'Gott'.dafür ein. Wie unwissenschaftlich......

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dadita  15.07.2021, 00:31
@RStroh

Es gibt kein "Ur-Gen auf Siliziumbasis". Sämtliche Lebewesen auf diesen Planeten basieren auf Kohlenstoff und taten dies wohl von Anfang an.

Was du betreibst ist kein "abstrahieren" sondern schlicht der verzweifelte Versuch antike Märchen an Naturwissenschaftliche Fakten anzupassen.

Was du auch mit deiner Unwissenheit bezüglich der natürlichen Selektion weiter demonstrierst.

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Nein, das kann man nicht pauschal so sehen, viele Anthroplogen sind mit Sicherheit auch christlichen Glaubens. Die biblische Sintflut z.B. ereignete sich möglicherweise um 6.300 v. Chr. vom schwarzen Meer aus. Zu dieser Zeit lebten die Menschen in der augehenden Jungsteinzeit zum Übergang der frühen Kupferzeit bzw. Kupfersteinzeit. Und die Bibel geht ja noch viel weiter zurück mit Urgeschichte mit Adam und Eva (unabhängig ob es die gab oder nicht), die müsste sich quasi in der Altsteinzeit oder spätestens zu Beginn der Jungsteinzeit ereignet haben. Im Prinzip gibt es die Steinzeit auch in der Bibel, nur eben aus biblicher Sicht. Man muss eben immer berücksichtigen zu welcher Zeit die Schreiber der Texte gelebt haben, das waren keine Wissenschaftler, die Knochenfunde und andere Fundstücke analysieren konnten wie es heute der Fall. Im Prinzip korreliert die Steinzeit mit der Urgeschichte der Bibel, man muss es eben differenziert sehen.

>Nach jahrelanger Forschungsarbeit kam jetzt Professor Thom, emeritierter Professor der Universität Oxford, zu dem Ergebnis, daß die Menschen in Europa in alter Zeit „unglaubliche Kenntnisse in Astronomie und Geometrie“ besaßen. Die Menschen, die nach Angaben der Wissenschaft vor mehr als viertausend Jahren gelebt haben sollen und als „Steinzeitmenschen“ bezeichnet werden, hätten Ergebnisse vorausberechnen können, wie sie heute von einem Computer fabriziert wurden.

Ihnen wird auch die Errichtung der Steinmonumente (Megalithen) auf den Britischen Inseln, die großartige Mondobservatorien sein sollen, zugeschrieben. Darüber wurde in der Zeitung Welt am Sonntag folgendes berichtet:

„Nach Professor Thom hat der Steinzeitmensch sich in seinen megalithischen Bauten offensichtlich das Ziel gesetzt, den genauen Ablauf der Mondzyklen zu erforschen. Er erreichte es. Er konnte beispielsweise den täglichen Aufgangspunkt des Mondes bis auf wenige Bogensekunden genau bestimmen. (Diese Wissenschaft ging mit der Jungsteinzeit in Europa verloren und wurde erst 3 000 Jahre später neu entdeckt.) Prof. Thom ging davon aus, in den Megalithfeldern nach Linienführungen zu suchen, die auf wichtige Deklinationen am Horizont hinweisen. Der Wissenschaftler fand dabei heraus, daß sich auf diese Weise typische Standpunkte des Mondes am Horizont mit einer Genauigkeit anpeilen ließen, die ihn überwältigte.“

Sicherlich hätten „stumpfe Höhlenbewohner“, wie viele Wissenschaftler die Menschen jener Zeit beschrieben haben, nicht solche Kenntnisse besessen.<

(Quelle: „Erwachet“ 1972, 22.7., S. 29)