Was ist Philosophieren aus der Sicht von René Decartes?

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Das systematische Zweifeln ist bei René Descartes ein methodischer Zweifel, der erst einmal alles in Frage stellt und Annahmen nicht ohne Überprüfung als richtig anerkennt. Damit verneint er aber nicht jede Möglichkeit von Erkenntnis. Bei der Suche nach zweifelsfreiem Wissen geht es um Gewißheit und völlige Sicherheit, die Wahrheit gefunden zu haben.

Etwas, an dem kein vernünftiger Zweifel aufrechterhalten werden kann, ist nach Descartes Auffassung die eigene Existenz einer zweifelnden Person (cogito ergo sum). Solange und insofern ich denke, existiere ich. Denn Zweifeln ist eine Art des Denkens. So ist die eigene Exstenz evident (offensichtlich).

Der methodische Zweifel hat mehrere Stufen:

1) Grundlage: Beruhen Meinungen auf einer zuverlässigen Grundlage oder stützen sie sie sich auf unzuverlässige Informationen der Sinneswahrnehmung?

2) Zustand: Befinden sich Menschen bei ihren Meinungen in einem Zustand des Wachseins oder des Träumens?

3) Autonomie: Sind die Meinungen die eines unabhängigen Subjekts oder eines Spielballs eines bösen Geistes?

Was für richtig gehalten wird, ist durch die Sinneswahrnehmung oder über sie vermittelt empfangen worden, die Sinneswahrnehmung kann aber täuschen, daher ist es nicht klug, ihr ganz zu vertrauen.

Die Existenz von etwas kann nur eingebildet sein und es fehlt ein zuverlässiges Mittel, Wach- und Traumzustand auseinanderzuhalten, solange nichts mit Gewissheit feststeht. Ein übermächtiges und verschlagenes Wesen könnte Menschen täuschen, auch durch Einwirkung auf den Verstand.

Descartes zufolge liegt ein wahres Urteil (bei dem ein Ding geistig/gedanklich richtig dargestellt ist) nur vor, wenn eine klare und distinkte (deutliche) Idee gebildet wird. Nach den Meditationes 3, 2 wird als allgemeine Regel für Evidenz aufgestellt: wahr ist alles, was ich sehr klar und deutlich erfasse (Illud omne verum est, quod valde clare & distincte percipio).

klar: dem aufmerksamen Geist gegenwärtig und offenkundig

deutlich: bei Voraussetzung der Stufe der Klarheit von allen übrigen Dingen so getrennt und unterschieden, daß sie gar keine andern als klare Merkmale in sich enthalten; die Vorstellung/Idee ist nicht nur in ihrem Gehalt richtig erfaßt, sondern auch unvermischt mit anderem allein in ihrer eigenen Tätigkeit gesehen (Principia 1, 45)

Für das Ich ist im Denken sein Existieren gedanklich-notwendig inbegriffen. Das Denken erfaßt unmittelbar: Denken schließt eine Existenz des in diesem Augenblick Denkenden ein. Und wer tatsächlich in einem Augenblick denkt, muß daher existieren. „Ich bin, ich existiere; das ist gewiß.“ (lateinisch: Ego sum, ego existo, certum est.); später auch: „Ich denke, also bin ich.“ (Ego cogito, ergo sum.) Die Erkenntnis der eigenen Existenz ergibt sich als einzige einfach aus einem „ich denke“ (dem Ichvollzug) und hält auch einem radikalen Zweifel stand, weil dieser Zweifel ja selbst eine eigene Denktätigkeit ist (Anwendung des Satzes vom zu vermeidenden Widerspruch).

Damit ist ein erster unbezweifelbarer Satz aufgestellt. Er ist ein beispielhafter Maßstab für richtiges Wissen. Als wahr kann nach Descartes gelten, was ähnlich wie dieser Satz klar und deutlich erfaßt wird.

Descartes hat alles, was vor ihm war über den Haufen geworfen. D.h. alles, woran man auch nur den geringsten Zweifel erkennen konnte war für ihn nicht haltbar.

Dann hat er nach einer absoluten Wahrheit gesucht und sie, seiner Meinung nach, gefunden. "Cogito ergo sum", ich denke also bin ich. Seiner Meinung nach kann man an dieser Wahrheit nicht zweifeln. Von da aus ist er dann weitergegangen.

Philosophieren nach Descartes ist es also, die eigene Wahrnehmung so zu gestalten, dass nur die Wahrheit haltbar ist, an der nicht gezweifelt werden kann.

mryugideck2 
Fragesteller
 22.02.2016, 17:17

Danke für die schnelle Antwort.

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