Was ist das für ein Akkord?

Arlecchino  11.07.2021, 23:20

Die Bezifferung ergibt so keinen Sinn. In welchem Zusammenhang steht das?

Ilyas593 
Beitragsersteller
 12.07.2021, 00:47

https://www.youtube.com/watch?v=9_jJgRoxlwU

ab 0:35

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Ilyas,

es handelt sich an sich ganz schlicht um einen verminderter Septakkord.

Der verminderte Septakkord ist ein verkürzter Dominant-Sept-Nonen-Akkord.
Verkürzt bedeutet: der Grundton fehlt.
Dominante in Es-Dur --> B-Dur.
Sept --> as.
None --> ces.

Vollständig wäre er ein Fünfklang und würde aus diesen Tönen bestehen: b d f as ces.
Ohne den Grundton bleiben: d f as ces.
d ist nun der tiefste Ton, d ist in Es-Dur die 7. Stufe, deshalb wird dieser Akkord in der Stufentheorie mit VII bezeichnet.

An besagter Stelle (siehe den Kreis, es werden das 5. und 6. Achtel zusammengefasst und gemeinsam betrachtet) ist der tiefste Ton as (auf dem 5. Achtel), somit steht der Akkord in der 2. Umkehrung --> as ces d f.

Soweit ist das nicht schwierig. Nun kommt jedoch die vermaledeite Bezifferung der Stufentheorie, zumal sie nicht einheitlich praktiziert wird:

  • 3b steht für den nicht leitereigenen Ton ces, in dieser Umkehrung der Terzton des Akkordes.
  • 4+ steht für die übermäßige Quarte as -> d und gibt den Hinweis auf die 2. Umkehrung.

Logischer wäre hier, 4+ unten an die VII zu schreiben, um die Stellung des Akkordes zu kennzeichnen, und 3b oben an die VII, um den nicht leitereigenen Ton innerhalb des Akkordes zu bezeichnen.

Alles klar? Falls nicht, dann frage! 😉

LG
Arlecchino

Noch als Ergänzung:
Das D ist in Es-Dur leitereigen, in es-moll wäre es aber nicht leitereigen.
Der Akkord wird hier als in es-moll angesehen und der Leitton D mit 4+ beziffert.
Aber nur der eine Akkord, sofort danach ist es wieder Es-Dur.
In Es-Dur bräuchte man das + nicht, weil D ein leitereigener Ton wäre.
Wobei man in es-moll eigentlich das b nach der 3 nicht bräuchte, weil das Ces ein leitereigener Ton wäre. Also nicht ganz konsequent logisch.
Nach unten müsste die 4+ meiner Meinung nach nicht, man schreibt ja auch bei einem Quartsextakkord nicht die 4 nach unten. Das wird beim Generalbass nicht gemacht.
Was im folgenden auch ungewöhnlich ist:
In der Funktionstheorie werden Zwischendominanten eigentlich in runden und nicht in eckigen Klammern eingeklammert, die eckige Klammer gehört zur Ellipse.
Aber er erklärt seine Schreibweise ja in der Videobeschreibung.


Arlecchino  18.07.2021, 00:12
Der Akkord wird hier als in es-moll angesehen

Nein. Und an diesem Irrtum krankt fast Deine gesamte Antwort.

In der Funktionstheorie werden Zwischendominanten eigentlich

Die Bezifferung fußt auf der Stufentheorie. Warum also dieser Hinweis?

c7sus4  27.07.2021, 21:41
@Arlecchino

Wenn es in Es-Dur gesehen wird, dann wäre das + bei der 4 überflüssig, weil das D ein leitereigener Ton der Es-Dur-Tonleiter ist. Das ist auf jeden Fall ein Fakt.
Nun gut, was der Autor gedacht hat und warum er ein falsches Vorzeichen gesetzt hat, weiß nur er selbst.
Ich habe mir das Youtube-Video angesehen, da tauchten die Klammern auf. Und diese Klammern entstammen ursprünglich der Funktionstheorie. Wenn sie jemand in der Stufenanalyse verwendet, ist das eine Mischung der beiden Analyseverfahren.

Arlecchino  27.07.2021, 22:39
@c7sus4

Da, wo die Stufentheorie an ihre Grenzen stößt, wird von Elementen der Funktionstheorie Gebrauch gemacht.

Die Bezeichnungen beziehen sich auf as als Basston, nicht auf es.

Der Autor hat über seine Arbeitsweise ein wenig geschrieben, hier herunterscrollen und bei Lukas Hirsch auf die 3 Antworten klicken.

c7sus4  28.07.2021, 12:28
@Arlecchino

Ich habe die ganze Zeit die Zahlen auf den Basston As bezogen.
Die Generalvorzeichen sind die von Es-Dur, das ist relevant bei der Entscheidung, ob Vorzeichen hinter die Zahlen gesetzt werden.
Dass ich die Beschreibung gelesen habe, habe ich ja schon im ersten Post erwähnt. Ich würde nur trotzdem jedem Viewer des Videos empfehlen, bei Zwischendominanten runde Klammern zu verwenden statt eckigen, es gibt keinen Grund von der üblichen Schreibweise abzuweichen.