Was hat der Sozialdarwinismus mit Charles Darwins Evolutionstheorie zu tun?

4 Antworten

Von Experte soisses bestätigt

Darwin selbst hat sich zeitlebens gegen die sozialdarwinistische Auslegung seiner Evolutionstheorie gewehrt.

Sozialdarwinisten wollten das Prinzip des survival of the fittest (Überleben des Angepasstesten) aus Darwins Theorie auf menschliche Gesellschaften übertragen. Sie glaubten, dass eine "Auslese" der Schwächsten für die Menschheit insgesamt gut wäre, weil so nur die fittesten überleben und nach und nach eine "bessere" Menschenrasse entstünde. Letzten Endes beruht diese Sichtweise, die immer wieder auch durch Eugeniker bis heute aufgegriffen wird, auf einer Fehlinterpretation der Evolutionstheorie. Denn survival of the fittest bedeutet eben nicht Überleben des Stärksten, sondern Überleben des am besten Angepassten.

Der Sozialdarwinismus fiel (und fällt leider bis heute) bei Rassisten auf fruchtbaren Boden. Er diente für sie als Rechtfertigung dafür, um in ihren Augen angeblich minderwertige Rassen, körperlich und geistig Eingeschränkte oder einfach nur Andersgläubige und Andersdenkende systematisch zu ermorden. Den traurigen Höhepunkt erlebte diese Ideologie in der NS-Zeit, als die Nazis im Zuge ihrer Rassenhygiene-Pläne Millionen unschuldiger Juden, Dissidenten, Homosexuelle, Sinti und Roma und Behinderte umbrachten.

Mit der biologischen Realität hat der Rassismus bzw. seine sozialdarwinistische Grundlage allerdings nichts zu tun. Es gibt nichts, was eine rassistische Ideologie rechtfertigt, tatsächlich gibt es so etwas wie verschiedene Menschenrassen gar nicht, siehe hierzu die Jenaer Erklärung. Und schon gar nicht gibt es Menschenleben, der mehr wert sind als andere.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Man überträgt die Regel des "survival of the fittest" auf die menschliche Gesellschaft und unterstellt, dass die Verdrängung von Armen bzw. Schwachen der Menschheit gut täte.

"Nur die Harten kommen in den Garten", so die üblichen Vedächtigen Eliten und Leistungsträger.

Eine ureigne rechte Auffasung, die in den letzten 40 Jahren das neoliberale Mantra wurde.

Eigentlich nichts. Die Sozialdarwinisten meinten aber ihre Ideen aus dem Darwinismus ableiten zu können und zu müssen.