Was fandet ihr so toll an die 80 jahre?
damt meine ich die alten Fernseher die Videospiele die Musik die Mode ?
5 Antworten
Eigentlich finde ich nicht viel an den 80ern besser, aber es gab schon tolle Musik. Die Neue Deutsche Welle, zumindest am Anfang; Bruce Springsteens Born in the USA, die LPs der Dire Straits und die ersten Veröffentlichungen von U2.
Und subjektiv: jung sein, Pläne zu haben und verwirklicht zu bekommen, die große Liebe gefunden (und bis heute zusammen)
Ich muss zumindest aus meiner persönlichen Sicht die Euphorie etwas relativieren ...
Aus der Sicht einer in den 80ern 10-19jährigen West-Berlinerin:
Die Zeiten waren anders. Dadurch, dass der Mensch wahrscheinlich dazu neigt, die Dinge im Nachgang zu verklären oder das weniger Gute auszublenden, waren die 80er rückblickend betrachtet viel besser, als die Gegenwart. Aber waren sie das wirklich?
In einigen Punkten ja - in anderen wiederum nicht.
Als Jugendliche (1980 war ich 10 Jahre) hattest du genauso deine Sorgen und Nöte, aber es gab weniger psychische Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen. Bestimmte Krankheitsbilder existierten einfach nicht. Wir wurden nicht gepampert, sondern mussten irgendwie durch die emotionalen Höhen und Tiefen kommen. Mit dem über die Jahrzehnte steigenden Wohlstand und ebenso steigenden Leistungsdruck erwuchsen neue psychische Krankheitsbilder oder sie erhielten ihren Namen. Uns gelang es damals meistens, uns zu fangen, weil es gelingen musste. . Wir hatten als Jugendliche genauso unsere Null-Bock-Phasen, aber wir konnten uns nicht ewig hängenlassen. Wir haben tatsächlich weniger geklagt, als es Jugendliche heute tun.
Es gab ja weder Internet, noch Handys oder die PlayStation. Alles steckte technisch in den Kinderschuhen. Der Sony Walkman glich einem Wunder und er machte uns glücklich und stolz, genau wie der Gameboy (wer es sich leisten konnte) oder die Karottenhosen und die Adidas Allround oder Nike Yankee Turnschuhe (das waren meine ... Die Nikes habe ich heute noch). Wir Mädchen haben uns genauso in MakeUp und Styling versucht, aber wir blieben etwas naturbelassener, nicht so künstlich, wie heute, so dass wir immer noch wir selbst waren, wenn die Schminke unten war. "Schönheits"-OP's waren kein Thema.
Wir hatten monströse Telefone mit Hörer, Schnur und Wählscheibe. Ein Telefonat kostete 23 Pfennig (eine andere Währung hatten wir auch - die Deutsche Mark / DM) und es war völlig egal, wie lange das Telefonat dauerte. Ich habe mir nachts heimlich das Telefon in mein Zimmer genommen, die Schnur klemmte zwischen der Tür, und mit meinem ersten Freund die Nacht durchtelefoniert. Die letzte Stunde ging es dann darum, wer zuerst auflegt - Leg du zuerst auf - Nein, du zuerst .... Wir haben uns "draußen" kennengelernt, nicht per Chat und wir haben miteinander gesprochen, sind spazieren gegangen, haben im Park gesessen... So lernt man einen Menschen kennen, so sprüht die Energie ...Das ist etwas anderes, wenn man sich mit allen Sinnen begegnet.
Nicht getextet, keine schriftliche " Fernbeziehung", dafür gab es "Brieffreunfschaften", bei denen handschriftllche Briefe über den normalen Postweg hin und her wanderten. Briefe/Texte wurden nicht nebenbei verfasst, sondern man musste sich einiges an Zeit dafür nehmen. Wenn man sich zu oft verschrieben hatte, begann man von vorn...
Wir waren in Diskos, Jugendheimen mit Freitagsdisco. Wir sind ins Schwimmbad gegangen und mussten grauenhafte Badekappen tragen. Die Klamotten waren Neonfarben, die Frisuren oft Eine reine Katastrophe. Aber das ist heute auch nicht viel anders. 😀 Die Jungen trugen oft Dauerwellen und als "Popper" dünne Lederkrawatten, viele hatten durch die Schulterpolster in den Klamotten Kreuze wie Bodybuilder. Wir sahen oft schlimm aus. Die Flippigeren von uns standen auf Rock, Independent, Punk, New Wave ... Es gab damals mehr subkulturelle "Interessengruppierungen", deutlich sichtbar im Straßenbild. Die Jugend war in den 80ern sehr politisch. Es ging um Frieden, gegen Aufrüstung, den Hunger in der Welt, vor allem in Afrika.
Samstagabend sass die Familie vor dem TV und schaute ARD, ZDF, das dritte Programm oder Ostfernsehen. Mehr gab es nicht - kein Netflix, kein Amazon Prime. Mitte der 80er begann ich, auszugehen. Dann war es das mit dem Fernsehen am Samstagabend.
Es liefen als Musiksendungen Hitparade, DISCO, Rockpalast... Für mich ist Youtube noch immer etwas Phantastisch-Außerirdisches. Wir hörten Radio und schnitten gemischte Kassetten aus Radioshows mit, verzweifelten an Bandsalaten und dem zwischenquatschenden Moderator, der den Song zerstörte (er musste es ...). Es gab wirklich coole Musik quer durch alle Genres damals und wir kauften Platten und Kassetten. Kein Streamen von Konzerten, keine MP3s oder Youtube. Die ersten Musikvideos gab's im TV, bei MTV, als mit dem Kabelfernsehen das nächste Wunder erschien.
Es gab von allem sehr viel weniger und die Wege waren umständlicher. Alles dauerte irgendwie länger. Man wusste die Dinge auch ganz anders zu schätzen. Man erfreute sich so lange an den Dingen und nutzte sie, bis sie auseinanderfielen.
Natürlich ging es wahrlich nicht allen Menschen finanziell golden, es gab auch genauso bei der Jugend Perspektivlosigkeit, Unzufriedenheit, Schulstress, Liebeskummer ... WIr Kinder vom Bahnhof Zoo zeigte die hässliche Fratze des Drogenmissbrauchs ... Es wurden viele Parties zuhause gefeiert, wo genauso zuviel getrunken und konsumiert wurde.
Die Mauer stand bis ein Jahr vor Ende der 80er. Wie sind aus West Berlin über Drei Linden in die DDR eingereist oder über den Flughafen Schönefeld nach Bulgarien in den Urlaub geflogen. Durch die DDR zu reisen bedeutete Anspannung, Aufregung und krampfhafte Zurückhaltung den Grenzposten gegenüber. Das waren auch die 80er - Berliner Mauer und Kalter Krieg.
Zusammengefasst - Ich war in den 80ern nicht sorgenlos oder ganz besonders glücklich. Im Grunde ist die Erinnerung an die 80er teilweise verklärte Nostalgie. Die Dinge hatten sich nicht so wahnsinnig schnell verändert und insgesamt war weniger Druck spürbar. Wenn man jung ist, steht einem die Welt offener und die Möglichkeiten erscheinen unendlich. Das geht doch fast allen Jugendlichen so.
Wir mussten Laufen, Dehnen, Recken, Strecken, Verbiegen, Verstecken und ggf. Simulieren, um unseren Lebensunterhalt in der " Wenn du nicht guggst, dann gugge ich halt " - Branche , zu finanzieren. Da wurde jedes Mal, der Sportsgeist, geweckt und der gesunde Lebensstyle, war ein effektiv anerkanntes und willkommenes Resultat.
Heute, da alles digitalisiert ist und immer digitalisierter wird, in Bezug, auf " guggen und horchen ", wird man immer bewegungsloser, hat automatisch eine ungesunde Lebensführung und damit, sinkt auch daß, als Ziel gesetzte, zu erreichende, Lebensalter.
Es ist Herz zerreißend. ;@(
Die Autos, die Musik, die klamotten, aber auch das Fernsehn. Ich hab mir mal übers Wochenende einen Notarztwagen7 "Marathon" gegeben.
Ich selbst habe noch einen Golf 1 Classic Cabriolet, den ich gerade am aufarbeiten bin, jede menge K-way und Adidas Regensachen aus der Zeit und einige Skianzüge
Die Kinder hatten keine Angst vor der Zukunft.