was bedeutet diese Charakteristik?

3 Antworten

Ich vermute, mit "hochragende Gedanken" sind solche gemeint, die sich dir immer wieder aufdrängen, wo du also oft dran denkst und die dir wichtig erscheinen.

Es geht hier also darum eben solche Gedanken nicht herunterzuspielen und zu unterdrücken

allzu hochragende Gedanken, also besonders bedeutungsvolle, philosophische, ungewöhnliche Gedanken, vielleicht weltanschauliche Ansichten oder so -- und die erden zu wollen, also handhabbar machen, auf sein eigenes Leben beziehen, mit den Tatsachen des Lebens konfrontieren zu wollen.

Der Text ist von R. Kunze, ich hab's gegoogelt, aber ich verstehe auch nicht, von welchen Gedanken da die Rede sein kann, die geerdet werden wollen ...

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/personencharakteristik#

Wenn aber da später steht: "sie will sich nicht den Nichtigkeiten des Lebens ausliefern. Sie fürchtet die Einengung des Blicks, des Geistes." Dann ist das ja widersprüchlich. Oder der Ich-Erzähler spricht von seinen eigenen Gedanken, aber das würde auch keinen Sinn machen.

hansmeiser792  21.05.2023, 10:54

ich bin der meinung, dass es genau in bezug auf die hochragenden gedanken sind. Meine Interpretation: sie hat hoch gesteckte ziele, die sie umsetzen will, sich aber nur selbst im weg steht, weil sie sich nicht (ihrer meinung nach) unbedeutenden dingen des lebens widmen will. sie hat sich diese hohen ziele gesteckt, weil sie ihren geist und ihre sichtweise nicht einengen möchte. ist sich aber nicht bewußt, dass sie sich selbst damit nur im weg steht.

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HEsslhoFF21  21.05.2023, 13:02
@hansmeiser792

versteh ich nicht. welches „es“ ist „genau in bezug auf die hochragenden gedanken“?
Warum steht sie sich im Weg? Inwiefern? Ich seh das im Text nicht. Auf dem Weg zum Hochragenden steht sie sich womit im Weg?

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HEsslhoFF21  21.05.2023, 13:31

ich glaub, ich habs jetzt. Der Satz steht ja einzeln da, ist Satz und Absatz gleichzeitig. Er dient quasi als Überschrift für das, was folgt. Und er bezieht sich auf den unmittelbar vorherigen Absatz:

  1. Er nimmt die (für ihn fremde/erstaunliche) Eigenart seiner Tochter wahr (hört die zu laute Musik),
  2. versteht, was das für sie bedeutet (Lustgewinn etc.)
  3. reagiert darauf (will sie bitten (tut es also nicht), das radio leiser zu stellen (=sich ‚normal‘ zu verhalten).

Und das vergleicht er mit dem nächsten Phänomen, dem ‚Nicht-Aufräumen‘:

  1. Er nimmt die Unordnung wahr
  2. versteht, was das für sie bedeutet (keine Nichtigkeiten des Lebens“, keine „Einengung des Blicks“ etc. und
  3. reagiert darauf: a) wischt ab und zu heimlich ihr Zimmer, b) erwehrt sich, „diese Nichtigkeiten ins Blickfeld zu rücken“, dh. er hindert sich daran, darauf zu bestehen, dass sie ihr Zimmer aufräumt (damit, dass er sich erwehrt und die Vokabel „Nichtigkeiten“ in seinen eigene Aussage bringt, zeigt er sein Verständnis für die Tochter) — also m.a.W.: Er will sie eigentlich nicht erziehen, nicht dazu bringen, sich diesen nichtigkeiten zu widmen.

— allerdings gelingt ihm das nicht immer. — Und statt zu sagen: Räum dein Zimmer auf und wisch mal unterm Bett bringt er das mit den Spinnen (er erliegt in dem Moment der Versuchung, also er besteht auf den Nichtigkeiten und will sie dazu bringen aufzuräumen) … woraufhin sie die geniale Lösung mit den Schuhen auf dem Klavier findet.

So ist auch das ‚noch hinderlicher‘ zu verstehen:

Das erste ist der Drang, sie zu bitten das Radio leiser zu stellen (sich normal zu verhalten) — er schränkt sich ein, hindert sich also selber am eigenen Verhalten. „Noch hinderlicher“ ist seine Neigung, ihre allzu hochragenden Gedanken erden zu wollen. Also sie nicht nur bitten zu wollen, sondern auch ihr zu zeigen, dass zum Leben nicht nur die Ideale gehören (Nichtigkeiten des Lebens etc., Z. 50-58 ), sondern auch beispielsweise, sein Zimmer, seine Umgebung, letztlich seinen eigenen Lebensraum in Ordnung zu halten.

Und einmal macht ers (erliegt der Versuchung es zu tun, obwohl er eigentlich weiß, dass er das nicht will, um ihr ihre Freiheit etc. zu lassen.

Der Text wirkt zunächst spöttisch und erwachsenenmäßig überheblich, aber man spürt, dass er sie so akzeptieren will. Der Text ist also eigentlich ncith über seine Tochter, sondern über sich selbst, wie er verunsichert ist und nicht weiß, wie er auf sie reagieren soll.

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ich interpretiere es als: man hält sich selbst nur auf, wenn man hochgesteckte ziele, bzw. hohe ansprüche festlegt, die man nicht erreichen kann.

Ist ein toller Gedanke, in dem viel Wahrheit steckt. Philosophisch gesehen.