Was bedeuten die Hinweise "trocken" und "halbtrocken" auf den Etiketten von Sektflaschen?

2 Antworten

Hallo Rotfuchs,

Was bedeuten die Hinweise "trocken" und "halbtrocken" auf den Etiketten von Sektflaschen?
"Trocken" und "Halbtrocken" sind Begriffe für Geschmacksrichtungen von Schaumwein, aber auch von Wein, gemäß EU Verordnung.

Sie beziehen sich auf den Restzuckergehalt eines Schaumweins oder auch Weines.

Diese Begriffe stellen keinen real empfundenen Geschmack dar.

Geschmacksrichtungen Weine & Schaumweine

Vorsicht!

Weine und Schaumweine werden in der EU Verordnung getrennt gelistet. Diese Listung unterscheidet sich mitunter massiv. Bei Weinen wird zum Teil der Säuregehalt mit berücksichtigt.

Auch wenn es sich hier um Geschmacksrichtungen handelt, so lassen sich die Begriffe nicht 1 zu 1 zuordnen. Natürlich spielt der persönliche Gaumen, entsprechend die Erfahrungen mit Weinen und Schaumweinen, immer auch eine Rolle. Für Menschen die vorher noch nie Weine und/oder Schaumweine getrunken haben, schmecken alle Varianten deutlich trockener und schnell säurelastig, auch wenn sie es eigentlich nicht sind.

Schaumweine, wie Sekt, Cava oder Champagner, werden in 7 Stufen eingeteilt.

Bei Wein sind es nur 4 Stufen.

Für einen Gaumen mit etwas Erfahrung, schmecken die Geschmacksrichtungen Brut Nature (Zero Brut, Ultra Brut), Extra Brut und Brut real trocken.

Bereits die Geschmacksrichtung Extra Trocken (extra dry, extra sec) schmeckt real nicht mehr trocken, sondern anfänglich lieblich. Die Geschmacksrichtung Trocken (dry, sec) kann man bereits als lieblich bezeichnen. Beide Varianten bewegen sich bei einer realen Empfindung zwischen trocken und süßlich. Sie liegen real dazwischen.

Ein Schaumwein Halbtrocken (medium dry, demi sec) schmeckt real empfunden süßlich.

Die 7. und letzte Stufe wird bei Schaumwein deutsch als mild bezeichnet (sweet, doux), kann jedoch real einer süßen Geschmacksrichtung zugeordnet werden. Hier ist die Bezeichnung "süß" wörtlich zu nehmen.

Hier wird fälschlicherweise behauptet, die 2. Gärung würde mit der Dosage beginnen und damit der Süßegrad bestimmt. Das ist so nicht korrekt. Man unterscheidet zwischen Fülldosage und Versanddosage. Mit der Fülldosage wird ein 2. Gärprozess gestartet, die Kohlensäuregärung. Dafür wird dem Traubensaft, der mittlerweile ein Wein geworden ist, Zucker, Hefe und Hilfsstoffe zugesetzt. Innerhalb von wenigen Wochen bildet sich die Kohlensäure.

Erst die Versanddosage, die den letzten Schritt kennzeichnet, sorgt für die gewünschte Geschmacksrichtung. Hier wird bei einer Flaschengärung, etwa beim Champagner, die durch die Degorgierung, bei dem die Hefe entfernt wird, der nun fehlende Teil, mit einer gleichen Menge (minimal), des identischen Weins oder eines Reserve-Weins und einer Zuckerlösung (Rohrzucker), ausgeglichen und in diesem Zuge die Geschmacksrichtung bestimmt.

Bei den meisten Sektsorten, die ihren 2. Gärprozess nicht in Flaschen, sondern in Transversierflaschen oder Tanks vollziehen, verhält es sich etwas einfacher.

Sekt reift nach dem 2. Gärprozess nur noch wenige Monate, Champagner dagegen Jahre.

Geschmacksrichtungen gemäß EU Verordnung

Schaumwein:
  • 1. Brut Zero, Brut Nature, Ultra Brut Dosage nicht erlaubt, 0-3 g/l Restzuckergehalt
  • 2. Extra Brut Dosage 0-6 g/l Restzuckergehalt
  • 3. Brut Dosage 0-12 g/l Restzuckergehalt
  • 4. Extra Sec Dosage 12-17 g/l Restzuckergehalt
  • 5. Sec Dosage 17-32 g/l Restzuckergehalt
  • 6. Demi Sec Dosage 32-50 g/l Restzuckergehalt
  • 7. Doux Dosage > 50 g/l Restzuckergehalt
Wein:
  • 1. Sec (Trocken, Dry):

Restzuckergehalt nicht über 4 g je Liter oder 9 g je Liter, sofern der in g je Liter Weinsäure ausgedrückte Gesamtsäuregehalt höchstens um 2 g je Liter niedriger ist als der Restzuckergehalt.

  • 2. Demi Sec (Halbtrocken, Medium Dry):

Restzuckergehalt zwischen folgenden Werten, ab 5 bis 12 g je Liter oder bis 18 g je Liter, sofern der in g je Liter Weinsäure ausgedrückte Gesamtsäuregehalt höchstens um 10 g je Liter niedriger ist als der Restzuckergehalt.

  • 3. Moelleux (Lieblich, Medium Sweet):

Restzuckergehalt oberhalb der Werte der Geschmacksrichtung halbtrocken, aber nicht mehr als 45 g je Liter.

  • 4. Doux (Süß, Sweet): Restzuckergehalt mindestens 45 g je Liter.

Da Weine, besonders im unteren Preissegment, auch oft hohe Säurewerte enthalten, finden sich in der Geschmacksrichtung Lieblich oft Weine die real eher noch trocken, bis säurelastig schmecken.

Jeder Wein in der Geschmacksrichtung Halbtrocken, kann real durchaus als trocken bezeichnet werden. Diese Geschmacksrichtung unterscheidet sich massiv gegenüber Schaumweinen, spätestens gegenüber Champagner, da hier ein deutlich höherer Restzuckergehalt vorliegt, aber zumindest bei Champagner zudem auch niedrige Säurewerte vorherrschen.

Aus den oben genannten Gründen sollte bei den deklarierten Geschmacksrichtungen stets unterschieden werden, zwischen Wein und Schaumwein.

Alles Gute Dir... und bleib gesund.

Gruß, RayAnderson  😉

Bild zum Beitrag

 - (Sekt, Sommelier, Schaumwein)

Trocken und halbtrocken bezeichnen nur den (Frucht-)Zuckergehalt, hat mit der Säure nichts zu tun:

  • 0 – 3 g/l: naturherb (brut nature)
  • 0 – 6 g/l: extra herb (extra brut)
  • 0 – 12 g/l: herb (brut)
  • 12 – 17 g/l: extra trocken (extra dry)
  • 17 – 32 g/l: trocken (dry)
  • 32 – 50 g/l: halbtrocken (medium dry, demi-sec)
  • > 50 g/l: mild (sweet, doux)
Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2023, 02:59

wird natürlicher Zuckergehalt und zugefügter Zucker hier gleich bewertet?

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10tel  30.03.2023, 03:09
@Rotfuchs716

Ja. Mit der Dosage (Wein mit Zucker oder Most) wird beim Sekt die zweite Gärung gestartet und die Süße bestimmt. Die erste Gärung führte zum Wein.

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2023, 02:59

ich glaube bei "brut" ist eher mehr Alkoholgehalt. Bin aber nicht sicher da. Scheint so bei Apfelweinen.

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