Warum wurde Bismarck entlassen?

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Die Diplomatie des Kanzlers ist in den 1880er Jahren zunehmend umstritten. Seine Kritiker fordern eine der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands entsprechende aggressive Außenpolitik. Als Kaiser Friedrich III. (1831-1888), Sohn und Nachfolger Wilhelms I., nach 99 Tagen Regierungszeit an Kehlkopfkrebs stirbt, folgt ihm sein 1859 geborener Sohn auf den Thron. Wilhelm II. ist ein typischer Vertreter der nassforsch auftretenden "Enkelgeneration", für die das Deutsche Reich eine Selbstverständlichkeit ist und die von einer deutschen Vormachtstellung in der Welt träumt.
Der Konflikt zwischen dem neuen, geltungsbedürftigen Kaiser und Bismarck ist unausweichlich. Bismarcks "Russenfreundlichkeit" ist dem sprunghaften Wilhelm ein Dorn im Auge und auch in der Innenpolitik gehen die Meinungen auseinander. Der Kaiser lehnt eine Verlängerung des Sozialistengesetzes ab, weil es ohne Wirkung geblieben ist. Über die folgenden Auseinandersetzungen kommt es 1890 zur Entlassung Bismarcks. Statt "Deutschland ist saturiert" heißt es bald "Weltpolitik als Aufgabe, Weltmacht als Ziel, Flottenbau als Instrument".
"Wenn ich aber verdufte, werden sie nicht wissen, was sie machen sollen", hat einmal Bismarck gesagt - und tatsächlich handeln Wilhelm II. und seine Ratgeber orientierungslos. 1894 weigert sich Berlin, den Rückversicherungsvertrag zu verlängern. Daraufhin gehen Frankreich und Russland ein Bündnis ein. Deutschland bleibt in der "Wilhelminischen Ära" nur mehr ein Verbündeter: Österreich-Ungarn. In der Julikrise 1914 wird sich das als fatal erweisen.

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/geschichte/bismarck-abgang100.html

neinxdochxoh  29.06.2022, 19:32

Zusätzlich: alter, erfahrener Platzhirsch vs. junger, unerfahrener Kaiser, der "selbst regieren" wollte.

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