Warum steht "wegen" hier am Ende?
Die Verhandlung findet hinter verschlossenen Türen statt, des umstrittenen Alters des Angeklagten wegen. [Süddeutsche Zeitung, 19.06.2018]
3 Antworten
Geht beides, vorn und hinten im Nebensatz.
Müsste man konkret prüfen. Wäre aber vielleicht eine schlecht klingende Variante.
Nachstellung ist bei vielen deutschen Präpositionen möglich, z.B.
- meiner Meinung nach
- des Unwetters wegen
- dem Amt zufolge
Darüber habe ich mal eine längere Antwort geschrieben, die ich hier gnadenlos zweitverwerte:
Echte Präpositionen, die schon seit Olims Zeiten (also seit dem Indogermanischen) in der Sprache existieren, stehen immer vor dem Wort, dessen Kasus sie regieren: in kurzer Zeit, für alle, auf der Seite, am See, zu später Stunde.
Das Deutsche hat aber in den letzten paar hundert Jahren viele neue Präpositionen gebildet, und zwar aus anderen Wortarten (Adjektive, Substantive), oft sogar aus Präpositionalfügungen. Beispiele sind des Geldes wegen (← Weg in der niederdeutschen Bedeutung ‘Seite, Standort’), der Gefahr zum Trotz, dem Seeufer entlang, der Vereinbarung gemäß, der Einfachheit halber (von einem ausgestorbenen Substantiv mit der Bedeutung ‘Seite’), dem Beamten zufolge, um Himmels willen, der allgemeinen Ansicht entgegen. Viele davon stammen aus dem Bürokratie-Deutsch der Kanzleien.
Diese neuen Fügungen funktionieren wie Präpositionen und haben sich im Lauf der Zeit teilweise dem Muster der bereits bestehenden Präpositionen angepaßt, sie stehen also manchmal, oft oder fast immer vor dem Wort, dessen Kasus sie regieren: wegen des Geldes, trotz der Gefahr, entlang dem Seeufer, gemäß der Vereinbarung, entgegen der allgemeinen Meinung. Bei anderen (halber, willen) ist die Voranstellung unmöglich (und bei gemäß ist sie unüblich).
Am weitesten zu einer „echten“ Präposition ist nach geworden; es kommt natürlich von nahe, ist aber älter als die anderen Beispiele (attestiert seit dem 8. Jhd) und wird nur in manchen stehenden Formulierungen nachgestellt: meiner Meinung nach.
Gegenüber ist wesentlich neuere Bildung, und zwar aus dem 16. Jahrhundert. Daher sind immer noch beide Verwendungen möglich. Für ist dagegen uralt; es ist seit dem 8. Jhd. attestiert und ist eine innerhalb des Germanischen entstandene Variante von vor, aufgefettet im einem i-Suffix, das dann später Umlaut bewirkt hat. Diese Präposition ist also viel älter, und immer schon Präposition gewesen (verwandt mit lat. prae, griech παρά, Saṁskr̥t पुरे), also darf man sie nicht nachstellen.
Hallo Seven512
Deswegen - des XXX wegen
Demzufolge - dem XXX zufolge
des umstrittenen Alters des Angeklagten wegen. = wegen des umstrittenen Alters des Angeklagten
Sehr häufig lassen sich Präpositionale Suffixe abspalten.
Nur im Nebensatz?