Warum sind viele Menschen so empfindlich...oder empfindlich geworden?

11 Antworten

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Weil man mittlerweile jedem alles recht machen muss. Wenigstens gehen Einige davon aus... Und die sind so 'laut', daß die Normalen nicht gehört werden.

BrainFog128 
Fragesteller
 16.07.2023, 11:41

Geile Antwort.

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Wir leben heute mit anderen Vorstellungen als vor noch 50 Jahren. Das ist sicherlich in vielem sehr gut, in manchem aber auch sehr schlecht. Viele Menschen denken, man könne alles sagen und machen. Sie sehen die eigene Person immer im Vordergrund. "Der andere hat sich nach MIR zu richten. ICH habe meine Rechte. Die anderen müssen sehen, wie sie damit zurecht kommen".

Etwas mehr WIR-Gefühl, Toleranz und Verantwortung für alle wäre sicher angebracht. Nicht jeden für das kritisieren, was ich gerade nicht will gehört auch dazu.

Ich könnte mir Vorstellen, dass Leute inzwischen sehr binär denken. Entweder ich mag etwas oder es ist doof. Das ist ja das komplette Prinzip, auf dem Social Media basiert: kurz berieseln lassen und gegebenenfalls eine Like da lassen. Keine Zeit fürs hinterfragen oder diskutieren. Ich habe den Eindruck, dass dieses Mindset stark im Alltag vertreten ist.

Und zusätzlich: sich an kleinen, teils irrelevanten Formalitäten aufzuhängen ist ja ein bekanntes und berüchtigtes Mittel in der Diskussion.

Wenn das allerdings bei den meisten Menschen passiert kann es auch durchaus sein, dass du dich unklar ausdrückst oder eben auch mal falsch liegst. 🙂

Das ist der heutige Zeitgeist.

Die politisch geförderte wachsende Sensibilität im Umgang miteinander zur Vermeidung von Mobbing und Diskriminierung (was ja gut ist) wird von manchen Leuten übertrieben, weil sie bemerkt haben, wie effektiv der Vorwurf einer Beleidigung die Gegenseite ächtet und mundtot macht, wenn andere diesen Vorwurf mitbekommen.

Jetzt wird es für mich schwierig - denn ich kenne das Problem ausgerechnet nur im Zusammenhang mit dem geschriebenen Wort.

Einen Satz kann man, gelesen, so oder auf eine andere Weise interpretieren. Das gesprochene Wort hat den Vorteil, dass man mit Betonung und Ausdruck den eben geschriebenen Satz auf den Punkt so vermitteln kann, wie man ihn selber zum Ausdruck bringen will, ohne einen Interpretationsspielraum zu geben.

Dazu kommt natürlich auch noch die Tatsache, dass die heutige Gesellschaft tatsächlich immer dünnhäutiger wird, wenn es um das Grundrecht der freien Meinungsäußerung geht.

Da hat man zum einen die selbsternannte Sprachpolizei - also die einem jedes Wort übelnehmen, wenn es nicht gerade dem Mainstreamgedanken (gendern) entspricht.

Dann sind da die Gutmenschen, die der festen Überzeugung sind, dass Sprache die Welt verändert - dabei ist die Tatsache, dass die Welt die Sprache verändert.

Political Correctness - also keine Mohrenköpfe, keine Negerküsse, Pipi Langstrumpfs Vater darf kein Negerkönig mehr sein, das Zigeunerschnitzel usw. usw. usw. ... - Märchen werden im Sinne der neuen "Aufklärung" tabuisiert und als extrem rassistisch und als verletzend gebrandmarkt....

Dabei sollte man doch mal auch den historischen Kontext betrachten, indem diese Geschichten, Worte und Märchen entstanden sind....

Noch eines den selbsternannten Sprachpolizisten möchte ich mal empfehlen ein Werk von George Orwell aufmerksam zu lesen: "1984" - da ist auch eine Regierung die die alte Sprache durch das "Neusprich" ersetzt.... Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir nicht mehr weit davon entfernt sind.

Und noch eines... die freie Meinungsäußerung ist in Deutschland noch immer garantiert - also darf ich sagen und denken was ich will - im Rahmen meiner Freiheit... also genau so weit, wie ich die Freiheit eines anderen nicht einschränke!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
BrainFog128 
Fragesteller
 16.07.2023, 15:47

"...dünnhäutiger...",

du sprichst mir aus der Seele.

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