Warum mischen sich alte in mein Leben ein?

2 Antworten

Ich denke, das ist keine Frage des Alters, sondern der persönlichen Einstellung. In der heutigen Zeit sind sehr viele überheblich, wenn sie einer Person gegenüberstehen, von der sie ausgehen, sie hätte weniger Lebenserfahrung als sie selbst. Dabei sind viele Menschen der älteren Generationen mit äußerst wenig Erfahrung gesegnet. Sie glauben jedoch die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Ihnen würde im Traum nicht einfallen, dass man einem anderen Menschen einfach sein Leben überlassen sollte, ganz gleich ob dieser mehr oder weniger Lebenserfahrung hat. Für sie zählt nur diese fiktive Zahl auf dem Personalausweis. Ich habe Alte erlebt, die sich naiv und dreist verhalten wie man es von Jugendlichen erwarten würde. Und ich habe junge Leute kennengelernt, von denen man denkt, sie würden bereits die dreifache Lebensspanne eines normalen Menschen durchgemacht haben.

Das Problem war die Nachkriegszeit. Jeder hielt sich für etwas besseres, nur weil er einen anderen Status als andere hatte. Diese Ellenbogengesellschaft zog sich durch die Generationen bis heute. (Wen das Thema und dessen Entwicklung interessiert, dem empfehle ich die Bücher von Erich Fromm) Daher denke ich, dass das vererbte Verhalten sich nicht so einfach ändern wird. Die Alten werden sich ständig in die Jungen einmischen wollen. Vor dem zweiten Weltkrieg war es ähnlich, aber dennoch anders. Zuvor wurde den jungen Leuten von den Alten gesagt, wie sie zu leben haben, was sie arbeiten sollen usw. und die Jungen haben meist gehorcht. Allerdings vermittelte das auch eine gewisse Sicherheit. Man war immer, den Umständen entsprechend, in guten Händen, wenn man auf die Eltern hörte. Auf die Weise bekam man sogar schon mit 12 oder 13 ein gesichertes Einkommen.

Erst nach dem Krieg kam eine Stimmung auf, die in der heutigen Zeit ihren Zenit findet. Man sagte den jungen Leuten, sie könnten alles werden, alles tun, wenn sie sich nur anstrengen. Das schon mit 4-5 Jahren. Sehr früh im Leben. Das kindliche Gehirn saugte diese Information der Autoritäten auf und glaubte es, ohne es zu hinterfragen. Aber spätestens als das Kind dann in die Pubertät kam, stellte es sich heraus, dass alles erlogen war. Man kann nicht alles erreichen. Totaler Bullshit. Man ist immer den äußeren Umständen unterworfen. Eine wahre Freiheit gibt es nicht. Die Jungen werden daher schnell auf ihre eigene Enttäuschung treffen, während die Alten ihnen vorwerfen nicht genug dafür zu tun, etwas dagegen zu unternehmen. So wächst die Enttäuschung des eigenen Lebens bis zur Depression heran. Man sieht es ja an den Zahlen: Wir haben so viele Depressive wie nie zuvor. All das wegen dieser Vorwürfe, man wäre zu faul oder man müsse nur dieses und jenes tun, dann ginge es einem schon irgendwann mal besser. Als wollten die Alten, dass man die Lüge weiterhin glauben soll. Aber spätestens bei deiner Generation hatte sich endgültig etwas geändert. Die Alten beschimpfen euch, hinter eurem Rücken. Sogar viele in meinem Alter tun das, obwohl der Altersunterschied noch nicht so groß ist. Es ist entsetzlich, was die Menschen sich da antun, wenn sie sich gegenseitig Freiheit und Frieden versprechen, indem sie diese sich gegenseitig entreißen. Wenn man jemanden sagt, wie man nach eigener Vorstellung ein besseres Leben führen kann, dann führt die andere Person ja nicht mehr das individuell bestimmte Leben. Es wird ihm vordiktiert. Das allein ist noch nicht schlimm genug. Es ist die Lüge die erzählt wird. Denn aus dieser Lüge bzw. der folgenden Enttäuschung entsteht eine Lethargie und keiner hat mehr Lust auch nur irgendetwas zu ändern.

Hinzu kommt, dass viele ältere Leute (so ab 25) neidisch auf deine Jugend sind. Sie wollen zurück, etwas ändern. Sie projizieren ihre Vorstellungen, wie ihr jugendliches Leben hätte verlaufen sollen, auf dich, weil sie glauben, in ihrem Erwachsensein bereits eine abgeschlossenes Leben zu haben. So mischen sie sich ein in deine Lebensweise. In deinen Wunsch, dein Leben selbständig zu entdecken. Sie geben dir vor, wo du hinsehen musst. Als würde man einem Pferd Scheuklappen aufsetzen. Das Pferd kann dann nirgendwo anders hinsehen. Der Kutscher hat dich dort, wo er dich haben will. Auf einem steinigen, vorgefestigten (Lebens-)weg, den sie "Erwachsensein" nennen. Aber es ist die gleiche eingefahrene Straße, die sie bereits entlanggeführt wurden. Man kann ihnen vielleicht sogar keine Vorwürfe machen. Ein Mensch hat nicht immer eine Wahl, aber man kann anderen Menschen, so jung sie auch sind, die persönliche Wahl lassen.

Ich bin auch schon älter aber mir würde sowas nicht einfallen, sich bei jungen Leuten da so einzumischen! Aber habe das selbst als Teenager

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung