Warum kommt es zu einer Reaktionsverzögerung bei Verzehr eines Knollenblätterpilzes?

1 Antwort

Amanita phalloides u.ä. Knollenblätterpilze: Amatoxine

Die ersten Symptome nach der Latenz sind Magen-Darm-Symptome, denn die Schleimhäute des Verdauungstrakts werden als erstes geschädigt, da sie als erstes mit den Pilztoxinen in Kontakt kommen. Die Latenz variiert in ihrer Dauer, was sicherlich von individuellen Faktoren, aber auch von der zugeführten Giftmenge und der Füllung bzw. Art des Inhalts des Magens/ Darms zu diesem Zeitpunkt abhängt. Aber prinzipiell können Magen-Darm-Symptome auch früher als 8h nach Giftaufnahme auftreten.

Außerdem bricht nicht unmittelbar sofort der Stoffwechsel sämtlicher Zellen zusammen. Ist bspw. in einem Teil der Zellen die mRNA-Synthese gehemmt, kann für einige Vorgänge noch ausreichend mRNA vorhanden sein. Die Zellen sterben nach und nach ab, Nekrosen wachsen also und betreffen nicht sofort ganze Organe.

Die Leber ist erst nach etwa 2 Tagen besonders betroffen (Leberzellnekrose). Grund dafür ist der enterohepatische Kreislauf: die Pilztoxine zirkulieren zwischen Leber und Darm (sie werden von der Leber in den Darm ausgeschieden, in der Hoffnung, die Leber ist sie dann los, aber bevor die Toxine mit dem Stuhl ausgeschieden werden, werden sie über die Dünndarmschleimhaut wieder in das Blut aufgenommen), kommen also immer wieder am (besonders stoffwechselaktiven und empfindlichen) Lebergewebe vorbei und richten jedes mal Schaden an. Die Schäden summieren sich also, und auch das braucht erst mal Zeit. (Die Leberschäden selbst machen sich auch nicht zwangsläufig schnell bemerkbar für den Patienten.)