Warum heißt die Längeneinheit Zoll genau wie der Zoll, der den grenzüberschreitenden Warenverkehr überwacht?

4 Antworten

Die Bezeichnungen Zoll als Längeneinheit und Zoll als Abgabe/Steuer haben eine unterschiedliche etymologische Herkunft, allerdings ist auf urindogermanischer Sprachstufe möglicherweise eine gemeinsame Wortwurzel anzunehmen:

Das Wort Zoll im Sinne der Abgabe/Steuer ist auf mittelhochdeutsch zol und althochdeutsch zol im 8. Jhd. zurückzuführen. Damit verwandt in den anderen germanischen Sprachen sind englisch toll (altenglisch toln), niederländisch tol (mittelniederländisch tol/tolne/toolne), altsächsisch tol/tolna, mittelniederdeutsch tol/toln(e)/tollen, altnordisch tollr und schwedisch tull. (Die Veränderung tz erfolgte bei der Zweiten Lautverschiebung während der sprachgeschichtlichen Entwicklung vom Germanischen zum Hochdeutschen.)

Es liegt vermutlich eine Entlehnung aus dem vulgärlateinischen tolōnēum und spätlateinischen telōnēum/telōnīum „Abgabe, Zollhaus“ vor. Dieses ist wiederum vom griechischen telōné͞ion/telṓnion (τελωνεῖον/τελώνιον) „Zollstätte, Zollhaus“ entlehnt, welches von télos (τέλος) „Abgabe, Steuer, Zoll, Aufwand, Kosten“ mit der eigentlichen Bedeutung „Ende, Grenze, Ziel, Amt“ abgeleitet ist.

Das Wort geht auf die indogermanische Wurzel *kʷel- „drehen“ zurück (die Bedeutung im Griechischen entwickelte sich aus „drehen“ → „umkreisen“ → „vollenden“) oder auf *telh₂- „tragen, stützen, wiegen; ertragen“.

Alternativ wird angenommen, dass Zoll auch germanischen Ursprungs sein könnte: Die Formen ohne n (s. o.) stammen vom gleichbedeutenden urgermanischen *tullaz / *tullō, das womöglich auf die indogermanische Wurzel *del- „(be)rechnen“ zurückzuführen und mit den Wörtern Zahl und zählen urverwandt ist. Die n-losen Formen haben dann die Bedeutung der entlehnten Formen mit n angenommen. (Die Veränderung dt erfolgte bei der Ersten Lautverschiebung während der sprachgeschichtlichen Entwicklung vom Indogermanischen zum Germanischen.)

Zoll im Sinne der Längeneinheit geht auf mittelhochdeutsch zol „zylinderförmiges Stück, Baumklotz, Baumstamm, Knebel“ und althochdeutsch zollo „Kreisel“ im 11. Jhd. zurück. Verwandt sind niederländisch tol „Spielzeug, Kreisel“ und mittelniederdeutsch tol(le) „Zweig(spitze)“.

Das Wort bezog sich wohl ursprünglich auf die Breite eines Fingers oder Daumens im Sinne von „abgeschnittenes Stück Holz“. Als Längeneinheit ersetzte Zoll um 1500 die alten Maße dūme „Daumen“ und vinger „Finger“.

Zoll stammt von der indogermanischen Wurzel *del(ə)- „spalten, schnitzen, kunstvoll behauen“ (nicht zu verwechseln mit *del- „(be)rechnen“, s. o.). Die Wörter Zahl und zählen werden manchmal auch mit dieser Wurzel verknüpft im Sinne von „eingeschnitztes, eingekerbtes Zeichen“, womit eine entfernte Verwandtschaft mit der anderen Bedeutung von Zoll denkbar wäre.

Von einer etymologischen Verwandtschaft von Zoll (Angabe/Steuer) und Zoll (Längeneinheit) sollte jedoch nicht ausgegangen werden, da sie auf mehreren Annahmen und Vermutungen basieren würde. Klar ist, dass es sich um Homonyme handelt (Wörter mit gleicher Schreibung und Aussprache, aber unterschiedlicher Bedeutung und evtl. Herkunft), die sich bereits in frühen Sprachstufen in ihrer Form sehr ähnlich waren.

Siehe dazu DWDS und Wiktionary.

Hallo SterniExport!

Die Abgabe beim Überschreiten von Grenzen kommt als Lehnwort aus dem Griechischen bzw. Lateinischen in unsere Sprache (teloneion bzw. toloneum). Daraus wurde dann irgendwann Zoll.

Das Längenmaß Zoll kommt von dem alten mittelhochdeutschen Wort zol (Genitiv zolles), was ein ‘zylinderförmiges Stück, Baumklotz oder Baumstamm meint.

Verschieden Ursprünge, verschiedene Bedeutungen, aber irgendwann das gleiche Wort.

LG

gufrastella

Die Maßeinheit stammt vom mittelhochdeutschen Wort zol für Knebel, Klotz oder Zapfen ab, evtl. wird sich auf die Länge eines Fingergliedes bezogen. Die genaue Etymologie ist aber nicht geklärt, da es den Begriff bereits seit dem 11. Jahrhundert gibt, eine Verwendung als Längenmaß aber erst seit dem 16. Jahrhundert belegt ist.

Die Zollbehörde stammt ebenfalls vom mittelhochdeutschen Wort zol ab, dieses ist wiederum entlehnt aus dem Lateinischen (Telōnēum). Insgesamt lässt sich der Begriff auf das altgriechische Wort τέλος zurückführen, welches als (Zoll-)Abgabe übersetzt werden kann.

vgl. Kluge, F. (2012). Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.

LG

Man sagt auch heute noch: Zb "einer Sache Tribut zollen".

"Zollen" bedeutet in etwa zahlen. Wie wieviel gezahlt wird, sagt dann der Zoellner. Die Masseinheit Zoll steht damit in Verbindung.