Warum habe ich in Physik so viel bessere Noten als in Mathe?

5 Antworten

Mathematik ist sehr abstrakt und wenn einem der Bezug zur Realität wichtig ist - dieser aber in der Darstellung fehlt - kommt sie einem ziemlich abgehoben bis hin zu besserwisserisch vor.

Physik spielt sich dagegen nicht in rein geistigen Sphären ab, sondern hat immer einen Realitätsbezug - wenn auch stark idealisiert. Physik bedient sich der Sprache der Mathematik, aber übertreibt nicht mit Formalismen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich würde an deiner Stelle nicht so viel Wert in die Noten legen und dein Können von den Noten ableiten, denn dazu ist die Objektivität der Noten meiner Meinung nach zu schlecht.

Zu nächst ist das Gesellschaftliche System in dem wir leben eher Konkurrenzorientiert. Das heißt, dass deine Note in unterschiedlichen Klassen unterschiedlich ausfallen, denn sie richten sich nach dem Durchschnitt der Klasse.

Bist du in einer Klasse mit eher dummen Schülern ist es leichter eine gute Note zu bekommen als in einer Klasse mit nur intelligenten Schülern. Was aber nun gut oder schlecht wirklich definiert ist unklar.

würdest du deine Klassenarbeit 1000 Lehrern zur Bewertung abgeben, würdest du die unterschiedlichsten Noten erhalten, denn auch die Laune des Lehrers, die unter anderem auch wetterabhängig sein kann, fließt in die Benotung mit ein. Mag dein Lehrer dich nicht, sind deine Chancen noch schlechter.

Dann gibt es unterschiedliche Interpretationsspielräume in den einzelnen Fächern. In einem Aufsatz im Fach "Deutsch" ist der Interpretationsspielraum des Lehrers größer als in Mathe, doch sogar Mathe, was so objektiv erscheint, ist alles andere als objektiv.

So könnten z.b. Lösung und Lösungsweg unterschiedlich gewichtet werden. Auch die Vorgaben der Lehrer unterscheiden sich in den Schulen und Bundesländern. Auch kann deine Note anders ausfallen, wenn der Lehrer vorher mehrere schlechte Arbeiten korrigiert hat einfach aufgrund des direkten Vergleichs.

Hinzu kommen Vorurteile, dass Mädchen als fleißiger und ordentlicher gelten oder der Tochter eines Arztes mehr zu getraut wird als ein Kind mit Migrationshintergrund und Tochter oder Sohn eines Arbeiters.

Auch der Ruf deiner Schule übt sich auf die Notenverteilung aus. Der Ruf der Schule geht nämlich über jede Note unter anderem deshalb wird die Verteilung der Noten als "Normalverteilt" angesehen. Die rede ist von der Gaußschen Normalverteilung also nichts anderes als ein Funktionsverlauf (da währen wir wieder bei Mathe), bei dem der Prozentsatz der Schüler in Abhängigkeit der Noten dargestellt wird. Die Normalverteilung wirkt fair und somit beschweren sich auch keine anderen Lehrer oder Eltern.

Eine Grundschullehrerin in Bayern hat es verstanden, Kinder so richtig zu motivieren und zu fördern, was dementsprechend zu guten Noten führte. Es gab Protest von den Lehrern, Protest von den Eltern und die Schulleitung sah den Schulfrieden gefährdet, weshalb die Lehrerin kurzerhand entlassen wurde.

Wenn du also in einem Fach eine schlechte Note erhältst, bedeutet es objektiv gesehen weder dass du schlecht bist in dem Fach oder zu dumm bist noch bedeutet es bei einer guten Note, dass du das Thema wirklich beherrschst.

Aber warum ist das so?

Die Schulen kommen in ihren wesentlichen Grundzügen aus dem preußischem Zeitalter also zwischen 1701 und 1918. Es wahren militärisch und verwaltungstechnisch durchstrukturierte Einrichtungen mit dem Ziel:

Der Dumme Staatsbürger, der tut was man ihm sagt, Fachkompetent genug ist um seine Arbeit zu erledigen und keine kritischen Fragen stellt.

In den Schulen steht nicht das Lernen im Vordergrund, sondern das Abrichten der Kinder. Natürlich fällt es dann auch schwer zu erkennen, welche Potenziale man wirklich hat, schließlich wächst man von klein auf in diesem System auf und kennt auch nichts anderes. Es ist halt "Normal" für uns. Hinterfragen tut es kaum einer so richtig und dabei kann man schon mal den Glauben an sich selbst verlieren: "Bin halt zu dumm für Mathe.".

Nur weil du also mal eine schlechte Note in einem Fach bekommen hast bedeutet es nicht, dass du "zu dumm" bist. Du weißt nicht was noch alles in die Benotung mit hineingeflossen ist und bei vielen dieser Dinge hast du auch kaum die Möglichkeit mit einzuwirken. Etwas Glück gehört also auch dazu, das Glück in einer dümmeren Klasse gelandet zu sein oder das Glück, dass der Lehrer lieber gute als schlechte Noten verteilt usw.

Natürlich ist es auch nicht so, dass du einfach gar nichts tun brauchst. Für eine gute Note wirst du dich schonmal mit dem Thema beschäftigen müssen, da führt kein Weg daran vorbei was ich jedoch sagen möchte ist, dass es extrem gefährlich für deine Bildung ist, wenn du den Feedback nur aus den Noten beziehst. Es ist viel besser die Fähigkeit zu entwickeln den Feedback aus sich selbst heraus zu beziehen und seine Selbstreflektion stetig zu verbessern.

Warum dir Physik leichter fällt, könnte daran liegen, dass Physik etwas "Greifbares" an sich hat. Das Gehirn arbeitet durch das Erstellen von neuronalen Netzwerken. Wenn es etwas Neues lernt, vergleicht dein Gehirn automatisch mit etwas, was es bereits mal gelernt hat oder was es kennt und versucht dort anzusetzen.

Jemand, der also von allem schon mal ein bisschen was gelernt hat oder etwas gelernt hat, was stark damit zusammenhängt, hat es viel leichter, den Stoff zu erlernen als jemand, der kein Vorwissen hat, einfach weil es leichter ist, zusätzliche Netzwerke aufzubauen.

Im Fach Physik hat man es ständig mit Dingen zu tun die man irgendwo schon einmal gesehen hat unsere Technik basiert z.b. auf den Gesetzen der Physik. Mit der Technik versuchen wir die Gesetze der Natur für uns nutzbar zu machen, deshalb steckt hier auch bereits viel drin, was man kennt.

All das könnte dazu beitragen, dass du Physik besser verstehst bzw. das Gefühl hast, es leichter lernen zu können. Jedoch wirkt kaum etwas stärker als soziale Netzwerke. Wir sind unheimlich sozialorientierte Wesen. Wenn du von vielen also immer wieder hörst, dass du in Physik gut bist und positives Feedback erhältst, kann es dazu führen, dass du dich zunehmend bestätigt fühlst und glaubst wirklich ein Talent dafür zu haben. Es kann aber auch zu einer Bequemlichkeit führen: "Warum, sollte ich etwas tun? Ich bin doch schon gut.", aber hier gibt es ein Gegenargument, in der Natur: "Was nicht wächst das stirbt." Das gilt auch für erlernte Fähigkeiten. Wenn du nicht an ihnen arbeitest und dich weiter entwickelst, wirst du schlechter darin.

Ist ja auch klar, denn neuronale Netzwerke sind extrem energieaufwendig und jedes lebende System strebt nach einem stabilen Zustand, bei dem im Prinzip alles in Ordnung ist, also ein Zustand mit dem geringsten Energieverbrauch. Wie der Zustand aussieht, hängt vom System selbst ab. Man spricht von der Kohärenz. Die größtmögliche Kohärenz erreichen wir jedoch, wenn wir sterben. Das heißt, du wirst stetig an dir Arbeiten müssen, wenn du nicht möchtest, dass du die jeweiligen Fähigkeiten verlierst. Es gibt immer nur zwei richtigen wachsen oder sterben, aber du bleibst nie stehen.

Albert Einstein sagte dazu: "Das Leben ist wie Fahrradfahren. Man muss stehts in Bewegung bleiben um Voranzukommen."

Ich empfehle dir dich nicht über deine Noten zu definieren sondern selbst reflektierter an die Sache heranzugehen und dir deine eigene Meinung zu bilden.

Liegt bestimmt am Lehrer

Aber normalerweise ist es ja so dass Menschen die gut in Mathe auch gut in Physik sind

das ist nicht so, da könnte ich dir einige Gegenbeispiele nennen

Obwohl ich in Mathe immer sehr gut war, hatte ich doch öfters mal Schwierigkeiten in Physik

und umgekehrt: ein ehemaliger Mitschüler auf dem Techn. Gymasium hatte Physik LK und war auch in Technik (u.a. Techn. Mechanik, was ja auch Richtung Physik geht) einer der besten, im Mathe Grundkurs hatte er aber zu kämpfen um auf mindestens 5 Notenpunkte zu kommen.

Auch während des Elektrotechnikstudiums habe ich einige Praktiker kennengelernt, die sehr gut in physikalischen und technischen Dingen waren, aber im ersten Versuch bei den Mathe-Klausuren gescheitert sind

Vielleicht interessiert dich das Thema einfach mehr.

Evtl. kannst du da auch einfach besser die Schlüsse ziehen.