Warum gibt es so viele Polnische Nachnamen in Deutschland?

5 Antworten

Während der industriellen Revolution zogen Hunderttausende Polen ins Ruhrgebiet. Sie stellten einen großen Teil der Arbeitskräfte in der rasant wachsenden Schwerindustrie. Ihre Nachkommen assimilierten sich vollständig, behielten aber natürlich ihre Familiennamen bei. Daher häufen sich gerade dort die Koslowskis und Sliwinskis.

Ein weiterer Grund waren die Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Da in vielen Gebiete Deutsche und Polen vermischt miteinander wohnten - was zu den Problemen bei der Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg führte - gab es natürlich auch Mischehen. Und bis 1976 wurde immer grundsätzlich der Name des Mannes Ehenamen.

Zum einen gab es die sog. "Ruhrpolen", Einwanderer im 19. Jahrhundert, die meist als Bergleute in NRW (und auch anderswo) gearbeitet hatten. Zum anderen sind natürlich gerade in den östlichen Teilen Deutschlands auch durch die geographische Nähe viele polnische oder auch sorbische (und tschechische) Namen vertreten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrpolen

Übrigens sind etliche Städtenamen in Ostdeutschland sorbischen Ursprungs, so etwa Bautzen (Budyšin) und Cottbus (Chóśebuz). Auch die Namen "Berlin" und "Dresden" sind slawischen (nicht deutschen) Ursprungs.

berlo = Sumpf (man denke an die Spree)

Dresden = sorbisch Drježdźany ("Auwaldbewohner") 

Es war auch so, dass diese östlichen Gebiete z.B. von Niedersachsen aus erstmals von deutschen Siedlern bewohnt wurden. Zuvor lebten Slawen östlich der Saale oder der Elbe. Die Rattenfängersage spielt wahrscheinlich darauf an, dass junge Leute angeworben wurden, um diese östlichen Gebiete zu besiedeln.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Ostsiedlung#/media/Datei:Deutsche_Ostsiedlung.png

In Ostdeutschland waren also die Westslawen vor den Deutschen.

Teile des heutigen Polens gehörten mal zu Deutschland und die Menschen sind von dort umgesiedelt aus unterschiedlichen Gründen oder wurden vertrieben.

Nachfahren haben die Namen weitergeführt.

Meine Eltern und Großeltern waren ab 1945 Flüchtlinge und Vertriebene aus Masuren/ Ostpreußen. Viele Namen waren über viele Generationen polnischen Ursprungs, aber nicht mehr polnisch. Masowische Bewohner kamen nach Masuren.

So hätten nur die männlichen Familienmitglieder Kapuschinski gm. polnischer Sprache heißen müssen, während die weiblichen Famlienmitglieder Kapuschinska heißen müßten.

Diese sprachliche Regelung gab es nicht in Ostpreußen. Frau Kapuschinski war keine Frau Kapuschinska.

Zur Herkunft könnte ich noch etwas beitragen, was vielen unbekannt ist. In 1740 waren der 1/4 Bewohner Jungmigraten, dh. von 600 000 Einwohner waren 150 000 Einwohner Migranten.

Das spiegelte sich in Familiennamen, weil zugewanderte Holländer, Franzosen, Pfälzer, Nassauer und Schweizer waren.

Nur bei uns in der Familie gab es niemand der Holländer, Franzosen, Pfälzer, Nassauer und Schweizer bis 1945 heiratete.