Warum demotiviert es mich, wenn andere gute Noten schreiben?
Liebe Mitglieder,
ich studiere Jura im bald 5. Semester und das Studium macht mir eigentlich viel Spaß. Ich mag es Probleme zu analysieren und beschäftige mich gerne mit Normen usw. Natürlich ist es manchmal auch anstrengend / hat man auch mal keine Lust etc. aber im großen und ganzen würde ich sagen, dass mir das Studium Spaß macht und ich auch motiviert bin.
Jetzt zu meiner Frage: Wenn andere bessere Noten schreiben als ich, dann demotiviert mich das unheimlich. Irgendwie scheint mir das die Freude zu nehmen. Ich habe dann regelmäßig das Gefühl, dass alles irgendwie doch keinen Sinn macht. (Es ist keinesfalls so, dass ich es den anderen nicht gönne, ich freue mich für sie. Aber es nimmt mir persönlich irgendwie die Luft raus.)
Die Wirkung hat es komischerweise nicht nur bei Kommilitonen, sondern auch bei fachfremden besseren Studenten. Hat irgendjemand Erfahrungen mit sowas Ähnlichem und vllt. eine Lösung?
Vielen Dank.
1 Antwort
Hi,
weil du es als persönlichen Misserfolg wahrnimmst, schlechter benotet zu werden.
Daraus resultiert eine selbst getroffene Ursachenzuschreibung, der vermeintlichen eigenen Minderbegabung und schließlich eine, im Extremfall, generalisierte Selbstzuschreibung geringer Fähigkeiten. Wenn man den negativen emotionalen Zustand selbst bei fachfremden Studenten empfindet, mit denen man eigentlich nichts am Hut hat. Dein Selbstbild wird negativ beeinflusst.
Du bist also "schlechter als alles". Und daher macht es keinen Sinn mehr, weiter zu studieren.
Das ist ein stark empfundenes Misserfolgsmotiv. So nennt man das in der Lehr- und Lernpsychologie und das führt ungünstigenfalls zu einer, bereits von dir beschriebenen, verstärkten Demotivation, weiterhin zu studieren. Es nimmt dir die Lust und raubt dir die Freude.
Es wäre ganz wichtig für dich, dein Leistungsmotiv zu stärken.
Man muss sich das so vorstellen, Misserfolgsmotiv und Erfolgsmotiv (Hoffnung auf Erfolg = Leistungsmotiv) sind wie zwei Waagschalen einer Waage, die deine Leistungsbereitschaft beeinflussen. Aus der Schale des Misserfolgsmotivs (schlecht), muss Gewicht weg und in die Schale des Erfolgsmotivs (gut) muss Gewicht rein.
So dass du weiterhin bereit bist, leistungsorientiert zu arbeiten. Die weiteren Studienabschnitte zu starten und dein Selbstbild positiv ist. Bleibt die Waage auf der Seite des Misserfolgsmotivs, bremst das dein leistungsorientiertes Verhalten aus, wie du bereits ansatzweise beschrieben hast.
Der Ansatz ist ja gut, wie du in der Einleitung beschrieben hast. Das Interesse an dem Studiengang ist hoch. Eine Motivation, sich damit auseinanderzusetzen ist "einfach so" gegeben, aus dir heraus, ohne dass man dich dazu "überzeugen" oder zwingen müsste. Die Bereitschaft das zu studieren, spiegelt also eine stabile Persönlichkeitsdisposition wider und wird dir nicht z.B. von Eltern, die auch Anwälte sind, "verordnet". Du solltest weiterhin erfolgsorientiert bleiben und bereit dazu, die Sache in Angriff zu nehmen, egal wie andere abschließen. Denn wenn du deine Examen hast, wirst du Anwalt und wirst in dem Bereich arbeiten. Alle Anstrengungen das zu erreichen, haben bereits für sich einen Wert. Nicht nur das Ziel hat einen Wert ("Der Weg ist das Ziel"). Und du wirst dich nicht von irgendwelchen anderen davon abbringen oder blenden lassen. Wer, wann, welche andere Note geschrieben hat, wird nie irgendjemanden interessieren. Es ist vollkommen egal für dich. Du kannst aber stolz auf deine eigene Leistung sein, die Etappen zu den Examen, aus eigener Anstrengung (und die braucht es = Erfolgsmotiv) geschafft zu haben, die dir Perspektive auf berufliche Entfaltung und Gestaltung des Lebens bieten. Also hau rein. LG