Waren wir im Unrecht?
Wir (Gruppe von Jugendlichen, ca. 19–20 Jahre alt) waren abends in einem Fastfood-Laden, haben normal geredet und leise gelacht. Eine von uns hat laut gesagt, dass sie Vegetarierin werden will , daraufhin haben ein paar Leute an den Abholtresen kurz rübergeschaut. Dann meinte dieselbe Person ironisch: „Oh nein..Warum schauen jetzt alle zu mir?“ und hat mit der Gruppe gelacht. (Wir waren stets leise, unter uns und nicht aufdringlich!)
Später kam eine Mutter mit ihrer Tochter (gleiches Alter wie wir) zu uns an den Tisch und warf uns vor, wir hätten uns über ihre Tochter lustig gemacht, gesagt „Guck mal, wie die steht“ und das nachgeäfft. Wir waren total verwirrt..niemand hatte diese Person überhaupt wahrgenommen. Wir haben mehrfach ruhig gesagt, dass es ein Missverständnis sein muss, weil wir über niemanden gelacht haben. Zwei von uns wurden emotionaler, weil sie sowas oft erleben (Migrationshintergrund) und haben dann auch lauter oder sarkastischer reagiert, aber niemand war beleidigend.
Die Tochter selbst hat während der ganzen Konfrontation nichts gesagt – erst ganz am Ende meinte sie leise: „Ich bin mir auch nicht sicher.“ Trotzdem hat die Mutter weiter auf ihrer Anschuldigung bestanden.
Meine Frage:
War unser Verhalten falsch, obwohl wir nichts gemacht haben?
Wie hättet ihr reagiert als Eltern?
4 Antworten
Ich kenne die Situation der Tochter selber ganz gut. Wenn man sich nicht sicher ist, ob jemand sich über einen lustig macht. Das ist sehr unangenehm.
Wenn man denjenigen dann darauf anspricht und er reagiert laut, sarkastisch oder anderweitig überspitzt, wirkt es, als würde er sich ertappt fühlen und/oder sich weiter über einen lustig machen. Deshalb ist die Mutter bei ihren Anschuldigungen geblieben.
Eure anfängliche Reaktion war schon ganz gut. Es ist hilfreich, klarzustellen, dass es nicht so war. Trotzdem wäre es vielleicht gut gewesen, sich zu entschuldigen, dass es so gewirkt hat. Oder man sollte zumindest anmerken, dass es nicht eure Absicht war. Das hätte die Lage weiter entschärft.
Die Mutter muss natürlich zu ihrer Tochter stehen.
Ansonsten ist es mit dem Vertrauensverhältnis vorbei.
In so einer Situation muss man eben einfach mal zurück stecken und sich vielleicht auch mal entschuldigen wenn man nichts gemacht hat.
Es formt den Charakter wenn man auch mal über den Dingen stehen kann. Besonders wenn man in der stärkeren Position ist.
Rückgrat wichtiger als Rückzug.
Genau wegen so einer Einstellung gibt es so viel Leid auf der Welt.
"Auge um Auge und die Menschheit wird blind."...
Ich verstehe den Gedanken dahinter, aber genau solche Aussagen klingen schön moralisch und ignorieren die Realität.
Sie setzt voraus, dass dein Gegenüber friedlich oder einsichtig ist. Aber wenn die andere Seite nicht an Klärung interessiert ist, sondern dich kleinhalten will, ist diese „Größe“ gefährlich naiv.
Jetzt wirst du aber albern.
Ihr wart in der stärkeren Position. Wie soll euch denn eine alte Frau mit ihrer kleinlauten Tochter "kleinhalten"?
Ihr hättet sie auch einfach ignorieren können.
Soviel zum Thema Realität...
“Ihr wart in der stärkeren Position” ist eine sehr oberflächliche Sichtweise.
Nicht körperlich oder zahlenmäßig entscheidet, wer in einer Diskussion die „stärkere Position“ hat, sondern wer die Deutungshoheit hat. Die lag klar bei der Mutter.
Sie kam mit moralischer Anklage, unterstellte uns öffentlich Mobbing, ließ keinen Raum für Aufklärung, und ihre Tochter hat durch Schweigen diese Dynamik verstärkt.
In solchen Momenten wird man nicht angehört, sondern in eine Täterrolle gedrängt.
Das hat nichts mit Stärke zu tun! das ist ein klassisches Machtspiel über Sprache, Moral und soziale Erwartung.
Einfach „ignorieren“ klingt gut auf dem Papier aber in der Realität wird Schweigen oft als Schuldeingeständnis gewertet.
Wer wirklich an Klärung interessiert ist, stellt Fragen? keine Urteile.
Und wer dann erwartet, dass man sich entschuldigt, obwohl man nichts getan hat, missbraucht “Frieden” als Druckmittel.
Ich kann sogar verstehen wie du zu dieser Aussage kommst
Aber realistisch betrachtet interessiert es einfach niemanden wer in einem KFC bei einem Streit zwischen wildfremden Menschen was wie deutet. Sprich: die Deutungshoheit ist vollkommen irrelevant (selbst wenn wir nicht in postfaktischen Zeiten leben würden). Alle Beteiligten haben den Vorfall nach zwei Stunden vergessen. -Erst Recht wenn ihr keine große Sache daraus gemacht hättet.
Auch hier reden wir schon viel zu lange über so etwas Unwichtiges. Ich habe jetzt alles dazu gesagt. -Mach was draus oder lass es bleiben. Ich bin raus.
Wenn ihr die erlebte Mitwelt zeitnah kommentiert ist es ebenso. Jeder wurde mal Opfer eines schlechten Witz und sollte damit klar kommen.
Wenn ihr nichts falsches gemacht habt, dann ist das auch so.
Also ich würde als Elternteil nicht die Kämpfe meins Kindes kämpfen, es sei den ich werde darum gebeten
Finden sie nicht, man muss sich nicht entschuldigen, wenn man nichts gemacht hat?
Es einfach hinzunehmen ist sehr fern von der eigentlichen Realität..
Das ist toxisch. Es vermittelt: „Du bist im Unrecht, aber halt den Mund und schluck es.“ Das bricht Charakter statt ihn zu formen.
Eine Entschuldigung ist kein Spielball, den man schmeißt, um Frieden zu erzwingen. Wenn man wirklich nichts gemacht habt, dann ist Rückgrat wichtiger als Rückzug.