Studium Kind von Akademiker Eltern?

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Dieses System ist nicht gerecht, ja, aber es gibt immer wieder welche die diesem System trotzen und dennoch was aus sich machen konnten. Und die Chancen stehen heute besser als damals zu meiner Zeit. Dank des Hartz4 gibts heute Bildungsgutscheine, Zuschüsse für Schulzeugs und und und....

Wenn ich da an meine Zeit zurückdenke gabs das alles nicht. Das einzige was es gab war ein 50 DM Gutschein für den Dierke Weltatlas. Die anderen 400-600 DM ja nach Stufe und Anzahl der Bücher musste man selber aufbringen.

Die 5. Klasse musste ich wiederholen, weil ich bis zu den Halbjahreszeugnissen keine Schulbücher hatte. Ich konnte weder im Unterricht richtig mitmachen, noch die Hausaufgaben machen. Wir lebten von Sozialhilfe und meine Mutter musste für 2 Kinder Schulbücher aufbringen. In diesem Jahr war es so schlimm, das ich nach den Halbjahreszeugnissen bei meinem Onkel, welcher Geld verdiente, nach dem Geld bettelte. Die Tracht Prügel die ich von meiner Mutter dafür bekommen hab war nicht von schlechten Eltern, um es mal milde auszudrücken. Man bettelt nicht war die Lehre dahinter.

Nachhilfe konnten wir uns nicht leisten. Verlässliche Schulen, oder Horte gabs damals noch nicht. Meine Mutter kontrollierte alles. Waren irgendwo Fehler drin ging es manchmal soweit das die Seite rausgetrennt wurde und es nochmal gemacht werden musste. Als wir noch jünger waren lag der Kochlöffel als Motivation neben den Hausaufgaben.

Die Methoden meiner Mutter würde man heute in Frage stellen. Das wäre so nicht machbar ohne das das Jugendamt auf dem Plan stehen würde. Vor über 30 Jahren war sowas aber egal. Die Erziehung war teilweise brutal. Dennoch muss ich meiner Mutter eins zugute halten. Sie selber war immer Arbeitslos, sie war immer in Sozialhilfe, hat nie gearbeitet. Aber sie hat das einzige gemacht was ihr in dieser Lage am Wichtigsten erschien. Ihre Aufgabe war, das aus ihren Kindern was wird. Und wenn sie sonst nichts in ihrem Leben geschafft hat, das hat sie geschafft. So fragwürdig die Methoden auch waren.

Mein Bruder wurde mechanischer Buchbinder und Restaurateur und ich wurde Erzieherin. Und mein Bruder und ich sind seit Ausbildungsende in einem festen Arbeitsverhältnis. Den sozialen Verhältnissen zum Trotz sind wir dieser Elendsspirale entkommen. Leider konnten wir unsere Mutter nicht mehr an dem teilhaben lassen. Uns durchzubringen war vermutlich auch sowas wie eine Lebensaufgabe. Fünf Jahre nach Ausbildungsende starb sie. Ich habe mir früher immer ausgemalt was ich mit meiner Mutter alles machen würde, wenn ich erstmal Geld verdienen würde. Theaterbesuche, gemeinsamer Urlaub, Städtetouren, Kino.... all die Sachen die sie als junge Frau nicht machen konnte, weil sie uns Kinder hatte und kein Geld. Aber dazu kam es leider nicht.

Das hat vermutlich verschiedene Gründe. Zum einem wird es von einem "akademikerkind" vielleicht eher erwartet, zum anderen sind die Familien oft finanziell sicherer situiert. So ein Studium muss ja auch irgendwie finanziert werden.


Also komme nicht aus einem Akademiker Haushalt und studiere jetzt im Master. Meine Motivation lag darin, dass ich erstens einen guten Job haben wollte, der mir Spaß macht. Ich wollte einfach auch die erste sein, die in meiner Familie studiert hat. War ein schwieriger weg, aber durchaus machbar.

Die akademiker eltern wissen halt wie es abläuft und können ihn da unter die arme greifen. Meine Eltern haben da zb kein plan (können sie auch nicht) deswegen kommt es einfach auf mich zu