Studentenleben - wirklich so entspannt?

5 Antworten

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Seeeeehr unterschiedlich.

Je nach Studiengang. Je nach Semester. Je nach Phase im Semester. Je nachdem, ob man die besten Noten will oder mit Dreien glücklich ist. Je nachdem, ob man nebenher arbeiten muss oder "sponsored by Daddy" lebt. Je nachdem, wie gut man sich selbst organisiert.

Das Klischee, dass das Studentenleben sehr entspannt sei, kommt daher dass das Studieren im Grunde keine festen Arbeitszeiten kennt. Vorlesungen finden zu unterschiedlichen Zeiten statt und sind i.d.R. keine Pflichtveranstaltungen. Dadurch hat man als Student vergleichsweise viele Möglichkeiten, den Tag zu gestalten. Das ist der Teil, den man in der Öffentlichkeit wahrnimmt, wenn Studenten z.T. schon vormittags Freizeitbeschäftigungen nachgehen, während die meisten Menschen arbeiten. Oder einfach mal mitten im Semester eine Woche Urlaub machen. Der Mensch urteilt nach dem, was er sieht.

Was nicht in der Öffentlichkeit sichtbar ist, ist dass sich die selben Leute dafür abends z.T. bis nach Mitternacht an den Schreibtisch klemmen, um Vorlesungen nachzubereiten oder diese eine Hausarbeit endlich fertig zu schreiben. Oder dass in Klausurphasen z.T. wochenlang das komplette Sozialleben unterbrochen wird, um Zeit für 70-80 h Büffelei pro Woche zu haben.

Zumindest in den Fachgebieten, die ich aus eigener Erfahrung und aus dem Bekanntenkreis kenne (Naturwissenschaften & Medizin), reichen 40 h Arbeitsaufwand pro Woche nicht aus, um in der Regelstudienzeit durchzukommen. Diejenigen, die ständig gute Noten ablegen, sind eher bei konstant 50h/Woche und nehmen sich von vornherein 1-2 Semester mehr Zeit.

Das sehen Außenstehende oft nicht und dementsprechend fließt es auch nicht in ihr Urteil übers Studentenleben ein.

Was einem zu denken geben sollte: 1/3 aller Studenten bricht ab. In manchen Fachgebieten ist es vollkommen üblich, dass nur 1/3 derer, die mit dem Bachelorstudium begonnen haben, tatsächlich auch bis zum Bachelorabschluss durchmachen. Beim Abitur, das von vielen als stressig empfunden wird, gibt es keine so hohe Abbrecherquote.

Was tatsächlich ein Faktor ist: Man hat als Student eher wenig anderweitige Verpflichtungen. In einer WG verteilt sich wenig haushälterischer Aufwand auf mehrere Personen. In der Regel hat man keine Kinder oder Haustiere zu versorgen. Gartenarbeit o.ä. fällt auch nicht an. Das bedeutet wiederum eine geringere Arbeitsbelastung als bei normal Berufstätigen mit Familie.


Elvood 
Fragesteller
 03.07.2022, 12:08

Super, vielen Dank für die ausführliche Beantwortung!

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Es kommt auf das Studienfach an und an welcher Einrichtung du bist. An der Universität muss man sich selbst organisieren. Fachhochschulen sind oft wie Schule organisiert, mit Stundenplan z. B.

Wenn Du z. B. Architektur studierst bist du ständig mit Projektarbeiten beschäftigt, auch in den Semesterferien. Studieren ist verglichen mit der Arbeitswelt trotzdem angenehmer.

Es gibt verschiedene Typen von Studenten.

Ich kenne welche, die selten mal lernen, quasi nie vor Mittags aufstehen, ständig Party machen, von den Eltern durchgefüttert werden, Hausarbeiten zu spät einreichen, nicht wissen das man beim Literaturkurs lesen muss (zb) und nach über 10 Jahren Studium immer noch keinen Bachelor haben.

Dann kenne ich dagegen auch welche, die immer pünktlich um 6 aufstehen, lernen, in die Uni fahren, sich bei den Hausarbeiten richtig ins Zeug legen, noch andere Studenten betreuen und selbst an Lerngruppen teilnehmen und dann noch ein bis zwei Nebenjobs haben und trotzdem fast in Regelzeit den Abschluss schaffen.


Elvood 
Fragesteller
 03.07.2022, 03:06

Alles klar, vielen Dank

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Das hängt davon ab, wie gut man sich selber organisieren kann. Im Vergleich zur Arbeitswelt ist die Studienzeit aber in jedem Fall entspannt.

Kommt halt sehr stark drauf an was du studierst und ob du in Regelstudienzeit durchziehen willst.