Starkes Stottern abgewöhnen?

3 Antworten

Hallo SweetApple33,

da sind ja einige Punkte in deiner Frage - das wird eine lange Antwort deshalb und wir hoffen, du liest alles durch:

Stottern verläuft häufig in Phasen, es ist also mal stärker und mal schwächer und auch wie du stotterst, kann sich verändern. Woher es kommt ist noch nicht so ganz geklärt. Die meisten stotternden Menschen haben vermutlich eine Veranlagung zu Stottern (also eher körperlich bedingt), dazu kommen dann auslösende und aufrechterhaltende Faktoren.

Du solltest auf jeden Fall versuchen, dein Stottern nicht zu vermeiden oder es als Kampf mit dem Sprechen zu sehen, denn das macht es oft  schlimmer. Durch eine negative Einstellung und natürlich die Angst, die Scham die du dabei entwickelst, trägst du eher dazu bei, das Stottern aufrecht zu erhalten und es evtl. zu verstärken. Deine Mutter hat also nicht wirklich recht, aber so halb.

Sprichst du denn offen über dein Stottern, z.B. mit Leuten aus der Klasse? Oder denkst du "das merken die doch sowieso"? Vielleicht tun sie das, aber sie wissen ja eigentlich (auch) nichts darüber und was das für dich bedeutet. So kommt es dann auch, dass andere denken, dein Satz sei schon zu Ende, obwohl du noch etwas sagen möchtest. Du hast da so eine Art Wissens-Monopol: Sag anderen, was dir hilft, also dass sie dich z.B. ruhig anschauen dürfen beim Sprechen und Stottern (wenn das angenehm für dich ist) usw. Und, dass du genau weißt, was du sagen willst, es aber in dem Moment nicht aussprechen kannst und einfach etwas mehr Zeit dafür brauchst.

Zur Frage, wie du dir dein Stottern "abgewöhnen" kannst:

Also, von "abgewöhnen" kann man da nicht sprechen. Es ist ja keine blöde Angewohnheit sondern so eine Art Krankheit: Du hast das erst mal nicht in der Hand. Aber, du kannst lernen, dein Stottern zu verändern oder dein Sprechen.

Wenn du es unbedingt allein versuchen möchtest, so ist das der härtere Weg, aber deine Entscheidung. Als Tipp: Es gibt z.B. das Buch "Selbsttherapie für Stotterer" von Malcom Fraser. Und wenn's lieber eine filmische Anleitung sein soll, könnte die DVD "Leichter sprechen und sich wohler fühlen" von Berthold Wauligmann etwas für dich sein.

Wir möchten dich aber ermutigen, dir dabei helfen zu lassen und dich über anerkannte Möglichkeiten der Stottertherapie zu informieren (die zahlt, bist du 18 bist übrigens die Krankenkasse). Ruf doch mal bei uns an, bei der Fachberatung - kostet auch nix, ist eine normale Festnetz-Nummer. Da kannst du alles zu deinem Stottern fragen und bekommst konkrete Tipps:

Telefon 0221 139 1108, immer donnerstags von 17-20 Uhr und freitags von 12-14 Uhr (einfach anrufen, wenn besetzt ist später noch mal versuchen).

Wir, das ist übrigens die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. (BVSS). Ein gemeinnütziger Verein von Stotternden für Stotternde, das bedeutet, wir haben keinerlei wirtschaftliche Interessen - wir wissen nur einfach viel über Stottern und Therapie und Selbsthilfe und natürlich darüber, wie es stotternden Menschen so geht.

Last but not least: Noch ein wichtiger Hinweis zur Schule!

Dir steht als stotternde Schülerin ein so genannter Nachteilsausgleich zu, denn Stottern gilt als Sprechbehinderung. Das wissen auch Lehrkräfte nicht immer, so dass du (mit deinen Eltern) dies in der Schule mal ansprechen solltest. Der Ausgleich soll nämlich dafür sorgen, dass du mit Stottern deine mündlichen Leistungen erbringen kannst und fair benotet werden kannst. Es soll dich nicht schonen oder ganz vom Sprechen "befreien" in der Schule, aber eben einen Ausgleich schaffen, im Vergleich zu nicht stotternden Schülern. Schau dir dazu dringend die Seite www.bvss.de/schule und schau auch in alle Links/Unterseiten dort. Du kannst auch die Broschüre "Meine Rechte als stotternder Schüler" bei uns bestellen (kostenlos) und sie zum Lehrergespräch mitnehmen.

Nur Mut! Vermutlich ist dir das alles erst mal total unangenehm, aber es hilft dir einfach und sorgt für Chancengleichheit! Es ist eigentlich immer besser, offen mit einem Handicap umzugehen, denn das verstecken und verschweigen macht dir auf Dauer Bauchschmerzen - du leidest aktuell ja schon sehr unter deinem Stottern - aber, du kannst etwas tun, auch wenn es anfangs schwer fällt, zahlt es sich am Ende aus.

Alles Gute für dich,
deine BVSS

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wir sind ein Verein von Stotternden für Stotternde.

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