Soll ich zur Freiwilligen Feuerwehr?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
ich spiele schon längere Zeit mit dem Gedanken der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten,

Das ist auf jeden Fall schon einmal eine sehr gute Idee!!!

Ich habe diesbezüglich noch keinerlei Erfahrung (war auch nicht in der Jugendfeuerwehr o.Ä.). Wie gestaltet sich daher der Einstieg für mich und wird man von den Kammeraden auch richtig aufgenommen (Ich kenne ein-zwei Leute aus meinem Ort bei der FFW, habe mit denen aber seit Jahren nichts mehr zu tun, da es nie so richtig gepasst hat)?

Dass Du keine Erfahrung hast, ist kein Problem. Bei uns kommen heute etwa 50% aller neuen Kameraden/innen aus der Jugendfeuerwehr, die anderen 50% sind komplette Neueinsteiger. Teilweise auch in fortgeschrittenem Alter von 50 Jahren und mehr.

Wie Du in der Gruppe aufgenommen wirst, hängt natürlich a) von den Leuten in der Wehr und b) von Dir selbst ab. Da gibt es kein Patentrezept...
Grundsätzlich ist aber meine Erfahrung, dass die Kameraden/innen neuen Mitgliedern gegenüber immer sehr aufgeschlossen sind. Letztendlich liegt es dann an den Neuen selbst, ob sie sich gut in die Gruppe einfinden oder nicht. Das Schlimmste ist, wenn ein Neuer ohne jegliche Erfahrung dazu kommt und den "alten Hasen" dann erzählen möchte, was sie alles falsch machen ^^ Wir hatten tatsächlich mal eine Neuaufnahme, die nach zwei Monaten meinte, die Arbeit des Wehrführers könne er auch locker machen und Ausbildung hätte er nicht nötig, weil er das eh schon alles wisse... er habe ja schon viele Feuerwehr-Serien im TV und Internet angeschaut und in das Thema eingelesen. Das der nach ziemlich kurzer Zeit ziemlich "unten durch" war, versteht sich von selbst.

Das sind aber wirklich die Ausnahmefälle. Mein Tipp: Sei offen, geh offen auf die Kameraden/innen zu. Sei neugierig und frage gerne, wenn Du etwas nicht verstehst oder etwas wissen möchtest. Die meisten geben ihr Wissen und ihre Erfahrung gerne weiter und freuen sich, dass es immer weiter geht. Akzeptanz verschafft man sich bei der Feuerwehr vor allem durch Taten. Melde Dich gerne zu freiwilligen Diensten (dabei lernt man die Kameraden dann auch gleich besser kennen als in der großen Runde und man lernt auch die Tätigkeiten schneller), komme regelmäßig zum Dienst und renne nach dem Dienst nicht gleich nach Hause sondern nutze die Gelegenheit zum Smalltalk.

Ich bin am Wochenende meistens nicht in meinem Ort, oder bin Abends mit Freunden was trinken usw. Ist es daher überhaupt sinnvoll, beizutreten? Unter der Woche und für Übungen habe ich natürlich die Zeit!

Niemand ist 24/7/365 erreichbar.

Bis Du wirklich bei Einsätzen unterstützen kannst, musst Du erst einmal die Grundausbildung absolvieren. Und in einem Jahr kann sich ja sehr viel ändern...

Ansonsten bist Du ja, wenn Du am Wochenende nicht zu Hause bist, zumindest die übrigen 5 Tage und Nächte die Woche wahrscheinlich nicht durchgehend volltrunken - und stehst damit ja theoretisch immer noch 120 Stunden die Woche zur Verfügung.

Allerdings musst Du Dir auch bewusst sein, dass Du neben dem normalen Dienst gerade in den ersten Jahren auch mehrere Lehrgänge besuchen musst. Und die können (abhängig von der Organisation in Deinem Ort bzw. auf Landkreisebene) durchaus auch abends und am Wochenende stattfinden. Da musst Du dann ggfs. mal Prioritäten setzen und ein Wochenende zu Hause bleiben, wenn so ein Lehrgangstag/-wochenende ansteht.

Wie läuft die Ausbildung im Groben für mich als Einsteiger ab?

Das läuft überall ein wenig anders ab. Der normale Weg ist aber:
Du suchst den Kontakt zur örtlichen Wehrführung und bekundest Dein Interesse. Dann besteht häufig die Möglichkeit, ein paar Dienste probeweise zu besuchen (Achtung: Jetzt im Winter stehen viele Innendienste und Theoriedienste an... die sind natürlich weniger interessant wie praktische Übungen draußen im Sommer. Nicht, dass Du ggfs. durch die Theorie abgeschreckt wirst und einen falschen Eindruck bekommst!). Wenn alles passt und ihr alle gegenseitigen Fragen geklärt habt, wirst Du irgendwann aufgenommen (sofort oder zu einem bestimmten Zeitpunkt wie dem 01.01. oder so). Dann wirst Du eingekleidet, läuft normal bei den Diensten mit und absolvierst "nebenbei" die Ausbildungen (meist 1 bis 2 Lehrgänge im Jahr über ca. 3 Monate als Abend- oder Wochenendlehrgang).

Wäre es schlimm, wenn ich nach einer gewissen Zeit mal mehrere Monate nicht kann, wegen eines Auslandssemesters zum Beispiel?

Nein, das ist ganz normal. Heute ist berufliche Flexibilität gefragt und längere Abwesenheiten, Auslandsaufenthalte usw. kommen häufig vor. Du wirst dann einfach für diese Zeit vom Dienst beurlaubt. Ist halt nur wichtig, dass Du dies mit der Wehrführung kommunizierst weil die zumindest grob wissen muss, mit wie vielen Kräften sie bei einem Einsatz rechnen kann.

Ich kann Dir nur raten: Sprich mal mit der örtlichen Wehrführung, da lassen sich viele Fragen (gegenseitig) klären. Und dann nimm mal an ein paar Diensten teil - dann siehst Du, was dort gemacht wird und Du lernst die Leute dort gleich ein wenig kennen. Danach kannst Du dann sicherlich besser entscheiden, ob die Feuerwehr etwas für Dich ist oder nicht.

Viel Spaß und Erfolg!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr
grapefruit01 
Fragesteller
 24.11.2023, 23:35

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Vor allem Bezüglich meiner Erreichbarkeit habe ich mir doch viele Gedanken gemacht, aber unter der Woche stellt das natürlich überhaupt kein Problem dar :). Ich werde mich, wie du mir rätst, mal mit unserem Wehrführer in Verbindung setzen.

1
Ich habe diesbezüglich noch keinerlei Erfahrung (war auch nicht in der Jugendfeuerwehr o.Ä.).

Quereinsteiger, also Kameraden die nicht den "vorgesehenen" Weg über die Jugendfeuerwehr gehen, sind vergleichsweise häufig anzutreffen. Wenn man in einem Beruf neu anfängt kann man es vorher in der Regel ja auch nicht

Wie gestaltet sich daher der Einstieg für mich und wird man von den Kammeraden auch richtig aufgenommen

Zuhören, mit machen, mit den Leuten ins Gespräch kommen, gerade als neuer nicht alles besser wissen (sowas kommt selten gut an)

Ich bin am Wochenende meistens nicht in meinem Ort, oder bin Abends mit Freunden was trinken usw. Ist es daher überhaupt sinnvoll, beizutreten?

Niemand ist in der Freiwilligen Feuerwehr gezwungen immer da zu sein. Es heißt zwar immer so schön, nur Ein- und Austritt sind freiwillig, alles andere ist Pflicht, aber du schreibst ja selbst zu Übungen würdest du schon da sein und das man nicht zu jedem Einsatz kann ist nunmal so, deswegen muss eine Feuerwehr auch per Gesetz die dreifache Menge an Personal vorhalten wie sie eigentlich benötigt.

Wie läuft die Ausbildung im Groben für mich als Einsteiger ab?

Es gibt eine Grundausbildung, die entweder auf Ebene der Feuerwehr oder teilweise auch auf Landkreisebene stattfindet, in der man alles notwendige lernt um als Truppmann an Einsätzen teilnehmen zukönnen. Darauf aufbauend kann man sich dann im lauf der Zeit weiter qualifizieren, Truppführer, Atemschutzgeräteträger, Maschinist oder Führungslehrgänge, etc.
Gleichzeitig, aber das kommt auch ganz auf die Wehr an, nimmt man parallel dazu einfach noch an den normalen Übungen teil. Zu Einsätzen darf man normalerweise erst mit, wenn man die Grundausbildung abgeschlossen hat.

Wäre es schlimm, wenn ich nach einer gewissen Zeit mal mehrere Monate nicht kann, wegen eines Auslandssemesters zum Beispiel?

Nein, da es ja immer noch eine Freiwillige Feuerwehr ist, geht das normale Leben natürlich schon noch weiter. Wenn man dann mal weg ist, ist das eben so. Problematisch wird es nur, wenn du da noch in deiner Grundausbildung steckst, weil du die dann unterbrichst, aber selbst dafür findet man Lösungen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Zugführer in einer größeren bayerischen Feuerwehr
grapefruit01 
Fragesteller
 24.11.2023, 23:38

Danke dir für deine Antwort :). Ich dachte immer, dass die meisten schon seit ihrer Jugend dabei sind, und habe mich daher (warum auch immer) nie getraut ein Gespräch mit unserem Wehrführer zu suchen

0

Hallöchen,

Ich bin selbst vor ca. einem Monat der Freiwilligen Feuerwehr bei uns im Ort beigetreten und ich sags mal so:

1. Es ist egal ob man Erfahrung hat oder nicht, ich hatte keine, war nicht bei der Jugendfeuerwehr oder sonstiges, aber ich wurde herzlich aufgenommen

2. Jeder Quereinsteiger muss eine Grundausbildung absolvieren, meine findet im Frühjahr statt... Bis dahin darf man natürlich nicht auf Einsätze, aber zuschauen, Fragen stellen und einfach dabei sein :)

3. Du musst am Wochenende keine Zeit haben, es ist schließlich freiwillig und da du sonst aktiv dabei sein würdest, reicht das auch. Daher is es auch ned schlimm mal eine Zeit lang zu fehlen...

Allgemein ist es auf jeden Fall empfehlenswert, es ist genauso wie man es sich vorstellt eine tolle Gemeinschaft und ich freu mich schon total auf die Grundausbildung sowie auf einige tolle Aktionen, die demnächst geplant sind 🤍

grapefruit01 
Fragesteller
 24.11.2023, 23:41

Danke für deine Antwort :). Schön, von jemandem zu hören, der auch noch nicht lange dabei ist. Du kannst dich, denke ich, daher doch nochmal etwas besser in mich hineinversetzen. Durch deine Erfahrungen ein Neuankömmling konntest du mir jetzt doch einige Sorgen / Bedenken nehmen :)

1
Josy0808  29.11.2023, 21:40
@grapefruit01

Na das freut mich :) auch wenn ich leider nicht viel Unterstützung von meiner Familie hatte, denn die sind irgendwie nicht so begeistert von dem ganzen... Aber ich bin froh über meine Entscheidung und hoffe bei dir wirds ebenfalls so gut laufen 🤍

1