Soll ich ihr das schreiben?
Vor etwa einem halben Jahr habe ich ein Mädchen aus einem anderen Land kennengelernt. Wir hatten zwei Dates, bevor sie in ihre Heimat zurückgekehrt ist. Seitdem hatten wir über ein halbes Jahr regelmäßigen Kontakt – tägliche FaceTime-Gespräche, Chatnachrichten voller Herzen, alles wirkte vielversprechend.
Jedes Mal, wenn ich konkret ein Treffen organisieren wollte, gab es jedoch unterschiedliche Gründe, warum es gerade nicht passt. Immer wieder Ausreden, aber nie ein klares „Nein, ich will das nicht.“ Stattdessen wurde der Vorschlag auf „eine andere Gelegenheit“ verschoben. Als das zum dritten Mal passierte, wurde ich misstrauisch und stellte sie zur Rede. Sie gab schließlich zu, dass die Gefühle nicht ausreichen oder im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Das konnte ich akzeptieren.
Aber was mich irritiert: Selbst nach diesem Gespräch gibt sie mir weiterhin das Gefühl, sie mag mich. Sie schreibt mir Herzen, wir hatten bis gestern noch ein 1,5-stündiges Gespräch, in dem sie mir lange schweigend in die Augen schaute – fast wie bei einem Date. Ihr Verhalten täuscht bis jetzt Interesse vor, aber sobald es konkret wird, zieht sie sich zurück.
Daraufhin habe ich entschieden, dass ich das nicht mehr mitmache. Ich habe ihr gesagt, dass wir es lassen sollten, und sie stimmte zu, da sie nach wie vor unsicher ist. Um besser damit klarzukommen, habe ich ihr auch auf Social Media entfolgt und ihr das aus Anstand vorher mitgeteilt, da wir trotz allem ein menschlich gutes Verhältnis haben. Sie folgt mir jedoch weiterhin und meinte, dass das doch nicht nötig sei.
Nun meine Frage: Ich überlege, sie ein letztes Mal mit ihrem Verhalten zu konfrontieren. Bisher habe ich immer nur versucht, ihre Sichtweise zu verstehen. Aber je mehr ich die Situation reflektiere, desto mehr fühle ich mich, als hätte sie mich sechs Monate lang hingehalten, obwohl sie schon längst wusste, dass ihre Gefühle nicht ausreichen. Es geht mir nicht darum, warum ihre Gefühle nicht reichen – das ist okay. Ich möchte aber verstehen, warum man so handelt und mit den Gefühlen eines anderen Menschen spielt.
Ich erhoffe mir keine Wiederbelebung dieser „Beziehung“, aber ich möchte ihr klar und deutlich sagen, wie respektlos und unfair ihr Verhalten war. Wie seht ihr das? Würdet ihr noch einmal das Gespräch suchen oder es einfach abhaken? Wir sind beide Mitte 20.
1 Antwort
Tja, wenn ich es nicht besser wüsste, würd ich sagen, sie schiebt dich auf die Wartebank für den Fall, dass in ihrem Leben kein anderer auftaucht und sie ggf. doch noch mal ne Runde mit dir starten würde.
So hart es auch ist, aber du hast richtig reagiert und da gibt es nichts, rein gar nichts, was du jetzt noch zu klären und zu tun hast.
Wenn sie eines Tages ankommen sollte, was ich fast denke, dann darfst du ihr gerne sagen, dass du keinerlei Interesse daran hast, ihr Spielball zu sein, wenn ihr langweilig ist.
Durch Facetime etc. kann man durchaus eine Distanz überbrücken und ja, man kann auch Gefühle aufbauen, keine Frage. Dennoch ist es elementar und da hast du Recht, dass sie dir offen zeigen muss, dass sie ein Treffen mit dir will und dies auch aktiv kommuniziert und mit dir zusammen plant.
Da sie dies bis dato erfolgreich immer verhindert hat.. war und ich wiederhole mich, deine Aktion völlig richtig, denn du bist mehr wert als eine Illusion einer Zukunft, die sie offensichtlich mit dir nicht haben will.
Das, was du für die Beziehung tust und was sie dafür bereit ist zu tun, steht ja in keinem Verhältnis, das ist ja ganz offensichtlich.
Ich kenne so eine Person auch, das ist total krass. Sie sind unfassbar empathisch, hören dir zu, wenn du von dir erzählst, wirken unfassbar liebevoll, sind aufgeschlossen und man hat das Gefühl, dass 2,3 oder gar 4h Telefonat oder Facetime wie im Flug vergehen...
Das Problem ist, sobald es anfängt in Richtung reale Treffen zu gehen, ziehen sie aus Bindungsangst den Schwanz ein, nicht, weil die Gefühle nicht da sind. Die sind da und glaub mir, sie fühlt das gleiche wie du.. Problem ist, sie ist nicht bereit, den letzten Meter zu gehen, damit daraus mehr werden kann. ich habe den konkreten Verdacht, dass sie tatsächlich unter sowas wie Bindungsangst leidet, was nur äußerst schwer zu beheben ist, da diese Menschen sich oft weigern, eine Therapie zu machen.
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Was ich absolut komisch finde, ist, dass wir selbst nachdem sie mir gestanden hat, dass ihre Gefühle nicht für ein Treffen reichen, noch 1,5 Stunden gefacetimed haben. Sie hat mich sogar gefragt, was für ein Typ ich bin. Ich habe daraufhin – warum auch immer – einen einstündigen Monolog gehalten, in dem ich über meine Glaubenssätze gesprochen habe, darüber, was mich morgens aus dem Bett holt, usw. Sie hat so interessiert zugehört, obwohl sie eigentlich dringend ins Bett musste wegen der Arbeit. Es scheint mir, als sei sie selbst total unsicher, was sie wirklich will – das gibt sie ja auch zu. Aber irgendwie überwiegen entweder die Angst oder die fehlenden Emotionen, sich auf ein Treffen einzulassen. Ich finde das wirklich komisch