Sind Sätze besser wenn sie ausgebaut / verbunden oder wenn sie kurz sind?
Ich schreibe Geschichten und Bücher und mich interessiert ob ihr es flüssiger findet wenn Sätze lang oder kurz sind.
10 Stimmen
9 Antworten
Das kann man nicht pauschalisieren.
Es kommt extrem auf die Form der Formulierung an, die Wortwahl, die Fähigkeit zur Kommasetzung, aber auch auf die Stimmung der Szene und auf den Inhalt.
Schreibst du eine Szene, in der etwas erklärt wird, können lange Sätze gut passen. Schreibst du aber eine Szene, in der etwas Spannendes passiert, sind kürzere Sätze besser.
Generell kommt es sehr auf deinen eigenen Schreibstil an.
Lg
Für mich definitiv längere Sätze. Dabei ist nicht die Rede von Bandwurmsätzen.
Kurze Sätze wirken einfach nur so aneinandergereiht, was es für mich anstrengend macht, sie zu lesen. Zwischendurch sind sie nicht schlimm, aber wenn jeder zweite Satz kurz wäre, würde ich wahrscheinlich die Krise beim Lesen bekommen.
Dabei kommt es aber auch natürlich darauf an, wann die kurzen Sätze kommen.
Bei der Erzählperspektive finde ich sie wie gesagt sehr nervig, aber bei Konversationen ist es fast schon normal, dass die Sätze da nicht so ausformuliert sind, weil man sich nicht besonders viele Gedanken macht, wie man den Satz aufbaut, bevor man anfängt, zu sprechen. (So lang müssen die Sätze nicht unbedingt sein)
Also für mich sollte schon der Großteil der Sätze mindestens einen Nebensatz oder Einschub enthalten.
Aber an einigen Stellen lassen sich auch kurze Sätze einbauen, wenn der Satz es so auf den Punkt bringt und es nicht zu häufig vorkommt.
Kurze Sätze sind nicht flüssiger. Weil sie den Textfluss ständig unterbrechen. Man kann mit ihnen nur schwer Gedanken verknüpfen. Weil jeder Gedanke einen eigenen Satz braucht. Weil man immer wieder "neu" anfängt zu lesen. Und man zusammengehörige Passagen nur schwer erkennen kann.
Natürlich können auch längere Sätze im Gegenzug ganz schön umständlich sein, wenn sie z.B. zu viele Informationen und Ausschmückungen enthalten und dadurch die Kompetenz der Leser überfordern, die dank immer weniger und einfacherer Lektüre kontinuierlich zurückzugehen scheint und in Kombination mit abnehmenden Rechtschreib- und Grammatikkenntnissen auch bei der Wortwahl immer engere Grenzen setzt...
Ich lese am liebsten Texte, in denen sinnvolle Mittelwege gewählt werden und Sätze nicht aus Prinzip superkurz oder extrakomplex sind.
Ich finde, dass kurze UND lange Sätze literarisch reizvoll und angemessen sein können. Je nach Inhalt, Stil, Stimmung, Expression und Aussage kann die eine Satzlänge sinniger als die andere sein.
Es gibt hervorragende Autoren, die sehr poetisch, fließend und grüblerisch in langen, komplexen, verschachtelten Sätzen erzählt haben - z.B. Marcel Proust, Robert Musil, Heinrich von Kleist und Thomas Bernhard.
Sie sind flüssiger und besser erfassbar.