Seid ihr auch das schwarze Schaf in der Familie?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Ja 57%
Nein 43%

7 Antworten

Ja

Ja, das bin ich.
Aber aus religiöser Sicht und vom Kleinbürgertum aus gesehen.

Ich bin evangelisch aufgewachsen. Obwohl meine Familie keine Kirchgänger waren, sondern eher die U-Boot Christen, die immer nur an Feiertagen auftauchten, so gehörte die Kirche innerhalb der Familie doch zum guten Ton. Meine Tante wurde Sekretärin bei der evangelischen Gemeinde. Wir Kids sind alle getauft und konfirmiert.

Ich weiß noch, vor meiner ersten Stunde Konfirmandenunterricht bläute mir meine Mutter ein, egal was der Pfarrer fragt, du Antwortest mit Ja. Es kam nur eine Frage vom Pfarrer an diesem Tag. Und zwar ob wir uns sicher sind, dass wir den Weg zur Konfirmation gehen wollen.

Ein Junge wagte es und sagte nein. Und es passierte das was meine Oma immer propagierte. Die Familie war unten durch. Sie wurde von anderen zu keinem Fest mehr eingeladen, mit anderen Worten auf denen Wurde in der Öffentlichkeit mit dem Finger gezeigt.

Meiner Oma und gesamt meiner Familie war das Wort und das Wohlwollen, bzw der Stand in der Gesellschaft immer sehr wichtig. Sie hatten lange Zeit einen Getränkehandel. Mein Opa war Buchhalter bei der reichsten Firma im Ort. Da wurde zum Gruß der Hut gehoben wenn er an Leuten vorbei ging. Als meine Tante in der Kirche eine Arbeitsstelle bekam hob sich das Ansehen der Gesamtfamilie enorm. Mein Vater war der Förster im Ort. Meine Mutter arbeitete in der einzigen Kurinstitution im Ort, war im Gesundheitswesen unterwegs. Mein Onkel, obwohl er im Rollstuhl saß und lange als schwarzes Schaf galt, arbeitete als Sekretär in einem der angesehensten Kurhotels der Stadt. Die andere Tante war Vorstand bei der Sparkasse.

Und dann kam ich :-)
Zunächst fing auch alles ganz gut an. Aufstrebend im Beruf der Erzieherin. Das war OK. Das ist ein Beruf mit Aufstiegsmöglichkeit. Als Leiterin ist der Geldbeutel dementsprechend gut gefüllt. Aber ich machte keine Anstalten dazu. Aber immerhin wurde es dann ein evangelischer Kindergarten in dem ich arbeitete. Also war ich die zweite die bei der Kirche untergebracht war. Der Vertrag war aber befristet und dann kam Hartz 4, wo ich 4 Jahre drin rumdümpeln sollte. Und während dieser Zeit war das Ansehen schon angekratzt und dann kam der Obergau.

Ich trat aus der Kirche aus und wechselte zu den Zeugen Jehovas. Die Familie tourte auf 180. Wie kannst du nur, was sollen die Nachbarn sagen, die zeigen mit dem Finger auf uns.
Komischerweise blieb das aus, weil einige sehr angesehene Leute im Ort, welche auf hohen Berufspositionen waren, das ganze in einem anderen Licht darstellten. Einer von denen war langer Angestellter bei der Post und im Beamtenstatus. Eine andere hatte Ferienhäuser und eine Pension. Dann war da eine Lehrerin drunter, ein Fischaufzuchtexperte, welcher auch einen Zierfischladen hatte und und und. Auf einmal wars kein Problem mehr, mit mir wurde wieder geredet als meine Verwandten sahen bei wem ich da ins Haus ein und aus ging.

Eine Zeit lang lief es gut, bis ich bemerkte, wo bei denen die Leichen im Keller lagen. Nach 4 Jahren war der Ofen aus und ich bin von den Zeugen wieder weg. Nun hatte ich in der Stadtgesellschaft gar keinen Anhang mehr. Ich war ein Niemand, arbeitslos und bei der Familie komplett unten durch. Das änderte sich auch nicht mehr bis zum Tod meiner Oma und meiner Eltern. Obwohl ich heute mittlerweile 15 Jahre wieder im Job bin.

Zur alten Heimat habe ich keine Kontakte mehr. Hin und wieder schaue ich in den Sozialen Medien, ob ich irgendwas über meine Cousins lesen kann. Damit hat man wenigstens etwas um zu sehen wie es denen so geht.

Als mein Vater vor 4 Jahren starb gabs nur Vorhaltung via Handy wie ich die Beerdigung organisierte. Dann habe ich das Erbe schnell abgelehnt was zur erneuten Aufregung führte, weil ich das Haus nicht mehr betreten durfte. Ergo ein Erbschaftsverwalter kümmerte sich um die Haushaltsauflösung was den Vermietern nicht schnell genug ging und die haben sich bei meiner Verwandtschaft ausgekotzt.

Tja, so ist das Leben. Die sind zwar Familie, aber sie tun mir nicht gut. Sie sind oberflächlich. Das Wort der anderen und der Stand sind für sie wichtiger als die Familie. Erkrankt einer, oder funktioniert nicht wie das jeweilige Familienoberhaupt will, oder wird arbeitslos, dann ist die Kakke am Dampfen und die Person unten durch.

Da bin ich doch lieber das schwarze Schaf, als oberflächlich.

Ja

Ich gehe davon aus. Bei uns sind alle etwas komisch und teilweise schwierig. als eine der wenigen nicht neurotypischen personen in meiner Familie die sogar noch zusätzlich zu lgbt+ gehört und mental nicht allzu stabil ist gehe ich davon aus das ich das schwarze Schaf bin. Die reaktionen meiner Familie auf mich und deren Umgang mit mir bestätigt dies.

Man könnte mich als das schwarze Schaf in einer Familie von grauen Schafen bezeichnen.

Ja

Schon. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Mehr oder weniger zumindest.

Ja ein, in der Familie von meinem Stiefvater und aus seinen Augen sicher ja, in meiner nicht, da ist eher er das stark pigmentierte Schaf.