Roman in der Vergangenheit oder in der Gegenwart schreiben?

5 Antworten

"Tissaia de Vries setzte sich in den Sessel am Tisch, blies die Kerzen aus, rückte noch einmal die quer über dem Brief liegende Feder zurecht und schnitt sich an beiden Handgelenken die Pulsadern auf"

Liegt grade neben mir, 'Zeit der Verachtung' von Sapkowski

Kurz gesagt... ich kann deine Beobachtung so nicht teilen. Die meisten Romane, die ich tatsächlich (auch in letzter Zeit) gelesen habe sind in der Vergangenheit verfasst. Und ein kurzer Blick in mein Bücherregal und eine Stichprobe bestätigt auch: Die MEISTEN Bücher sind in der Vergangenheit geschrieben. Zumindest die meisten, die neben mir stehen.

Es gibt Romanautoren, die in der Gegenwart schreiben, doch es sind keineswegs so viele, dass du denken müsstest, dass das ein Muss ist. Du kannst durchaus auch in der Vergangenheit schreiben und das solltest du auch, wenn du dich damit wohler fühlst.

Ich lese am liebsten in der Vergangenheit, aber beides ist total möglich. Schreibe selber Geschichten und mir fällt es auch in der Vergangenheit leichter als in der Gegenwart, aber da hat jeder seine eigenen Präferenzen.

Musst du für dich entscheiden, in welcher Zeitform du schreiben möchtest und eine gute geschichte fesselt den Leser, egal ob Vergangenheit oder Gegenwart.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich persönlich lese sehr viel und gerne. Die Zeitform spielt für mich keine Rolle, ich schreibe aber lieber in der Gegenwart.In Romanen bemerke ich mehr Vergangenheit als Zukunft

Woher ich das weiß:Hobby – Ich liebe Romantasy Romane, vorallem von Jennifer Wolf :)

Das ist auch mal wieder so eine Phase, dass Autoren denken, dass es näher am Geschehen wirkt, wenn man es im Präsenz schreibt, aber das finde ich nicht.

Wenn der Erzähler seine Geschichte im Präsens erzählt, dann bedeutet das nicht zwangsläufig, dass diese Geschichte auch fesselnd ist. Die Leserin oder der Leser hat nur eventuell das Gefühl, dass die Geschehnisse in der Geschichte gerade jetzt ablaufen. Der Leser ist quasi unmittelbarer Zeuge gegenwärtiger Geschehnisse, als ob sie gerade in der eigenen Gegenwart spielen. Der Leser hat das Gefühl, dass die Geschehnisse noch nicht festgelegt, sondern genauso offen sind wie unsere eigene Zukunft. Diese Wirkung kann eine Erzählung fesseln, aber auch langweilige Ereignisse kann man im Präsens berichten.

Ich bin der Ansicht, dass sich fesselnde Bücher durch andere Eigenschaften auszeichnen. Hier ein paar Beispiele:

  • interessante Themen, Konflikte, Schauplätze, Figuren
  • Spannungserzeugung - man lässt den Leser im Unklaren; die Rettung der Hauptfiguren wird hinausgezögert; gefahrvolle Situationen etc.
  • Emotionen erwecken, die der Lesende mitempfinden kann
  • mitreißende Action
  • interessante Erzählsprache
  • anschauliche Beschreibungen der Figuren und Schauplätze
  • etc etc

Mach dir also keine Sorgen! Es gibt wirklich viele fesselnde Bücher, die in der Vergangenheitsform geschrieben sind.

Wähle die Erzählzeit, die dir liegt und konzentriere dich auf die anderen "Zutaten", um das Buch so fesselnd wie möglich zu gestalten.