Religion als Kontingenzbewältigung?

2 Antworten

Ich weiß nicht, ob ich die Antwort für dich auf den Punkt bringen kann, aber kürzlich habe ich eine Frage beantwortet und auch kommentiert, welche darüber weiteren Aufschluss gibt:
Angenommen es gibt Gott, warum hat er den Teufel erschaffen?

In Wikipedia heißt es unter Kontingenz (Soziologie) unten unter dem Punkt "Religion":
Religiöse Deutungssysteme haben für das Leid bisher keine Antwort gefunden. Die lange gedachte Strafe als Funktion von Kontingenzen ist voraufgeklärt. Während Paul Gerhardt diese Deutung noch akzeptiert, ist sie bei Leibniz nicht mehr vorhanden. Religion ist in diesem Sinne keine Beruhigung der Kontingenz-Problematik, sondern liefert eher eine Verschärfung im Blick auf teleologisches Denken.
Die Wikipedia-Antwort ist nicht zutreffend in Bezug auf das was die Bibel sagt. Meine gegebene Antwort besagt in Kurzform, dass Gott das Böse erschaffen hat, damit die Schöpfung überhaupt in der Lage ist, das Gute zu erkennen und zu schätzen. Ich habe dies dort mit Bibeltexten belegt, auf ein Buch verwiesen ("Das Böse") und auf mein Youtube-Video verwiesen ("Gottes Wort oder Menschenweisheit?").

"Kontingenz (lat. contingere: sich ereignen / spätlat.: Möglichkeit) ist ein in der Philosophie und in der Soziologie, vor allem der Systemtheorie (Niklas Luhmann, Talcott Parsons) gebräuchlicher Begriff, um die prinzipielle Offenheit und Ungewissheit menschlicher Lebenserfahrungen zu bezeichnen." Wikipedia. Zur Ungewissheit menschlicher Lebenserfahrung gehört neben der Endlichkeit (niemand weiß, wann sie einen ereilt) auch die Erfahrung des Bösen. Dabei kann das Böse viele Gesichter haben. Harmlos ist, wenn ein Wunsch nicht in Erfüllung geht, existentiell die Nachricht, dass man Krebs hat.

Schöpfungslehre und Frage nach der Herkunft des Bösen sind nur dann problematisch miteinander verbunden, wenn Schöpfer und Schöpfung als prinzipiell gut dargestellt werden. Hier kommt dann das Böse durch das Begehren des Geschöpfs wie der Schöpfer sein zu wollen in die Welt. Ob ein Fehlverhalten von Menschen (Adam, Eva) oder Engeln (Luzifer), immer ist es eine Auflehnung gegen die gute göttliche Ordnung. Im griechischen Mythos ist es die Erzählung von der Büchse der Pandora, welche die Menschen trotz Warnung nicht geschlossen lassen können.

In gnostischen Lehren, in denen von Beginn an Licht und Schatten, guter Geist und böser Geist als Antipoden auftreten, spiegelt sich die menschliche Erfahrung von gut und böse in diesem Dualismus wider.