Propaganda beschreiben ?

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Beschreibung

Das Bild ist eine Schwarz-Weiß-Darstellung mit einer Szenerie in einer Schmiede.

Im linken Vordergrund steht ein Mann, der in seiner rechten Hand mit angewinkelt gehobenem Arm einen Hammer hält, offenbar um damit Schmiedearbeiten auszuführen.

Der Mann hat verhältnismäßig dunkle (wohl braune) glatte Haare mit einem Seitenscheitel. Er trägt eine Uniform: dunke Stiefel, ziemlich dunkle Hose (an den Oberschenklen weit geschnitten, unter den Knien eng anliegend), ein etwas helleres Hemd mit Kragen, ein Koppelschloss um die Hüften, einen Schulteriemen (von seiner rechten Schulter zum Koppelschloss bei seiner linken Hüfte), um den Hals eine Krawatte mit einem Abzeichen gebunden,  um das Hemd an seinem linken Arm eine Armbinde mit einem nach rechts gewinkelten Hakenkreuz in einem weißen Kreis, auf seiner linken Hemdseite auch ein Hakenkreuz und ein Abzeichen.

In der Hand seines nach unten und schräng nach vorn gestreckten Armes hält der Mann ein großes Schwert (über den Bildrand hinausreichend), das auf einem Amboss im rechten Vordergrund liegt.

Dahinter steht eine Esse (Schniedeofen), von einer aus Bausteinen erichteten Ummauerung umgeben. In ihrem Feuer werden Eisenstücke mit der Aufschrift „S.P.D.“, „K.P.D.“ und „D.N.V.P.“ eingeschmolzen.

Noch weiter hinten trägt in der Höhe ein hell erleuchteter Adler (der Kopf von den Betrachtenden aus gesehen nach rechts gewendet) mit weit ausgebreiten Flügeln ein strahlend erleuchtes sehr großes nach rechts gewinkeltes Hakenkreuz.

Auf dem Boden liegen bänderförnige/leistenförmige Gegenstände (vielleicht Holzstücke) mit Aufschriften (teilweise etwas verdeckt) in Großbuchstaben: „Wirtschaftsparteien“, „Liberalismus“, „Judentum“, „Klassenkampf“, „Kapitalismus“. Auf den „Judentum“ steht am Rand sein rechter Fuß.

Vom Hintergrund aus gehen Lichstrahlen nach vorn in alle Richtungen.

Die Bildunterschrift in Frakturschrift heißt „Der Schmied deutscher Einheit“.

Interpretation (Deutung)

Die Bildpostkarte ist wohl im Jahr 1933 gestaltet worden, nachdem in Deutschland andere Parteien als die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) verboten oder durch nötigenden Druck zur Selbstauflösung gebracht worden waren und ein Einparteienstaat geschaffen worden war.

Das Schmieden einer Waffe ist eine die Vorstellung harter, angestrengter Arbeit hervorrufende und kämpferische Darstellung.

Der dargestellte Mann ist Adolf Hitler, Vorsitzender der NSDAP und Reichskanzler. Er wird in SA-Uniform gezeigt.

Hitler wird in der Darstellung verherrlicht und ihm als Leistung zugesprochen, Deutschlands Einheit herzustellen. Dies richtet sich an ein Nationalgefühl und einen Wunsch nach Einheit.

Die am Boden liegenden Gegenstände mit den Aufschriften „Wirtschaftsparteien“, „Liberalismus“, „Judentum“, „Klassenkampf“, „Kapitalismus“ stehen für etwas, das nach nationalsozialistischer Ideologie und Propaganda schlecht ist und bekämpft und beseitigt/vernichtet werden muss. Hitler wird zustimmend als jemand gezeigt, der egoistische Vertreter wirtschaftlicher Gruppen, Liberalismus (Betonung individueller Freiheit), Judentum (aufgrund nationalsozialistischer Judenfeindschaft/Judenhass), Klassenkampf (die nationalsozialistische Wendung dagegen ist wohl vor allem als eine mit antimarxistische Stoßrichtung zu verstehen) und Kapitalismus (es gab im Nationalsozialismus verschwommene antikapitalische Rhetorik, vor allem gegen ein das Volk schädigende »raffendenes« Kapital).

Die Eisenstücke mit Aufschriften die eingeschmolzen werden, stehen für einige Parteien, die 1933 in Deutschland verboten oder zur Selbstauflösung getrieben worden sind: S. P. D. = Sozialdemokratische Partei Deutschlands, K. P. D. = Kommunistische Partei Deutschlands = D. N. V. P = Deutschnationale Volkspartei.

Nach der Darstellung wird aus den Bestandteilen verschiedenen Parteien eine mächtige Waffe geschaffen und Einheit hergestellt.

Der Adler ist als Reichsadler unter anderem ein Symbol des Heiligen Römischen Reiches und des Deutschen Reiches  gewesen. Die NSDAP hatte einen Adler mit (von den betrachtenden aus gesehen) nach rechtsgewendetem Kopf) als Parteizeichen. Ein Reichsgedanke und nationalsozialistische Symbolik werden auf der Bildpostkarte herausgestellt, auch mit dem großen Hakenkreuz.

Mit den Lichtstrahlen soll in der Darstellung dem Nationalsozialsimus, dem nationalsozialistischen Deutschland Glanz gegeben werden und ein leuchtende Zukunft verheißen werden. Hitler kann, da Lichstrahlen zu ihm gehen, auch als mit höheren Weihen ausgestattet, als ein Auserlesener erscheinen.

Beim Bildmotiv Schmieden eines Schwertes gibt es Anknüpfungen an den Sagenhelden „Wieland der Schmied“ und an Bismarck-Darstellungen mit Bezug zur Reichsgründung 1871.

https://ghdi.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=1293&language=german

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bismarck_als_Schmied.jpg

Tobias Ronge, Das Bild des Herrschers in Malerei und Grafik des Nationalsozialismus : eine Untersuchung zur Ikonografie von Führer- und Funktionärsbildern im Dritten Reich. Berlin ; Münster : Lit, 2010 (Kunstgeschichte ; Band 89), S. 70 – 71:

„Die ebenfalls sehr populäre Darstellung des Herrschers als Schmied Wieland, der entweder die Waffen des Reiches oder – in übertragenem Sinne – das Reich selbst schmiedet, lassen sich bereits im Kaiserreich für Bismarck nachweisen. So zeigt eine Postkarte Bismarck in Lederschürze und aufgekrempelten Ärmeln, wie er mit Hammer und Amboss ein Schwert schmiedet. Beschrieben ist diese Postkarte mit dem Bismarck-Zitat: „Geben Sie dem Arbeiter das Recht auf Arbeit, solange er gesund ist, sichern Sie ihm Pflege, wenn er krank ist, sichern Sie ihm Versorgung, wenn er alt ist“ (Abb.48). Zusammen mit diesem Zitat wird die Darstellung Bismarcks als hart arbeitender Schmied hier noch um die Bedeutungsebene ‚Solidarität mit der Arbeiterschaft' erweitert.

Vergleichbare Darstellungen finden sich dann auch für Adolf Hitler. So gibt es eine Bildpostkarte, die Hitler in Uniform zeigt, wie er mit Hammer und Amboss ein Schwert schmiedet. Hinter ihm steht ein Schmelzofen aus Ziegeln, in dem Eisenstücke mit der Aufschrift „S.P.D.“, „K.P.D.“ und „D.N.V.P.“ eingeschmolzen werden. Zu Hitlers Füßen liegen verschiedene Spruchbänder mit der Aufschrift „Judentum“, „Kapitalismus“, „Liberalismus“ und „Wirtschaftsparteien“. Die gesamte Szenerie wird hinterfangen durch ein gleißend leuchtendes Hakenkreuz, das von einem ebenfalls hell leuchtenden NS-Hoheitsadler in die Höhe gezogen wird. Eine religiöse Konnotation erhält die Darstellung durch das Licht, welches den NS-Hoheitsadler gleich einer Heilig-Geist-Taube erstrahlen lässt. Die schlichte Symbolik wird dem ‚Volksgenossen' noch einmal durch eine Textzeile unter der Darstellung erklärt: „Der Schmied deutscher Einheit“ (Abb. 49).“

Abb. = Abbildung

Benenne und beschreibe die handelnde Person und das, was sie tut.

Den Hintergrund des Bildes nicht vergessen.