Politische Bildung vs indoktrination?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Naja, wir leben in einem demokratischen System und entsprechend kann politische Bildung auch als demokratische Bildung verstanden werden - zumindest ist aber demokratische Bildung ein großer Teil der politischen Bildung. Zur demokratischen Bildung gehört Meinungsvielfalt in Bezug auf Meinungen, die mit dem GG vereinbar sind.

Die Frage die du stellst ist großer Bestandteil der Ausbildung von Politik-Lehrkräften - zumindest in BW, für andere Länder kann ich nicht sprechen. Diese Frage wird immer wieder neu diskutiert und es wird dazu angehalten, dies immer wieder zu hinterfragen.

Bei verschiedenen Themen kriegt man irgendwann das Argument zu hören dir fehlt einfach die politische Bildung, hättest du diese, dann würdest du es verstehen...

Leute sagen Dinge, diese Dinge sind nicht immer schlau. Es kann aber auch viel Wahrheit darin stecken. Politik ist unglaublich komplex und oft muss man Hintergründe kennen, um Entscheidungen verstehen zu können. Genau das machen sich ja Populisten zunutze, indem sie behaupten das wäre ja eigentlich alles ganz einfach, was faktisch nicht stimmt.

Grundsätzlich gilt Mündigkeit als ein zentrales Ziel politischer Bildung. Es geht darum, Menschen dazu zu befähigen, sich eigenständige Urteile bilden zu können auf faktischer Basis. Es geht darum, sich zurechtfinden zu können, zu wissen wie man wann und wo politisch Partizipieren kann und zu wissen wofür Politik steht. Die einzigen Korrekturen, die im politischen Unterricht stattfinden sollen, sind Korrekturen von eindeutigen Falschinformationen und darauf aufbauenden Meinungen oder Meinungen und Ansichten, die gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung verstoßen. Diese zu korrigieren ist keine Indoktrination sondern absolutes Minimum, um ein demokratisches System aufrecht erhalten zu können. Wer will kann darin sozusagen eine demokratische Indoktrination sehen, aber es muss eben ein Minimum geben auf das man sich einigt und das sind bei uns demokratische Grundsätze.

Indoktrination ist dann gegeben, wenn eine feste politische Meinung als Wahrheit im Raum steht, die von den Lernenden angenommen werden muss. Achtung: es geht um politische Meinungen. Das GG ist keine Meinung, das MUSS angenommen werden, damit alle Menschen friedlich in unserem Land zusammen leben können. Eine Meinung wäre bspw. die Frage nach Atomkraftwerken. Da gibt es Argumente für verschiedene Standpunkte und keine eindeutige Wahrheit. Wird hier im Unterricht gefordert, dass die Erhaltung von Atomkraftwerken richtig sei (und sogar bspw. mit Leistungsbewertungen geprüft wird) ist das Indoktrination. Oder wenn eine Meinung nicht als Meinung gekennzeichnet wird. Oder wenn keine Gegenstimmen gehört werden dürfen (nochmal Hinweis: das GG ist obligatorisch! Rassistische Kommentare oder Ansichten sind keine zu tolerierende Gegenstimme zu irgendetwas, sie sind schlicht unvereinbar mit dem GG und fallen nicht unter die Meinungsfreiheit. Entsprechend sind sie von politisch Lehrenden zu korrigieren).

zum beispiel die Aussage "Rassismus gibt es nur von weißen gegen schwarze" widerspricht jeder Lebensrealität, fällt aber unter politische Bildung...

Worauf stützt du dieses Beispiel...? In der Aussage liegt eine gewisse Wahrheit, je nach Standpunkt. Versteht man Rassismus als systemischen Rassismus gibt es den in weißen Mehrheitsgesellschaften tatsächlich nur von Weißen gegen Schwarze. Da müsste man jedoch genauer differenzieren. In anderen Mehrheitsgesellschaften sieht das natürlich anders aus. Aber wer hat denn behauptet, das sei politische Bildung? Bitte Quelle nachliefern, sonst kann man schwer damit arbeiten.

als ich jünger war fielen noch andere Thematiken wie "nie wieder Faschismus" unter Politische Bildung heute ist der Begriff viel weiter gefasst..

Da kann ich nicht folgen... Was genau ist hier deine Frage oder Kritik?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Teilgebiet meines Studiums

Es ist hier immer Indoktrienation.

Die 12 Jahre können wirklich ruhig auf den Müllhaufen der Geschichte, jedes Land hat Dreck am Stecken.

England hatte 400 Jahre lang die halbe Welt versklavt, das finde ich zb schlimmer als den Holocaust.

LebenslangGW  07.09.2023, 12:30
Die 12 Jahre können wirklich ruhig auf den Müllhaufen der Geschichte

Das kann doch nicht dein Ernst sein?!

Ich finde es auch nicht richtig, dass Deutschland von vielen nur auf diese Zeit reduziert wird. Aber dennoch war diese Zeit eines der größten Verbrechen der Menschheit und darf nie wieder passieren

3
liquorcabinet  07.09.2023, 12:40
@LebenslangGW

Aber dass das nie wieder passen darf ist inzwischen oft genug gesagt worden. Mittlerweile ergibt sich daraus ja leider die Konsequenz, dass immer mehr Leute genervt von dieser ewigen, in etlichen Schuljahren vorgebetene Schuld sind und nach rechts abdriften. Denn jede Nation braucht einen positiven Patriotismus!

1
FelixSH  07.09.2023, 12:50
@liquorcabinet

Ändert nichts daran, dass es etwas sehr großes in der deutschen Geschichte ist, das passiert ist, und die Nation geprägt hat. Und ein wichtiger Teil von Geschichte ist halt vor so etwas zu warnen, damits nicht nochmal vorkommt. Dagegen spricht absolut nichts.

Natürlich sollen auch positive Sachen hervorgehoben werden. Aber wenn du von positivem Patriotismus redest, und gleichzeitig verlangst dass negatives nicht mehr erwähnt wird, machst du halt das Gegenteil. Einfach so zu tun, als hätte das eigene Land nur positives geleistet, während man die negativen Dinge versteckt, ist ein tolles Rezept um hirntote Patrioten großzuziehen, die angepisst sind, sobald man nur irgendwas negatives gegen das eigene Land sagt. Egal obs stimmt oder nicht. Was es dann sehr schwer macht, sich mit Problemen auseinander zu setzen, denn das eigene Land hat ja keine Fehler (lernt man ja dann in Geschichte, hat immer nur wichtiges, tolles geleistet).

Vernünftiger Geschichtsunterricht, wie ich ihn hatte, gibt auch Leuten heute nicht die Schuld, sondern erzählt einfach von dieser Zeit, wo es herkam und was die Folgen waren. Wieso es schlimm war. Das weiter zu machen ist absolut wichtig. Bringt niemandem was, die eigenen Fehler zu verstecken.

0

"Was ist mit dieser politischen Bildung gemeint und wie Irrational muss diese sein, damit sie als Indoktrination gewertet werden kann?"

Da "politische Bildung" immer etwas sozial konstruiertes ist (subjektiv wird entschieden, was unter politische Bildung fällt), kann es natürlich auch immer zur Indoktrination verwendet werden. Du kannst diese beiden Begriffe übrigens nicht so einander gegenüber stellen, da Indoktrination eine Methode ist, die eine klare Definition hat.

Politische Bildung: Die politischen Akteure/Ereignisse werden so objektiv wie möglich, sachlich und auf faktenbasierend vorgestellt/behandelt.

Indoktrination: Die politischen Akteure/Ereignisse werden meinungsbasiert vorgestellt/behandelt

Woher ich das weiß:Hobby – Ich interessiere mich sehr für (nationale) Politik
liquorcabinet  07.09.2023, 16:28

Das wird ihm schon klar sein, aber was ist schon objektiv? :D das wird doch wiederum subjektiv festgelegt, gerade in den Geisteswissenschaften.

0