Plusquamperfekt - Gleichzeitig und Vorzeitigkeit?
Wenn ich zum Beispiel sagen würde: "Doch zuvor (vor einer anderen Handlung, die ich nun nicht genauer erwähne) hatte der Lehrer seinen zu spät gekommenen Schüler begrüßt, als er hereingekommen war.
Hier kann man den Satz zweideutig verstehen. Zum Einen kann das "als" darauf verweisen, dass eine Gleichzeitigkeit vorliegt und beide Handlungen durch das "zuvor" gleichzeitig in der Vergangenheit stattgefunden haben. Zum Anderen kann das "als" als Ersatz für das "nachdem" eine Vorzeitigkeit ausdrücken.
Und hier kommt meine Frage: Wenn ich in meinem ersten Satz das "zuvor" verwende, welches darauf schließen lässt, dass anscheinend die kommende Handlung, die ich nun erläutern werde, vor einer anderen Handlung stattgefunden hat, und folglich die kommende Handlung durch ein "als", welches sowohl Vorzeitigkeit als auch Gleichzeitigkeit ausdrücklich kann, gekennzeichnet wird, möchte ich gerne wissen, in welcher Zeitform der Satz, nach bzw. vor der Konjunktion "als" zu stehen hat.
Entweder: Doch zuvor begrüßte (zweite Handlung) der Lehrer seinen zu spät gekommenen, als (nachdem) er hereingekommen war.
Oder: Doch zuvor hatte der Lehrer seinen zu spät gekommenen Schüler begrüßt, als (nachdem/im Sinne von während) er hereingekommen war.
2 Antworten
Hallo
Nachdem bildet sich aus der Präposition "nach" und dem Artikel "dem"
Nach und als oder während sind jedoch keine Synonyme!
Zuvor (...) begrüßt, als der zu spät gekommene Schüler hineingekommen war.
Zeitlinie (Uhrzeiten nur der Orientierung wegen) für "als":
12 Uhr: Unterricht beginnt
13 Uhr: Schüler ist hereingekommen und wird direkt darauf begrüßt (womöglich noch auf dem Weg zum Sitz denn vollendet hereingekommen ist er, wenn beide Füße den Klassenraum betreten haben - nicht erst nachdem er seinen Platz eingenommen hat)
14 Uhr: Handlung X geschieht
Mögliche Zeitlinie für Nachdem:
12 Uhr Unterricht beginnt
13 Uhr Schüler kommt rein
13:30 Uhr Unterricht endet und der Schüler wird vor dem verabschieden noch begrüßt mit einem beiläufigen "hallo, schön, dass du auch noch hierher gefunden hast - schönes Wochenende!"
14 Uhr Handlung X beginnt
Das Wort Nachdem lässt einen unendlich langes Zeitfenster offen...
Nachdem die Dinos ausgestorben waren, bin ich geboren worden! Deshalb bin ich noch lange keine Millionen von Jahren alt!
Nachdem der Urknall vonstatten ging, entstand das Leben auf Erden - "Nachdem" kann Milliarden Jahre zulassen... Nachdem bedingt kein direktes geschehen.
Hingegen "als" geht in dem Fall mehr in die Richtung eines "sobald" oder noch etwas weniger häufig: "alsbald". Er wird begrüßt, alsbald er hineingekommen war
LG
"Nachdem" ist niemals "während".
"Während" drückt entweder Gleichzeitigkeit von 2 Handlungen aus oder einen Gegensatz.
- Während die Kinder in der Schule sind, habe ich Zeit, an meinem Vortrag zu arbeiten.
- Während mein Mann den Rasen mähte, bereitete ich das Mittagessen vor. / Während mein Mann den Rasen gemäht hat, habe ich das Mittagessen vorbereitet.
- Elli singt sehr schön und spielt sehr gut Violine, während/wohingegen ihr Bruder völlig unmusikalisch ist.
- Während Petra eine unbeschwerte Jugend hatte, musste sich ihre Schulfreundin schon als junges Mädchen um den Familienhaushalt kümmern.
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Dein Satz:
Präteritum/Perfekt, nachdem + Plusquamperfekt
- Doch zuvor begrüßte der Lehrer seinen zu spät gekommenen Schüler, nachdem dieser hereingekommen war.
- Doch zuvor hat der Lehrer seinen zu spät gekommenen Schüler begrüßt, nachdem dieser hereingekommen war.
Präsens/Futur 1, nachdem + Perfekt
- Ich mache immer einen Spaziergang, nachdem ich gefrühstückt habe.
- Herr Guth wird eine Weltreise machen, nachdem er sein Haus verkauft hat.
Ja, z. B. ist Präsens nautürlich grammatisch nicht das Gleiche wie Futur 1, auch ist Perfekt nicht das Gleiche wie Präteritum, aber die beiden Sätze mit "doch zuvor" sind hier dennoch in der Bedeutung gleich.
Auch bei "während" und "wohingegen" gibt es einen kleinen Unterschied. Beide sind grammatisch Nebensatz-Konjunktionen zum Ausdruck eines Gegensatzes, aber der Nebensatz mit "während" kann am Anfang oder am Ende stehen, während der NS mit "wohingegen" logischerweise vom Sinn des Wortes her nur am Ende stehen kann.
Der Schrägstrich verweist ja auch auf eine Alternative, die nicht mit dem Davorigen übereinstimmen muss.