Physiker mit Promotion - Gehaltsfrage

7 Antworten

Also mal von 42.000€ ausgehend sind das 3500€ brutto. Netto ist natürlich immer eine andere Frage, aber es bleibt da ca doppelt soviel über wie bei jedem "normalen" Auszubildenen nach seiner Lehre. Ich hab zB mal von nur 700€ gelebt, das war halt WG-Leben und kein Auto. Und du wirst dir natürlich einen höheren Lebenstandard leisten können. Es kommt natürlich immer darauf an, wo du wohnen willst. Ich kenne 3-Zimmer-Wohnungen für 600€, aktuell wohne ich in einem 1-Zimmer-Appartment für 600€.

Drei weitere Gedanken, die ich dir mit auf dem Weg geben will: die meisten Akademiker lernen ihren Partner an der Uni kennen. Zweitens: deinen Weg kann man nicht voraussagen. Es stejen einem so viele Türen offen. Selbst wenn eine Stelle ganz bestimmte Voraussetzungen hat, kann man sich trotzdem darauf bewerben, wenn es einen reizt. Manchmal ergibt sich das über das Praxissemester, dass man schon n gutes Angebot bekommen kann. Und ansonsten hat Uni nichts mit Schule zu tun; Naturwissenschaften waren immer meine Lieblingsfächer - wenn ich sehe, wie meine Mitbewohner da gerade manchmal bis 2 Uhr nachts lernen weil sie schon in zwei Wochen ihre erste Prüfung schreiben, bin Ich froh, damit nichts mehr zu tun zu haben. Weiß es jetzt nicht speziell für den Physik-Schein, aber im Chemie-Schein sind letzes Jahr anscheinend 60% durchgefallen.

Also zum einen: Rein wegen des Gehaltes Physik zu studieren macht wenig Sinn, es muss schon 95% Leidenschaft sein. Das heißt nicht, dass das Gehalt im Nachhinein schlecht ist, ganz im Gegenteil, es ist aber wie viele weitere naturwissenschaftliche Studiengänge extrem zeitaufwendig und anspruchsvoll - wie man auch an den Abbrecherquoten (mind. 50%) und Durchfallquoten in Klausuren (gerade bei mathematischen Vorlesungen schnell bis zu 90%) sieht. Die Faszination für Mathematik und Physik ist also zwingend erforderlich. Neben der Faszination steht dann noch das Verständnis für Mathematik, was genau so wichtig ist.

Zur Gehaltsfrage: Mit dem Bachelor findet man wirklich schwer Unterschlupf in der freien Wirtschaft, aber "ein Master bringt auch nur ein wenig mehr als der Bachelor" ist schlichtweg falsch. Hiermit kann man in der Industrie schnell bei einem Einstiegsgehalt von 40k-50k Euro brutto beginnen und wird idR auch vor allem in Ingenieurstätigkeiten gut unterkommen.

Mit einem Doktor (benötigt aber üblicherweise 3-5 Jahre Promotionszeit) kommt in der freien Wirtschaft alles zwischen 50k bis 80k Euro brutto als Einstiegsgehalt infrage, wobei natürlich die oberen Bereiche sehr selten und mit sehr viel Arbeit verbunden sind. An der Uni ist nach dem Studium das Gehalt prinzipiell deutlich geringer, will aber nicht mit falschen Zahlen um mich werfen. Und natürlich steigt das Gehalt mit Berufserfahrung und gewonnenen Qualifikationen.

Ob man letztendlich gut davon leben kann kann ich dir nicht sagen, das solltest du aber auch schnell überschlagen können wenn du berücksichtigst was eine Wohnung kostet, was ein Auto, was ein Urlaub etc. Selbstständigkeit ist auch fürs Studium wichtig ;-) Ich kann aber sagen, dass das Gehalt schon sehr gut ist, fürs erste aber natürlich nicht für einen 911er Porsche als Zweitwagen und ein Ferienhaus in der Karibik reicht.

Als promovierter Physiker kommst du sicher irgendwo unter mit einem Gehalt, vom dem du gut leben kannst. Die Frage ist eher, wie du gehaltsmäßig die Durststrecke bis dahin überstehst. Bis zum Master verdienst du nichts (außer durch jobben nebenher) und auch Promotionsstellen sind heutzutage nur mit Hungerlöhnen ausgestattet.

Wenn dir Physik liegt, dann studiere mindestens bis zum Master. Damit kannst du dich auch schon mal bei Forschungseinrichtungen oder in der Industrie bewerben und siehst dann deinen "Marktwert" (=mögliches Gehalt). Dann kannst du immer noch entscheiden, ob du promovierst, oder gleich eine Stelle (wahrscheinlich in einem Industrieunternehmen) annimmst.

In der Industrie zählen Titel heute viel weniger als früher. Beziehungen zu Gönnern und Förderern in der Firma sind wichtig. Karriere machen meist nicht die Fachleute, sondern die Politiker, die sich gut selbst darstellen können. Trotzdem kann man auch als "Fachdoktor" in einer großen Firma gut leben.

Also ich habe einen Freund, dessen Vater Doktor der Physik ist und an der hiesigen Uni forscht und ich glaube auch lehrt. Familie mit zwei Kindern und sie können sich ganz gut was leisten, regelmäßig Urlaub (auch manchmal mehrmals im Jahr). Mein Freund schaut nicht gerade aufs Geld. Ich kann dir also nichts genaues sagen, aber denen gehts gut.

Benfray 
Fragesteller
 26.11.2014, 20:36

Okay, danke :)

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Physiker hier mit abgebrochener Promotion. Einstiegsgehalt 42k, nach 1,5 Jahren und AG Wechsel nun bei über 60k