Philosophischer Zusammenhang : Deontologie - Ontologie

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Deontologie bzw. deontologische Ethik ist eine Lehre vom Sollen oder anders ausgedrückt eine Pflichtenlehre. Die sittliche Verbindlichkeit, das Gebot oder Verbot einer Handlungsweise ist ausschließlich auf den Wert der Handlung selbst bezogen.

Nach Immanuel Kant existiert das moralisch Gute nur als guter Wille. Entscheidend ist die Handlungsabsicht, nicht die tatsächlich eingetretene Handlungsfolge. Eine ausreichender Einsatz der praktischen Vernunft bliebt aber trotzdem geboten; eine Person mit guter Absicht ist auch bereit, die zur Verwirklichung dieser Absicht zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen (vgl. Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten BA 4), also nicht bei bloßer Gesinnung stehenzubleiben, sondern sich um eine Realisierung des Guten zu kümmern.

Der Begriff Deontologie (griechisch τὸ  δέον = das Erforderliche, das Gesollte, die Pflicht) ist von Jeremy Bentham eingeführt worden. Die Bedeutung hat sich aber seitdem gewandelt (bei Bentham begründet Deontologie normative Regeln für Handlungssituationen im Rahmen einer utilitaristischen Theorie, in dem das Gute das Nützliche ist und dieses Gute das größtmögliche Glück der größtmöglichen  Zahlbestimmt ist).

Nach Immanuel Kant existiert das moralisch Gute nur als guter Wille. Entscheidend ist die Handlungsabsicht, nicht die tatsächlich eingetretene Handlungsfolge. Eine ausreichender Einsatz der praktischen Vernunft bliebt aber trotzdem geboten; eine Person mit guter Absicht ist auch bereit, die zur Verwirklichung dieser Absicht zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen (vgl. Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten BA 4), also nicht bei bloßer Gesinnung stehenzubleiben, sondern sich um eine Realisierung des Guten zu kümmern.

Bei der Verwendung der Bezeichnung gibt es zum Teil leichte Abweichungen.

Das gegensätzliche Prinzip besteht in einem Konsequentialismus. Der Wert einer Handlung ist beim Konsequentialismus von den Folgen abhängig.

Der Gegensatz zur deontologischen Ethik wird oft teleologische Ethik genannt (τέλος = Ziel, Zweck). Als gut und geboten gilt, was der Herbeiführung eines als gut anerkannten Zweckes dienen soll bzw. dient.

C. D. Broad hat 1930 den Begriff zur Unterscheidung einer Ethik vom Typ Kants von der teleologischen Ethik Sidgwicks und anderer teleologischer Ethiken definiert. Der Zweck heiligt nach der Deontologie nicht die Mittel. Nach der teleologischen Ethik ist die moralische Richtigkeit einer Handlung in besonderer oder ausschließlicher Weise von ihrer Eignung zur Erreichung eines bestimmten Zweckes abhängig.

Der Utilitarismus ist eine Hauptrichtung des Konsequentialismus, also eines nicht-deontologischen Ansatzes.

Sowohl Dentologie als auch Konsequentialismus sind normative Ethiken. Sie schreiben Handlungsweisen vor, enthalten also ein Sollen. Der Konsequentialismus und damit der Utilitarismus als eine zu ihm gehörende Hauptrichtung verstehen eine Handlungsweise aber nicht als an sich gesollt, sondern aufgrund ihrer Folgen gesollt. Eine Pflicht als Gebot des Rechten mit einem Sollen an sich, unabhängig von den Folgen einer Handlung wird vom Konsequentialismus nicht vertreten.

Philosophielexika enthalten Informationen zu den Begriffen und ihren Gegenteil, wobei die Bedeutungen von Dentologie nicht einheitlich sind.

kurz ist z. B.:

Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Begründet von Friedrich Kirchner und Carl Michaelsen. Fortgesetzt von Johannes Hoffmeister. Vollständig neu herausgegeben von Arnim Regenbogen und Uwe Meyer. Hamburg : Meiner, 2005, S. 143 und S. 635

ausführlich ist z. B.:

Bernd Gräfrath, Ethik, deontologische. In: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Herausgegeben von Jürgen Mittelstrass, Band 2: C – F. 2., neubearbeitete und wesentlich ergänzte Auflage. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2005, S. 414 -  415

Bernd Gräfrath, Ethik, teleologische. In: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Herausgegeben von Jürgen Mittelstrass, Band 2: C – F. 2., neubearbeitete und wesentlich ergänzte Auflage. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2005, S. 423 – 424

Ontologische Ethik ist zumindest keine gängige Bezeichnung. Besser nachvollziehbar ist, eine Ethik als von einer bestimmten Ontologie bestimmt einzuschätzen. Eine Seinslehre hätte auch zu begründen, warum etwas als gut gilt. Wenn etwas einfach nur als gut gilt, weil es ist, träfe sie der Einwand des Sein-Sollens-Fehlschlusses. Grundsätzlich ist aber durchaus eine Auffassung möglich, das Gute sei etwas Seiendes.

Aristoteles könnte bei einer teleologischen Ethik eingeordnet werden. Streben nach Glück ist bei ihm grundlegend. Daher kann seine Ethik als Eudaimonismus bezeichnet werden (Glückseligkeit (εὐδαιμονία) ist nach ihm höchste und letzte Ziel (Endziel) menschlichen Handelns). Das Ziel ist bei ihm allerdings eher Wirkursache als Folge. Insofern hat er einen in den Konsequentialismus nicht sehr gut hineinpassenden Ansatz. Unter einen anderen Gesichtspunkt kann seine ethische Theorie als Tugendethik bezeichnet werden.

oh, schau an... im internet fündig geworden. anscheinend ist das gegenteil von deontologie der konsequentialismus (dem der utilitarismus angehört). klingt logisch.

ich müsste aber trotzdem immer noch wissen ob es nicht auch eine ontologische ethik gibt, ich habe dort irgendwas im zusammenhang mit aristoteles gefunden, aber nicht verstanden.

danke

 

Die Ontologie behandelt Fragen, Theorien was, wie und warum etwas  i s t. Das umschließt Grundfragen des Wissens über die Welt um uns.

Die Deontologie behandelt Fragen, wie etwas sein soll, was wir tun sollen. Das Betrifft Fragen menschlicher Wertung und Bewertung, Handeln eingeschlossen, soweit es wertungsindiziert ist.

Hinter einer Ontologie stecken meist metaphysische Grundannahmen. Z.B. dass alles Sein in Gott ruht und von ihm ausgeht. Je nach dem, wie dieses Gottesbild dann im einzelnen definiert ist, hat das natürlich auch Auswirkungen auf die Deontologie. Sie ergeben sich dann aber deutlicher aus der metaphysischen Grundentscheidung.

Die Kantsche Ethik und die des Utilitarismus unterscheiden sich vor allem darin, dass sich bei Kant gute Handlungsentscheiungen ausschließlich auf die Vernunft stützen und der Utilitarismus auch Emotionen für wichtige Handlungspusher hält. Da Kant sehr umfassend und weitgreifend denkt, darf man seinen "guten Willen" nicht zu eng sehen. "Guter Wille" schließt immer ein, dass alle verfügbaren Informationen auf das Ganze bezogen gut durchdacht sind. "Guter Wille" ist bei Kant pflicht- und vernunftgesteuert und nicht emotional. Also ein bischen gute Absicht und dann kopflos Schei sse bauen, geht bei ihm nicht durch. Das wäre ein großes Missverständnis. Und den Utilitarismus auf einen hirnlosen Egoismus zu reduzieren, wird den Ansprüchen des Utilitarismus auch nicht gerecht. Kants Menschen mit Freude am richtigen Handeln sind nur Kopfmenschen. Der Utilitarismus kennt auch die emotionale Freude, die aus richtigem Handeln erwächst.

MaNic22 
Fragesteller
 11.05.2011, 14:00

 

aber wenn deontologie die lehre vom sollen ist und der konsequentialismus [zu dem ja auch der utilitarismus gehört] auch ein sollen vorschreibt (nämlich einen zustand, der angestrebt werden soll), dann müsste ja der utilitarismus deontologisch sein.

oder nicht?

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berkersheim  12.05.2011, 13:48
@MaNic22

Jede umfassende Philosophie enthält Metaphysik, enthält Erkenntnistheorie, Ontologie und enthält Ethik. Die Metaphysik enthält die vorausgesetzten Annahmen (z,B. Gott oder Materie), die Erkenntnistheorie zeigt, wie man zur Erkenntnis kommt und die Ontologie, wie man im Lichte der beiden erstgenannten die Welt interpretiert und das Sein darin erklärt. Die Ethik zeigt, wie man werten und handeln soll. Die zum Utilitarismus gezälten Philosophen decken fast alle die aufgezählten Bereiche ab und Ethik, speziell die Deontologie ist nur ein Teilbereich.

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