Phase der Verliebtheit übersprungen?
Liebe Com,
kann man eigentlich die Phase der extremen Verliebtheit überspringen? Mein Freund und ich sind jetzt ein Jahr zusammen, haben uns kennengelernt, sind ausgegangen, sind zusammengekommen, mögen und lieben uns! Wir wohnen zusammen und haben auch ein wirklich tolles Leben. Wir unternehmen sehr viel, lachen zusammen und können nicht schlafen, wenn der andere nicht da ist. Wollen irgendwann mal heiraten und auch Kinder zusammen (aber da lassen wir uns natürlich noch Zeit). Am Anfang hatten wir einige Schwierigkeiten, die sind, seit dem wir zusammen wohnen wie weggeblasen. Wir streiten uns NIE, haben mal ne kleine Auseinandersetzung, aber Streit kann man das nicht nennen.
Wir geben uns sehr viel Zuneigung und genießen die Zeit zusammen. Klingt nach einer perfekten Beziehung, ich weiß. Ist sie ja eigentlich auch, aber neuerdings frage ich mich ab und zu, ob wir den Teil der richtigen Verliebtheit übersprungen haben, das Gefühl Schmetterlinge im Bauch zu haben etc... Wir sind irgendwie so wie ein ziemlich glückliches Ehepaar, dass sich liebt, aber dieses extreme Gefühlshoch habe ich noch nicht empfunden und habe auch nicht das Gefühl, dass es noch kommt. Auch seinerseits habe ich nicht das Gefühl, dass er so richtig "übertrieben" verliebt ist. Unser Sexleben ist nicht so, dass ich mich komplett gehen lassen kann und mich dabei sogut wie verliere (was ich aus meiner vorherigen Beziehung kenne) und er legt darauf auch keinen großen wert (was für einen Mann sehr selten ist), nach dem Motto "ab und zu ist ok, aber ohne ist auch ok".
Es ist irgendwie sehr geradlinig, immer gut, nie schlecht, aber auch nie hervorragend. Ich liebe meinen Freund, habe aber manchmal das Gefühl, das etwas fehlt. Es ist oft wie eine sehr gute Freundschaft, worüber ich ja auch glücklich bin, aber was ist mit dem "mehr".. Was meint ihr, erwarte ich zu viel von einer Liebesbeziehung? Haben wir einen wichtigen Teil einfach übersprungen?
4 Antworten

Zunächst vorneweg: Es gibt kein ''zu viel erwarten'' in dieser Hinsicht, es ist dein Leben und du musst entscheiden was dir wichtig ist und genau das musst du dann auch erwarten bzw. in der Beziehung für die du dich entscheidest auch finden, sonst erleidest du Schiffbruch. Gut, das ist nur meine persönliche Meinung aber ich bin davon überzeugt, kein Mensch kann dauerhaft auf eines seiner echten Lebensziele verzichten und dabei glücklich werden. Allerdings ist auch nicht alles was uns in einer Lebensphase unermesslich wichtig scheint ein echtes Lebensziel, sonst wäre es ja auch wirklich zu einfach und gar nicht mehr spannend. ;)
Die alles entscheidende Frage ist also, kannst du dir vorstellen dauerhaft auf dieses ''mehr'' zu verzichten bzw. ist dir dieses ''mehr'' überhaupt noch so wichtig wenn du dir bewusst machst, dass es diese ''Höhen'' nur geben kann, wenn es auch die dazugehörigen ''Tiefen'' gibt? Eines ohne das andere geht nicht.
Dieses Kribbeln, die Schmetterlinge oder extreme Phase der Verliebtheit besteht zwar zum einen aus der Faszination des Neuen, Unbekannten. Spiel, Spannung, Spaß und Schokolade man kennt den anderen noch nicht so gut, weiß nicht was einen erwartet. Das kann man überspringen, sei es nun weil man schon im Sandkasten befreundet war und im Verlauf des erwachsen werdens mehr im anderen entdeckt oder weil von Anfang an eine seltsame Vertrautheit da war, gerne ''Seelenverwandtschaft'' genannt. Aber das ist meiner Meinung nach nur die halbe Miete (wenn's hoch kommt), der Rest ist sexuelle Anziehung und die ''überspringt'' man nicht so einfach. Die ist da oder nicht da und manche haben auch einfach kein Bedürfnis danach. Dein Freund könnte da dazu gehören. Es geht hierbei auch nicht um den Sex an sich, diese Anspannung durch das gegenseitige Begehren ist viel mehr als das auch wenn ich für diese Behauptung mal wieder verbale Prügel beziehen werde. Du solltest dich bewusst damit auseinandersetzen und dann eine Entscheidung treffen, nicht das du in einem schwachen Moment vom Schicksal überrollt wirst.

,,Die Süßigkeit des Honigs widert durch ihr Übermaß, Und im Geschmack erstickt sie uns're Lust. Drum liebe mäßig; solche Lieb’ ist stät: Zu hastig und zu träge kommt gleich spät."
Shakespeare


Hallo Schnubii,
ich denke, Ihr habt in Eurer doch sehr nach Verliebtheit klingenden Partnerschaft das Feuerwerk vor Euch.
Es ist klar, die Partnerschaft besteht - und eine anfängliche Verliebtheit war vielleicht nie ausgeprägt. Aber da mag doch das eine oder andere heute noch ein Kribbeln im Bauch verursachen.
Und dem lässt sich nachhelfen. Sei einfach total romantisch miteinander, so, als wenn es jeden Tag der erste Tag wäre. Macht Euch Komplimente, sagt Euch oft, wie sehr Ihr Euch liebt. Lasst Eure Herzen mal zu Wort kommen. Last es sein, wie in einem Musical, einfach traumhaft. Springt Euch gegenseitig in die Arme, haltet Euch aneinander fest auf einer Rolltreppe, füttert Euch gegenseitig im Restaurant.
Meine Frau und ich sind jetzt schon 12 Jahre verheiratet - und auch wir haben eine gute Partnerschaft. Doch da müssen die Momente der Leidenschaft, der Überraschung, der Verführung, der Freude aufeinander, der lieben Worte, der Sehnsucht - und auch all dessen Ausdruck immer wieder bewusst werden und - ich sage mal - mental verstärkt sein. Und schon stellt sich das Kribbeln im Bauch wieder ein - auch wenn es vielleicht etwas schwächer ist, aber es ist da.
Fühlt Euch einfach wie jung verliebt - und es funktioniert wirklich ...
Viele Grüße, Euch viele viele Herzen und viele Schmetterlinge im Bauch, EarthCitizen

Womöglich hattest du schon zu viele Freunde vor ihm und bist jetzt sozusagen abgestumpft in dieser hinsicht und kannst dieses extreme anfängliche Verliebtsein nicht mehr verspühren. Keine Angst ist nur eine Theorie. Bei mir ist es jedenfalls so ich kann nicht mehr so extrem verliebt sein wie bei meiner ersten Liebe.

Ich hatte vorher nur eine einzige Beziehung, die 5 Jahre ging
Vielen Dank für deine Antwort, ich werde mir Gedanken darüber machen :)