Normal das man sich nicht beim lesen alles merken kann?

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Ja das ist völlig normal. Unser Gehirn ist nicht so aufnahmefähig, aber du trainierst definitiv deine Merkfähigkeit und wirst weiser und reifer im Leben.

Das Problem sind eher technische Medien (Bücher sind auch ein Medium)

denn diese zerstören unser Gehirn.

Wenn du also viel wissen möchtest, muss ich dir leider sagen, verabschiede dich von technischen Medien, so gut es geht (in der Freizeit) und lies weiter. Es macht sehr viel Spaß, wenn man es einmal für sich entdeckt hat


Ich bin auch ein Vielleser. Und mir geht es da so wie dir.
Es passiert aber auch, dass ich mich an eine bestimmte Stelle im Buch erinnere und sie auch schnell finde, auch wenn seither Tage oder Wochen vergangen sind. Dann "weiß" ich z.B., dass die Stelle ungefähr im ersten Drittel des Buches zu finden ist, und ob sie auf der linken Buchseite oder der rechten stand, und ob sie am Seitenanfang, Mitte oder gegen Ende stand. Also eine visuelle Erinnerung.
Das hat mir mal meine Gesundheit wieder zurückgebracht.
Ich bekam plötzlich Migräne, anfangs nicht häufig, dann immer öfter und immer schmerzhafter. Und die schmerzfreien Tage zwischen den Attacken wurden immer kürzer. Der Arzt gab mir Infusionen, Medikamente, nichts half. Es wurde so schlimm, dass mir der Gedanke kam, meinem Leben ein Ende zu machen.
Eines Tages wollte ich meinen Papierkram aufräumen bzw. etliches wegwerfen. Darunter war auch der Wochenkalender vom letzten Jahr. Beim Zerreißen der Kalenderblätter sah ich den Eintrag eines Vortrages, den ich hören wollte, aber wegen der Migräne hatte verstreichen lassen. Das Thema des Vortrags war: "Canderel, Fluch oder Segen". Canderel ist ein Süßstoff, der aus Aspartam besteht. Mit diesem Süßstoff trank ich meinen Kaffee, meinen Tee. Jetzt blieb ich an dem Wort "Fluch" hängen und fragte mich, wieso Fluch? Da kam plötzlich die Erinnerung, dass in irgendeinem meiner Bücher etwas über Aspartam stand. Ich wusste den Buchtitel nicht, aber hatte noch eine Vorstellung von einem Taschenbuch mit bunten Bildern vorne drauf. Ich fand es auch sofort, suchte im ersten Drittel, sah mir nur die Mitte der linken Seiten an. Und da war die Stelle: Aspartam kann bei manchen Personen Migräne auslösen. Das Aspartam kam in den Sondermüll und nach kurzer Zeit war die Migräne Vergangenheit.

Entschuldige den kleinen Sprung in die Vergangenheit. Aber kennst du das auch, dieses visuelle Ortsgedächtnis?
Ansonsten hab ich die Angewohnheit, die Stellen im Buch anzustreichen, die mich beeindrucken, mal nur mit Bleistift, mal mit Lineal und Kugelschreiber, aber meistens mit rotem oder grünem Farbstift. Ich blättere auch oft zurück, um interessante Stellen nochmal zu lesen.
Im übrigen lese ich meine Bücher nicht nur einmal, sondern mehrfach. Romane würde ich wahrscheinlich nicht mehrfach lesen, aber die lese ich sowieso nicht. Bis auf die Scheibenweltromane. Und die lese ich seit Jahrzehnten immer wieder. Die sind einfach unübertroffen. Auch Herr der Ringe, die Bücher vom Land Xanth und Harry Potter hab ich mehrfach gelesen.

Es gibt auch Stellen in manchen Büchern, die ich immer nachlesen möchte. Die schreibe ich mir in eine kleine schöne Kladde. Das sind oft Zitate, oder auch eigene kurze Erkenntnisse, oder kleine wunderschöne Gedichte.
Diese Angewohnheit stammt noch aus meiner Zeit im Internat. Im Deutsch-unterricht lasen wir oft Dramen, klassische Theaterstücke mit verteilten Stimmen.
Anschließend als Hausaufgabe mussten wir dann daraus Zitate suchen und in ein "Zitatenheft" schreiben. Alle hassten diese blöde Zitatensucherei. Bis eines Tages ein Zitat bei mir "klick" machte und ich dachte: "Mensch, das stimmt ja! Das ist echt toll!" Von da ab las ich Zitate mit Aufmerksamkeit und irgendwann fing ich dann an, mein eigenes privates Zitatenheft zu schreiben. Da standen dann viele Philosophen der Antike drin, und so nach und nach konnte man die Spuren meiner Lesewut in meinen Zitatenheften nachverfolgen.

Übrigens, du könntest dir auf den letzten leeren Seiten eines Buches kleine Notizen machen, was deine Aufmerksamkeit besonders angezogen hat, oder Seitenzahlen, wo du später nochmal nachlesen möchtest, oder du fertigst dir ein privates Inhaltsverzeichnis an. Das hilft dir, dich an vieles wieder zu erinnern.

Der Grund, warum wir uns nicht alles merken können, ist, weil unser Gehirn keine Datenbank ist, kein Computer, sondern in erster Linie zum Lösen von Problemen konstruiert ist. Natürlich braucht man dazu einen gewissen Datenvorrat, Erinnerungen, aber das Wichtigere ist die Fähigkeit unseres Gehirns, Verbindungen zu setzen, Zusammenhänge erkennen. Und nicht Datenbank zu spielen.

Ja, das ist normal, vorallem wenn man gedanklich schnell liest.

Woher ich das weiß:Hobby – Leidenschaftlicher Leser von LitRPG & Wuxia!