Merkt man den Arabischen Einfluss in Spanien Heute noch?

7 Antworten

Ich war nur ein mal in Spanien, und nur ca. eine Woche in Südspanien, Malaga, Sevilla.

Es gab da schon einiges, was einem Mitteleuropäer wie mir auffiel, an den Menschen, nicht an Bauwerken wie Al Hambra.

Ich bin weder Historiker noch Theologe noch Sprachwissenschaftler noch Soziologe.

Erst wenn man mehr als einmal da war, kann man überhaupt erst mal die richtigen Fragen stellen oder erkennen.
Das ist weit davor, nach Antworten zu suchen, und noch viel weiter davor, sie zu finden oder gar zu entdecken.

Zu einer Kultur, und den Einflüssen gehört auch Musik, Verhalten, und einiges mehr an nicht greifbarem.
Ich bin auch kein Musiker, vermute aber in der spanischen und auch griechischen Musik und Kultur durchaus Einflüsse.
Das ist nicht einfach, aber wenn du es einfach willst, durchstöber einfach das Internet.

mambero  17.04.2016, 09:54

Klar, man muss auch sagen, dass die Mauren/Araber 500 Jahre in Málaga und Sevilla herrschten, 700 Jahre in Granada. Die Kulturen zuvor wechselten sich im 200-Jahres-Rhytmus ab (Phönizier, Griechen, Römer, Kartarger, Römer Teil 2...), jedoch schon seit etwa 3000 Jahren und bildeten Städte, Amphietheater, Boulevards, Fabriken (z.B. zur Fischkonservierung, zum Erz- und Phosforabbau, etc.) und Festungsanlagen bevor die Mauren 1500 Jahre später einfielen.

Bei Flamenco hat z.B. die Gesangslinie des Cante Jondo (also dieser Wehklagegesang) eine typische arabische Linie, während der Rest des Flamencos aus europäischen Harmonien, spanischen Rhtymen und dem Einfluss der Zigeuner besteht.

Bei den Menschen ist es so, dass diese Latinos sind. Gerade aus Andalusien kamen die Menschen, die später Amerika eroberten und dort das spanische Weltreich installierten. Der andalusische Dialekt ist in irgendeiner Form in allen lateinamerikanischen Dialekten enthalten.

Es gibt teilweise arabischen Einfluss in Spanien, vor allem um Córdoba, denn Córdoba war in der von den Mauren besetzten Zeit eine Großstadt mit über einer halben Million Einwohnern, was für die damalige Zeit eine Weltmetropole war. Heute ist Córdoba nicht mal die Hälfte von dem.

Aber: macht man den A/B-Vergleich und geht von Andalusien die Hand voll Kilometer nach Nordafrika (14km bei Tarifa, 150km von Málaga) ist das eine andere Welt. Spanien hat nichts mit Marokko gemein, das sieht man an allen Ecken und Enden (sieht man von spanischen Prachtbauten aus der Zeit von Spanisch-Marokko ab).

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mambero  17.04.2016, 10:13
@mambero

PS: auch von den Menschen her: d.h. einen Marokkaner und Spanier erkennt man i.d.R. von weitem auseinander.

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Der Einfluss war in eine wissenschaftliche Hinsicht, es war revolutionär und eine Blütezeit, nicht nur für die ibirische Insel, sondern such für Europa.
- Arabisch-muslimische Wissenschaten wurden ins lateinische übersetzt,
- Juden und Christen konnten ihre Religionen frei ausüben,
- europäische Wissenschaftler kamen nach Córdoba, um dort in den Unis zu studieren und arsbisch gelernt, sogar einige Päpste,
- in der spanischen Sprache sind sehr viele arabische Wörter zu finden.
Die 800 Jahre, in der dort Muslime waren, hat das Bild der Städte in eine Paradies umgewandelt.
Wenn du nach "Andalus" in spanisch "Andalucia" gehst, siehst überall islamische bauten, z.B. maurische Errungenschaften, Mühlen die das Wasser überall zum Transport ermöglicht haben und bis heute noch verwendet wird.

mambero  17.04.2016, 11:43

Es ist vieles schon widerlegt, was das friedliche Zusammenleben betraf. Wer nicht zum Islam konvertierte wurde ermordet oder musste Strafzölle zahlen. Es kam zu Massakern usw. All dies führte schließlich auch zur Reconquista, die von geflüchteten Spaniern initiiert wurde, die diese Zustände nicht mehr aushielten.

Die Mauren waren 700 Jahre in Spanien, jedoch in weiten Teilen deutlich weniger, nur in Granada hielten sie sich so lange, weil sie sich dorthin zurückzogen und Resteuropa gespalten war. Eigentlich verlor Al Andalus schon Jahrhunderte zuvor ihre wichtigen Seehäfen (Málaga) und auch Córdoba. Dass dort Päpste studierten war eben darauf zurückzuführen, dass man die Mauren dort erfolgreich vertrieben hatte, auch wenn sie sich noch Jahrhunderte länger in Granada verschanzen konnten.

Das mit den Juden mag stimmen, denn diese spielten eine nicht unwichtige Rolle in der Eroberung Spaniens vía Gibraltar und Códoba, weil sie die Christen verrieten. Alles in eine Vielzahl von geschichtlichen Dokumenten nachzulesen.

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hutten52  17.04.2016, 11:59

Die islamische Toleranz in Spanien ist ein Märchen.

Ganz oben stand Hierarchie al-Andalus’ stand das Herrenvolk der arabischen Moslems. Ihre Herablassung traf die Christen und Juden, die Ungläubigen, die in den Städten in Gettos lebten, deren Zeugnis vor Gericht nichts galt, denen es verboten war, auf einem edlen Tier wie dem Pferd zu reiten oder sexuelle Beziehungen zu muslimischen Frauen zu haben und diese zu heiraten, und die in der ständigen Furcht leben mussten, wegen Gotteslästerung angeschwärzt und zum Tode verurteilt zu werden. Sozial tiefer standen nur noch die Sklaven.


Der berühmteste Jude des maurischen Spanien, der grosse Philosoph und Arzt Maimonides, verfasste sein Werk in Kairo im Exil. Als er 1149 als Vierzehnjähriger mit seiner Familie vor den Judenverfolgungen aus Córdoba floh, existierten bereits kaum mehr christliche oder jüdische Gemeinden in al-Andalus. Später schrieb er in einem oft zitierten Brief an die Juden des Jemen, die von den dortigen Pogromen berichtet hatten:

«Bedenkt, meine Glaubensgenossen, dass Gott uns unserer grossen Sündenlast wegen mitten unter dieses Volk, die Araber, geschleudert hat [...]. Nie hat uns ein Volk so beschwert, erniedrigt, gedemütigt und gehasst wie sie [...], wir wurden von ihnen in unerträglicher Weise entehrt.»

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Tyba86  17.04.2016, 12:01

Das stimmt nicht. Das was du am Anfang beschreibst, ist genau in der "Reconquista" passiert, durch die Königin Elisabeth und dem König Fernandes. Das kannst du bei mehreren dokus bei youribe finden. Trotzdem möchte ich, dass du mir die geschichtlichen Dokumente, von der du sprichst, zeigst, vorrausgesetzt die Quellen müssen bekannt sein, also keine privat Webseiten, weil da kann man beliebig reinschreiben was man möchte.

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Tyba86  17.04.2016, 12:06

hutten52: der jüdische Maimonides war einer der bekanntesten jüdischen Wissenschaftlern, der mit seinen muslimischen Brüdern zusammengearbeitet hat, ich weiß nicht, wo ihr döse Infos habt. Die Geschichte sagt genau das Gegenteil. Auch die Geschichte sagt, dass die Juden in der osmanischen Reich aufgenommen wurden, nachdem alle Muslime und Juden vertrieben wurden. Schau dir mal einfach die Methoden, mit der die Bäuche aufgeschlitzt wurden, gehängt und verbrannt wurden.

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Meiner Meinung nach ja und nein, denn vieles ist umstritten.

Will heißen: wenn man in den Norden Marokkos fährt, hört man überall vom spanischen Einfluss bei den gleichen Sachen, die eben in Spanien als arabischer Einfluss gelten.

Gehst du in die meisten arabischen Bäder z.B. in Andalusien, erfährt man, dass diese meist vor 2000 Jahren eben römische Bäder waren, bis sie vor 1000 Jahren von den Mauren überdacht wurden und von nun an arabische Bäder waren (jedoch sind meist die Becken immer noch original römisch).

Das nur mal, um eine andere Sichtweise reinzubringen. Ich meine: Spanien (Hispanien) gab es lange, bevor die Mauren einfielen. Diese nutzten die Infrastruktur, änderten Sie nach ihrem Gusto, aber es war nicht alles maurisch zu der Zeit. Viele Sachen bleiben, selbst Alkohol war erlaubt (Málaga Süßwein wurde z.B. als Medizin deklariert).

Was natürlich arabischer Einfluss ist, sind Bauten wie die Alhambra und auch die spanische Sprache hat viele Worte übernommen (z.B. Alcalde = Bügermeister), es gibt traditionell vorwiegend Süßigkeiten, die eigentlich aus dem arabischen Raum stammen. Jedoch muss man eben auch dazu sagen, dass Teile Nordafrikas auch Spanisch waren, lange bevor die Mauren nach Spanien einfielen oder bevor es Marokko (was auch teilweise Spanisch war) überhaupt gab.

Von daher ist das auch immer eine Art gegenseitigen Austausches. Die Mauren kamen und errichteten ihre Burgen, Moscheen und Bäder, wo es bereits phönizische, griechische oder römische Burganlagen gab, christliche oder jüdische Kirchen und Synagogen oder römische Bäder. Danach wurden aus den Moscheen wieder Kirchen (z.B. die Mezquita/Catedrale von Córdoba).

Wie schon erwähnt wurde, anhand der Architektur, aber auch anhand der Sprache. Ein Beispiel für beides ist das Wort "patio". Ein partio ist ein Innenhof, welche in Spanien nach arabischen Vorbild gebaut werden. Hoffentlich heißt z.B. "ojala" und klingt dem arabischen Wort für >>so Gott will<< ziemlich ähnlich

mambero  17.04.2016, 11:39

Ojala ist arabischen Ursprungs, patio aber lateinischen (pac), jedoch über das Oxzitanische (romanischer Sprachableger, der damals in Südfrankreich/Nordspanien teilweise aktuell war; dort: patù) ins Spanische (dann: patio) gekommen.

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In der Architektur auf jeden Fall. Auch Städtenamen. Also aus der Zeit als die islamischen Dynastien von Saudi Arabien bis nach SPanien reichten

Tyba86  17.04.2016, 12:07

Saudi arabian gib es erst seit 1900 ;), damals gab es nicht.

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Felinira  17.04.2016, 16:22
@Tyba86

Naja ist ja auch nur ne Ortsbezeichnung. Dann halt von der arabischen Halbinsel bis nach Spanien

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