Mercedes SLK 200 Kompressor alte Version, welche Erfahrungen?

2 Antworten

Ich hatte keinen SLK, kenne mich aber sehr gut aus. Technisch ist der erste SLK eine C-Klasse W202, die ich seit vielen Jahren fahre (aktuell 275.000 pannenfreie und problemlose Kilometer) und über die ich mich nur lobend äußern kann. Ich würde soweit gehen, dass ich mir sofort wieder einen W202 kaufen würde. Rost ist bei allen älteren Baureihen von Mercedes zwar ein Dauerthema und auch meiner fängt jetzt an zwei Stellen langsam ab, beim SLK tritt es aber aufgrund seiner häufigen Nutzung als Sommer- und Hobbyfahrzeug seltener auf.

Typische Schwachstellen gibt es nur wenige und sie entsprechen grob gesagt auch W202 und der E-Klasse W210, mit denen sich der erste SLK wesentliche Technik-Komponenten teilt: Rost, defekte Schlüssel und Schlösser, ausgeleierte Spurstangenköpfe, ölsiffendes Differenzial, bei hoher Laufleistung kann die Zylinderkopfdichtung undicht werden - meist jenseits der 250.000 Kilometern, also bei echten Langläufern; dann gibt es erhöhten Kühlwasserverbrauch. Variodächer sind solide, Kompressorschäden sehr selten. Ich weiß von zwei getauschten Kompressoren in meinem weitläufigen Alt-Mercedes-Umfeld. Einmal war es ein Fehlbefund der Werkstatt, einmal ein alter CLK mit 370.000 Kilometern - da darf das einfach passieren. Eine typische W202-Schwachstelle vor allem der Automatikmodelle scheidet aus: Der SLK hat keine Fuß-Feststellbremse, sondern wie der alte 190er eine "normale" Stock-Handbremse.

Die Automatikgetriebe sind unauffällig und komfortabel, die Handschaltungen etwas speziell zu bedienen. Ich merkte auf meiner ersten W202 Probefahrt damals, dass das Schaltgetriebe nicht zum Motor passt. Man hat immer das Gefühl im falschen Gang unterwegs zu sein. Mal brummelt er tief vor sich hin, mal vermisst man auf der Bundesstraße den sechsten Gang, weil der Motor so angestrengt vor sich hin jault und die Drehzahlkurve nicht passt. Als ich vom MB-Verkäufer einen C180 Automatik als Alternative vorgeschlagen bekam, wollte ich den erst nicht, aber ich merkte, dass das eine ganz andere Dimension in Sachen Komfort und Geräuschkulisse ist. Beim 200er kann man es auch so sehen. Motor und Handschaltung passen nicht zusammen, das Fünfgang-Getriebe ist schlecht abgestimmt und zudem ist die labbrige, unexakte Führung nicht bedienerfreundlich. Die Sechsgang-Schaltung ab ca. 2001 ist etwas besser, am Ende sollte man das mit sich ausmachen. Es ist auch immer Glaubenssache.

  • Letztlich kann man es so sehen: Einen gepflegten 200er-Kompressor der ersten SLK-Baureihe R170, hergestellt zwischen 2000 und 2004, kann man sich für einen fairen Preis und ohne großen Rostbefall eigentlich kaufen, das war noch der M111 EVO, ein robuster Motor. Die Schwachstellen sind überschaubar (siehe oben), entsprechen dem sehr soliden und pflegeleichten W202. Ein hoher Kilometerstand schreckt nicht ab, wenn alle Kundendienste erledigt worden sind. Inspektionen sind einmal pro Jahr fällig, es reicht mineralisches Öl der Viskosität 10W-40 aus; synthetisches Öl ist beim M111 strittig - er verträgt es nicht durchweg, dann tickern die Hydrostößel, weil das Öl ihm zu dünn ist. 10W-40 war bei Markteinführung der M111-Serie im Jahr 1992 (damals noch im W124 200E und 220E; 1993 kamen die ersten C-Klassen) technischer Standard und reicht aus (Freigabe nach MB-Blatt 229.1 beachten, siehe Packung). Bremsflüssigkeit sollte alle zwei Jahre im Frühling gewechselt werden (steht bei meinem auch wieder an, Termin ist schon vereinbart), Kühlmittel alle drei Jahre.

Ab Baujahr 2004 bzw. beim zweiten SLK-Modell (R171) würde ich vom SLK jedoch weiten Abstand nehmen, wenn der 200er-Kompressor zur Wahl steht: Mit dem Modellwechsel erfolgte die Umstellung von den problemlosen M111-EVO-Motoren auf den M271, der große und häufige Probleme mit der Steuerkette hat. Der Ventiltrieb ist bei dieser Maschine äußerst problematisch, auch die Nockenwellenräder nehmen rasch Schaden und dann wird es richtig teuer. Ich kenne Schäden, die bereits nach vier Jahren auftraten. Damals gab Mercedes noch Kulanz, heute ist das kein Thema mehr. Selbst die schönen, guten Rentnerautos fallen diesbezüglich immer wieder auf. Man kann das Thema zwar herauszögern, indem man nur sehr gutes Öl nach Blatt 229.5 (MB-Vorschrift) einfüllt und die Ölwechsel-Intervalle halbiert (!), aber auch dann kommt das Kettenthema irgendwann - nur halt erst nach 150.000 Kilometern vielleicht. Es wird nur Zeit geschunden.

Kaufen kann man so was eigentlich nur, wenn der ganze Ventiltrieb nachweislich schon ersetzt worden ist und die Aufzeichnungen darüber vorliegen. Aber auch dann muss man sagen: Das kommt wieder und dann wird es teuer.

So lässt sich urteilen: R170 ja, wenn Preis und Zustand passen, R171 nein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung