Meine Mutter wird sterben.. wie soll ich damit klar kommen?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als erstes möchte ich dir schon mal mein herzliches Beileid aussprechen und sende dir ganz viel Kraft, für diese schwere Zeit, die dir nun bevorsteht.

Ich weiß, dass man sich nur schwer in deine Situation hineindenken kann, wenn man nicht selbst in dieser Situation gesteckt hat. Ich möchte dir aber trotzdem ein paar Tipps mit auf den Weg geben.

Sprich unbedingt mit deiner Mutter über die Dinge, die dir auf der Seele brennen und frage sie die Dinge, die du sie schon immer fragen wolltest. Wer weiß, ob du ansonsten noch die Gelegenheit dazu bekommst... Verbringe noch möglichst viel Zeit mit ihr und sei für sie da, auch sie braucht ihre Familie nun dringender als sonst.

Sprich auch ruhig mit deinem Vater darüber. Er ist zwar gerade dabei seine geliebte Frau zu verlieren, aber du verlierst auch gerade deine Mutter. Da müsst ihr euch gegenseitig unterstützen und füreinander da sein...

MissValentina 
Fragesteller
 15.01.2013, 22:16

Danke! Aber zu der Gelegenheit kam es leider nicht mehr.. Trotzdem danke dir!!

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Liebe Miss Valentina, dieser Brief fällt mir nicht leicht. Was soll ich sagen? Du bist noch sehr jung und wirst nun mit einem Male viel schneller erwachsen werden müssen, als du es Dir vorstellen konntest. Es gibt kein Rezept, aber eines weiß ich aus vielen Sterbebegleitungen und von Sterben meiner Mutter, auch an Krebs, man kann über alles sprechen. Man kann auch zusammen etwas weinen und sich liebhalten, denn das Schlimmste für den Kranken und, wie Du merkst, auch für Dich selbst, ist die Tatsache, dass man auf eine ungekannte Weise so allein damit ist. Irgendwie kommt man aus sich nicht raus. Das gelingt nur in Gegenwart des lieben Menschen, um den es geht. Die Lebenden können den Tod nicht wirklich verstehen, was uns ratlos und eben auch einsam macht. Was soll man sagen, was verschweigen, worüber kann man überhaupt sprechen? Deine Mutter wird es Dir sagen. Das hängt auch davon ab, was die Mama wissen will und worüber sie reden will. Meine Mutter wollte es nicht wirklich wissen und als es dann doch alles sehr deutlich wurde, habe ich einfach gesagt: Ich hab dich ganz lieb und ich sehe, dass es gar nicht gut ist. Ich würde gern mit dir darüber sprechen ohne dass wir sagen, es wird alles wieder gut und so einen Unsinn. Was meinst Du? Dabei hab ich sie natürlich in den Arm genommen und wir haben ein wenig geweint (nicht etwa geheult), und dann haben wir von der Seele weg gesprochen. Aus reinem Herzen kann man fast nichts falsch machen. Ich war dann so oft da wie möglich, einfach nur da, auch ohne zu reden. Ich hab was zu lesen gehabt und wenn sie wollte, war ich da. Es dauerte nicht mehr lange, nur ein paar Tage. Wir haben viel über die Erlebnisse meiner Kindheit und vor allem ihrer Kindheit, ihres Lebens überhaupt gesprochen. Ich wollte alles über ihr Leben wissen und damit auch über mich.

Den Tod begreift man nicht und als es zu Ende gegangen war, da merkte ich , wie viel ich hätte noch fragen ,wissen wollen, aber die Fragen waren in mir und ich konnte sie vorher nicht aussprechen und hinterher fehlten wir die Worte. Was war das? Es kam aus der Erkenntnis, dass eine Mutter so viel über mich weiß, wie sonst niemand, nicht einmal ich.

Was ich auf merkwürdige Weise sehr tröstlich fand, waren die vielen Berichte über todesnahe Erlebnisse. Menschen, die bis zum einer halben Stunde sozusagen „tot“ gewesen waren, kamen zurück und berichteten merkwürdige Dinge. Sie waren aus ihrem Körper herausgetreten, waren frei und auf unbeschreibliche Art glücklich und konnten alles sehen, drinnen, draußen, überall, und Recherchen bestätigten das. Hören kann sich noch vorstellen, aber mit welchen Augen wurde da gesehen, wenn die eigenen Augen geschlossen waren? Ich weiß, die Medizin/Physik spricht da von einem sterbenden Gehirn, aber wo kommen dann die anderen „Augen“ her, das Gefühl wie ein Geist aus seinem Körper heraus zu sein? Ich habe keine Antwort, aber offenbar wissen wir nicht alles.

Ich bin kein Esoteriker, aber ich habe in den Stunden des Sterbens meiner Mutter und bei mehreren Wiederbelebungen das Gefühl gehabt, da sei etwas über mir und schaue mir zu, besonders bei zwei sehr nahen Personen, von denen eine mich nach meinem Gefühl beobachtete und mit zusah, mir dann auch unhörbar sagte, „Lass es sein, es ist jetzt genug.“

Warum erzähle ich dir das alles? Man muss nicht wirklich Angst haben und man kann versuchen auch darüber zu sprechen, was unaussprechlich ist. Ich habe meiner Mutter übrigens auch von diesen Dingen erzählt. Ich denke, dass es half. Entschuldige, dass ich hier so persönlich ausgeholt habe. Vielleicht bringt es Dich etwas weiter, denn wirkliche Erlösung, wäre eine Erlösung von dem Tode, die kann ich nicht. Die Traurigkeit bleibt, aber auch eine Art von Freude, dass man den Menschen doch irgendwie „gehabt“ hat. Der Tod kommt immer zu früh. Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg findest und ihn einfach gehen kannst.

WKNordenham  14.01.2013, 13:00

P.S. Du solltest das natürlich mit Deinem Papa und vielleicht auch mit Deinen Geschwistern zusammen tun. Die fühlen sich nämlich alle genau wie Du - auch wenn sie es nicht immer zeigen, so wie man auch sich selbst nicht ganz zeigt.

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MissValentina 
Fragesteller
 15.01.2013, 22:20

Ich danke die von ganzem Herzen! Ich wünsche dir das selbe. Vielen Dank die Antwort war sehr hilfreich auch jetzt noch, da sie bereits gestern gestorben ist ..

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Ich habe so eine schwere zeit auch gehabt,allerdings war ich wesentlich älter als du es jetzt bist. Das mit deiner Mutter tut mir sehr leid für dich und deine Familie. Es wird noch sehr lange dauern,bis du über diesen Verlust hinweggekommen bist,aber versuche doch mit deinen Geschwistern und deinem Vater einig zu werden,denn es ist sicherlich belastend für deine Mutter,wenn sie sieht,das ihr euch so gar nicht versteht. Ich verstehe dich gut und kann mir auch denken,wie schwer und schmerzvoll so etwas ist. Wende dich doch mal an die telefonseelsorge für Jugendliche. Ich könnte mir vorstellen,das sie vieleicht irgendeinen Trost oder Weg für dich finden um das Schwere besser bewältigen zu können. wünsche dir jedenfalls alles Gute und ganz viel Kraft.

Bei so was, weiß ich immer nix was ich sagen soll! Nehm dich erst mal virtuell in den Arm zum trösten.

Waren alles sehr schöne Antworten die ich gelesen habe! Passt alles. Möchte nur noch ergänzen, vllt kommst Du besser zurecht, wenn Du mit einem Fremden sprichst, der was davon versteht und zwar einem Psychologen. Oder rufe mal bei der Seelsorge an, die können sicher auch helfen, weil die sowas öfters haben:

  • Telefonseelsorge e.V.: 0800 111 0 111
  • Kirchliche Telefonseelsorge Berlin: 0800 111 0 222

Oder Suche im Netz nach einer Selbsthilfegruppe, eine Trauerverein oder so, in Deinem Ort.

Das mit dem viel Zeit verbringen und Videos + Bilder machen, würde ich auf alle Fälle auch machen.

Vor allem denke daran, wenn es ihr jetzt schon nicht gut geht, dann ist sie später in einer anderen Welt, wo sie nicht mehr leiden wird und vllt. trefft ihr euch irgendwann dort einmal. Habe zwar k.A. ob es sowas wirklich gibt, aber alleine die Vorstellung hat mich bei meinen Großeltern, Großtanten, Gro?onkeln, ..........,anderen Verwandten und Bekannten, die schon gegangen sind irgendwie bissl getröstet.

Wünsche Dir alles gute für die traurige Zeit und das Du die Situation so gut wie es möglich ist, meistern kannst. Und seit in der Familie alle für einander da!

Hast du dich schon mal mit Religionen auseinander gesetzt. Die können auch unheimlich kraft geben. Egal für welche man sich entscheidet. Geh doch z.B. einfach mal in die Kirche und versuch zu beten, wenn du magst. das kann wirklich helfen.