MBTI für Charakterbögen?
Ich habe schon öfter Menschen gesehen, die das Big 5 Persönlichkeitsprofil in ihre Charakterbögen einbetten.
Mir sind diese Zahlen für die Dimensionen zu abstrakt. Was ist ne 2 oder ne 3 bei Neurotizismus usw.?
Obwohl nicht wissenschaftlich, aber anschaulich, dachte ich eher die MBTI Typen zu verwenden. Die werden finde ich erzählungstauglicher beschrieben und 16 finde ich variabel genug.
https://www.16personalities.com/de
Die Idee ist sozusagen, sich in den Charakter hereinzuversetzen, den Test zu machen, die Zuordnung zu haben und dann hat man interessante Ideen zum Charakter.
Wie findet ihr die Idee grundsätzlich, die Persönlichkeit von Romanfiguren zu tabellarisieren mit Persönlichkeitsdimensionen? Wie charakterisiert ihr die Persönlichkeit eurer Figuren?
2 Antworten
Die Idee ist sozusagen, sich in den Charakter hereinzuversetzen, den Test zu machen, die Zuordnung zu haben
Der MBTI ist, wie du bereits selbst festgestellt hast, unwissenschaftlicher Unsinn. Auch wenn du dich in einen Charakter hineinversetzt und den Test machst, wirst du jedes Mal ein anderes Ergebnis erhalten, da bereits eine minimale Abweichung schon zur Zuordnung zu einem anderen „Typ” führt. Der MBTI ist nicht mehr oder weniger aussagekräftig, als bspw. ein Horoskop aus der Tageszeitung.
Mir sind diese Zahlen für die Dimensionen zu abstrakt
Der „Big-5-Persönlichkeitstest” (eigentlich OCEAN-Modell der Persönlichkeit) ordnet dich eben nicht vorgefertigten Kategorien zu, sondern gibt dir ein individuelles Ergebnis, das entsprechend auch fast unverändert ausfällt, wenn du den Test erneut machst.
Was ist ne 2 oder ne 3 bei Neurotizismus usw.?
Beim OCEAN-Modell wird jeder Eigenschaft ein Wert zwischen 0 (gar nicht ausgeprägt) und 40 (stark ausgeprägt) zugewiesen. (vgl. Goldberg, 1993) Das Ergebnis der Auswertung lässt sich bspw. in einem Netzdiagramm darstellen, so dass die einzelnen Anteile der Persönlichkeit und ihre jeweilige Ausprägung sichtbar werden.
Beim OCEAN-Modell werden die fünf Hauptkategorien abgefragt, in die sich alle Verben der englischen Sprache, die wir Nutzen, um die Persönlichkeit eines Menschen zu beschreiben, einordnen lassen. Dies sind konkret:
- O Offenheit für neue Erfahrungen
- C Gewissenhaftigkeit
- E Extraversion (umgangssprachlich oft fälschlich Extrovertiertheit genannt)
- A Verträglichkeit
- N Neurotizismus
Falls dir der Begriff Neurotizismus unklar ist: Dieser Aspekt beschreibt, wie jemand negative Emotionen wahrnimmt. Emotionen wie Trauer, Angst, Anspannung, Unsicherheit, etc. wirken auf eine Person, die einen hohen Neurotizismus-Wert hat, deutlich stärker, als auf jemanden, der einen vergleichsweise niedrigen Wert aufweist.
LG
Wie findet ihr die Idee grundsätzlich, die Persönlichkeit von Romanfiguren zu tabellarisieren mit Persönlichkeitsdimensionen?
Offen gestanden... gut für eine grobe Orientierung, aber wenn man nicht versucht seinen Charakter zwanghaft auf irgendwas draufzuschieben unnötig. Denn in dem Moment, in dem du diesen Test machst und dir die Antworten aus Sicht deines Charakters überlegst, weißt du eigentlich schon so viel über den Charakter, dass dir das Testergebnis auch nicht mehr sagen kann.
Es ist ja gerade ein Punkt an diesem MBTI Test (den habe ich wenigstens mal gemacht), dass man die Fragen spontan beantworten soll, meine ich. Letztlich würdest du deinen Charakter eigentlich immer in eine Richtung zuweisen, die er schon hat.
Und das ist ja auch gut... doch in aller Regel gestaltest du einen Charakter ja vom Groben ins Feine und nicht umgekehrt. Das heißt, du sagst dir 'okay, ich möchte X' und dann gestaltest du ihn ja selbst eher draufgängerisch, eher sozial oder eher krankhaft ehrgeizig.
Dann nimmst du diese Eigenschaften, gibst sie in diesen Fragebogen ein so gut es geht und am Ende kommt raus 'der XY Typus ist eher draufgängerisch/sozial/ehrgeizig' (wenn du Glück hast... ich finde solche Sachen nämlich allgemein etwas sehr verallgemeinernd) plus ggf. noch ein paar 'allgemeine Erkenntnisse' dazu.
Doch im Endeffekt dürfte das nichts neues sein, denn all das hast du ja bereits aufgebaut.
In diesem Sinne... wenn jemand seinen Charakter am Ende der Erstellung noch über dieses Angebot jagen will, um dem Stackbrief dann noch einen 'Persönlichkeitstyp' zuordnen zu können, dann soll er das gerne tun. Ich als Leser kümmere mich da so sehr drum wie dass der Name des Charakters irgendeine Bedeutung hat. Ich schlage sowas nicht nach, es interessiert mich auch eigentlich nicht.
Wie charakterisiert ihr die Persönlichkeit eurer Figuren?
Wie ich meine Figur charakterisiere? Indem ich ihr einen Charakter gebe, bestehend aus Eigenschaften, Vorlieben, Abneigungen, die zum Teil 'einfach so' da sind, zum Teil aber auch eine Entwicklung auf erlebtes darstellen, was dann wieder ein Teil der Geschichte des einzelnen Charakters ist.
In anderen Worten... ich schaffe halt einen runden und gut gestalteten Charakter und bemühe mich das was ich erstellt habe im Text nach außen zu tragen, indem ich mich Frage wie er in dieser Situation handeln würde und ihn dann so handeln lasse.
Klar spielen da auch alle Aspekte dieser Persönlichkeitstests irgendwo eine Rolle. Doch wie gesagt... das beantwortet sich für mich schon bevor ich den Test eigentlich mache.