Masterarbeit schreiben oder Studienabbruch mit 34?
Hallo,
ich bin 34 Jahre alt, Langzeitstudent Kunstwissenschaften (nur noch Masterarbeit ausstehend); unzufrieden damit und trotzdem keine Ahnung, was ich beruflich machen will - habe immer versucht, in dem Bereich eine halbwegs sichere Tätigkeit zu finden, die mir auch Spaß macht und Raum für Kreativität lässt, aber stattdessen zunehmend das Gefühl bekommen, wie sinnlos, wertlos und perspektivlos der Bereich ist; habe seit 4 Jahren Teilzeitstelle im öD, die meine Existenz sichert, mich aber total unterfordert; von Kolleg*innen wie Angstellte*r 2. Klasse behandelt); vor 2 Jahren einen Heiratsantrag abgelehnt; Torschlusspanik. Mein Plan für das letzte Jahr war es eigentlich, meine erste eigene Wohnung anzumieten, dann meine Abschlussarbeit zu schreiben und mich danach beruflich weiter zu orientieren. Dann kam aber der Griff ins Klo, habe eine unrenovierte Plattenbau-Wohnung angemietet (obwohl ich bessere Angebote hatte) und bin dabei in eine Lebenskrise gerutscht und habe komplett das Vertrauen in meine eigenen Entscheidungen verloren.
Ich stehe mittlerweile an dem Punkt, dass ich mich frage, ob es sich noch lohnt, die Masterarbeit zu schreiben - oder direkt abbrechen und was anderes machen? Grundsätzlich erscheint es mir das vernünftigste, sie zu schreiben und danach weiter zu gucken - denn mit Master kann man ja bekanntlich besser Arbeit oder weitere Aufstiegsmöglichkeiten finden als nur mit Bachelor.
Es gibt aber auch eine Stimme in meinem Kopf, die sagt, dass ich mir mit dem Abschluss vielleicht eine andere Möglichkeit zur Umorientierung kaputt mache. Und was, wenn ich nochmal ein anderes Studium (z.B. Architektur - dafür muss ich beim Bachelor neu anfangen) machen will, gibt es dann nicht Zweitstudiengebühren, wenn ich schon einen Masterabschluss habe? Oder verhaue ich mir vielleicht den Zugang zu einer Ausbildung/ Umschulung?
Ich habe eine Liste mit Berufen gemacht, die mich immer wieder fasziniert und angezogen haben - weiß vllt jemand was dazu, ob hier ein Masterabschluss eher hinderlich ist? Und /oder auch, wie man mit Mitte 30 noch dahin kommt?
mir ist es auch wichtig, von meinem Gehalt leben zu können, gerne auch Einschätzungen dazu..
- Kunsttischlerin
- Malerin/Lackiererin (Richtung Restaurierung)
- Architektin
- Fotografin
- Zahntechnikerin
- Zahnärztin (ich mag die Kombination aus geistiger und manueller Forderung; außerdem Sinn für Ästhetik)
- Archäologin
- Typographin
- Kommunikationsdesignerin / Grafikdesignerin (ich gestalte, bastle und zeichne gerne)
- Kunstlehrerin
- Kunsttherapeutin
- Ergotherapeutin
- Opernsängerin
- Musicaldarstellerin (ich singe, tanze und musiziere gerne)
- Balletttänzerin (ok, dafür bin ich vllt schon etwas alt)
- Buchbinderin
- Gipsformerin
- Porzellanmalerin
- Uhrmacherin
- Druck/Medien-Design
- Marketing
- Illustratorin für medizinische Zeichnungen
- Kartografin
- Stadtplanerin
- Erzieherin (bin sehr gesellig und mag Kinder)
- Pattissière/ Konditorin
- Kosmetikerin
Danke!
Hab ich dich motivieren können? :)
Die Vernunft gibt allen Recht, die sagen, die MA durchzuziehen, insofern ja :-).. aber vor dem Chaos danach graut mir ehrlich gesagt sehr..
3 Antworten
34?? Sorry, Deine Liste liest sich wie die eines Teenagers ... Kürze sie (von 27...) auf 5 runter und informiere Dich dann konkret in diesen Berufen (wobei mir - angesichts Deiner bisherigen Studiendauer - eine nicht-akademische Ausbildung die bessere Alternative erscheint!)
und in der Zwischenzeit schreibe Deine Masterarbeit (um einen Leistungsnachweis zu haben).
Ich fände es schade, wenn Du Dein Studium kurz vor Ende abbrichst. Manche von den genannten Berufen sind Ausbildungsberufe. Du könntest Dich ja auf Ausbildungsplätze bewerben. Das schlimmste, das passieren kann, ist, dass Du nur Absagen bekommst. Eine Bekannte von mir hat nach einem Studienabschluss und ein paar Jahren Berufserfahrung mit Ende 30 noch eine Ausbildung gemacht.
Ein paar der Berufe halte ich eher für "brotlose Künste" (Gipsformerin, Porzellanmalerin).
Als Balletttänzerin, Opernsängerin oder Musicaldarstellerin ist der Zug für Dich wohl abgefahren. Leute, die sowas machen, haben von früher Jugend an hartes Training hinter sich.
Könntest Du Deine Kreativität denn nicht als Hobby ausleben?! Eine ehemalige Kommilitonin von mir wollte Künstlerin werden. Sie macht jetzt einen Brotjob, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und malt in der Freizeit. Ihre Bilder stellt sie aber durchaus auf Vernissagen aus und verkauft welche. Sie ist nur nicht darauf angewiesen, damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
Könntest Du Dich denn mit einem "vernünftigeren" Studienfach anfreunden, das Du z.B. im Fernstudium studieren kannst? Ich denke, in Deinem Alter wäre es besser, mehr Berufserfahrung zu sammeln.
Lass Dich nicht unterkriegen!
Ich selbst habe Geisteswissenschaften auf Lehramt studiert, aber den Schuldienst quittiert, weil er mich unglücklich gemacht hat. Die Wahl meiner Studienfächer bereue ich nicht, aber ich bin mit den Jahren doch wesentlich pragmatischer geworden und habe mich durch Fortbildung, Weiterbildung und nebenberufliches Studium eher in weniger "brotlose" Bereiche orientiert.
Zieh durch! :) Aus Prinzip. Ich hänge auch ein bisschen in der Luft und bräuchte ein besseres Umfeld. Das Leben ist aber nunmal kein Wunschkonzert.