Lokführer - Quereinsteiger?

4 Antworten

Lass dir von unzufriedenen Mitarbeitern wie siliciumcarbonid3 den Job nicht von Anfang an madig machen.

Ja, Eisenbahn ist kein Zuckerschlecken und auch die Schichten sind oftmals lang. Aber es gibt bei der DB eine wöchentliche Stundenzahl, die nicht überschritten werden darf. Das sollten nicht nur bei Fahrdienstleitern, sondern auch bei Lokführern 55 Stunden/Woche sein. Außerdem darf man maximal 6 Tage die Woche arbeiten. Selbstverständlich gibt es auch freie Tage und wenn man etwas Glück hat, dann bekommt man während der Bereitschaft nichts zu tun.

Man sollte sich als Lokführer aber bewusst sein, dass man je nach EVU auch mal um 3 Uhr nachts Dienstbeginn haben kann. Oder Feierabend. Hier im Personenverkehr fahren die ersten Züge schon gegen halb 5 los, da ist Dienstbeginn spätestens um 4 Uhr. Teilweise kommen die Lokführer und Zugbegleiter auch nur für 2 Stunden zur Arbeit und gehen dann wieder heim.

Ebenfalls richtig von siliciumcarbonid3 ist, dass die Ausbildung aus sehr viel Lernen besteht. Man muss eben auch sehr viel wissen. Es gibt kein "zu anspruchsvoll" bei der Eisenbahn, hier geht es um Menschenleben und das muss jedem Eisenbahner zu jeder Zeit bewusst sein. Selbst eine vermeintlich kleine Fehlhandlung kann schon dazu führen, dass jemand stirbt.

Was das Gehalt betrifft: willkommen bei der Eisenbahn. Reich wird man bei der DB weder als Lokführer, noch als Fahrdienstleiter. Da muss man schon im Vorstand sitzen. Mehr Geld darf man auch nicht verlangen, denn wie die letzten Wochen schön in Social Media, Zeitungen etc. zu sehen war, gilt man dann sofort als geldgierig, fördert die Inflation und nimmt bei einem Streik das Land in Geiselhaft. Dir dankt also auch kaum einer deine Arbeit, stattdessen bist du ständig eine laufende Zielscheibe. Als Lokführer wirst du je nach Einsatz vermutlich zwischen 3200 und 3600€ verdienen, genau kann ich es leider nicht sagen. Ich kenne mich mit deren Entgeltgruppen nicht aus. Zuzüglich natürlich die Zulagen: Nachtzulagen, Feiertagszulagen, Wochenendzulagen, Bereitschaftszulage etc., es summiert sich. Normalerweise reicht das Geld auch zum Leben. Trittst du einer Gewerkschaft bei, profitierst du auch von diversen Leistungen. Außerdem bekommst du von der DB einen Pensionsfond, der sich bis zur Rente oder dem Austritt aus dem Unternehmen füllt.

Der sichere Arbeitsplatz, den man bei der Bahn groß beworben hat, hat man also definitiv nicht

Diese Aussage allerdings ist Blödsinn. Die DB versucht immer, einen passenden Beruf zu finden. Wer keinen Zug bedienen darf, kann immer noch ins Büro.

Auch deine Kontaktpersonen sind oft unfreundlich und frech. zB. Fahrdienstleiter (Stellwerk), Vorgesetzte oder einfach die Arbeitskollegen.

Auch hier gilt wie so oft: wie es in den Wald hineinschallt.. sicher gibt es unfreundliche Kollegen, aber die hat man überall. Die meisten sind freundlich zueinander und es herrscht allgemein ein großes Miteinander bei der Eisenbahn. Das wird gerne mal vergessen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn
Nasko96 
Fragesteller
 04.07.2023, 21:02

Ich bedanke mich sehr für deine Antwort. Also wie gesagt für mich gibt es Arbeit überall, ich bin als Lkw fahrer tätig. Ich habe Erfahrung mit Lebensmittel, Obst, Gemüse, Gefahrgut, Kühler, Plane, Gliederzug etc. Das Problem ist weil ich was anderes in meinem Leben probieren möchte. Natürlich möchte ich auch wissen ob es lohnend wird meinen Job an den Nagel zu hängen und mich irgendwoanders zu bewerben. Mir fällen Informationen und im Internet gibt es auch viele unrealistische... Aus diesem Grund habe ich hier meine Frage gestellt.

0
Paejexa  04.07.2023, 22:43
@Nasko96

Ich sags mal so: es gibt deutlich schlechtere Jobs und bei der DB ist man trotz allem gut aufgehoben. Als Lokführer hat man auch immer noch die Chance, z.B. Ausbildungslokführer zu werden, oder vom Güter- zum Fernverkehr zu wechseln etc.

Noch zu deiner anderen Frage unter einem anderen Kommentar: 10, 11 oder teilweise auch 12 Stunden lange Schichten gibt es. Die habe ich als Fahrdienstleiter immer sonntags, da wird bei mir dann von 6 bis 6 gearbeitet. Im Güterverkehr ist das teilweise schlimmer als beim Personenverkehr, wegen möglicher Gleissperrungen etc., da steht man dann teilweise auch mal 3 Stunden irgendwo doof rum. Arbeitszeit natürlich.

Generell als Eisenbahner darf man sich vor langen Schichten nicht scheuen. Ebenso arbeitet man auch dann, wenn andere feiern oder frei haben. Hat dafür aber frei, wenn andere arbeiten. Die Eisenbahn ist einfach in vielerlei Hinsicht eine andere Welt, aber nicht unbedingt schlechter.

1

Die Telefonistin ist ja auch kein Beratungsbüro !

Derzeit kann man das alles vom Internet ausdrucken und in Ruhe lesen !

Bei den S-Bahnen sind auch Triebwagenführer ; mit ganz anderen Anforderungen als die der Fernzüge und EC / ICE .

Nasko96 
Fragesteller
 04.07.2023, 20:15

Vom Internet gibt es auch viele Informationen die nicht wahr sind, das ist das Problem.

1

"die Frau war unfreundlich"
glaube ich nicht

"Sind die 400 fix"
natürlich nicht

"Ich finde dieses Gehalt ist nicht genügt"
Dann mach halt nen anderen Job. Wir sind ned bei wünsch dir was

"Sie hat mir 3 mal im Monat gesagt.. das kommt nicht in Frage"
Nochmal, dann mach halt einen anderen Job.

Fazit: Wenn das ganze schon so anfängt, bist du ungeeignet und solltest es gleich lassen. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Wer das eine will, muss das andere mögen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Nasko96 
Fragesteller
 04.07.2023, 20:25

Also als erstens sollst du nicht so frech sein und mir sagen was ich machen müsste. Zweitens ich bin Lkw Fahrer mit unterschiedlichen Schichten, und manchmal mit 13-15 Arbeitsstunden und bin daran gewöhnt und was ich bisher erlebt habe, kannst dir nicht vorstellen. Es gibt Lenk und Ruhezeiten Gesetzt und darf man nur jedes zweites Wochenende Arbeiten. Sowas habe ich irgendwo im Internet gelesen, das auch bei DB geregelt ist. Wahrscheinlich habe ich mich falsch ausgedrückt, aber trotzdem Danke für den Antwort.

0
Paejexa  04.07.2023, 20:59
@Nasko96

Die Regelung bei uns Fahrdienstleitern ist, dass man maximal 3 Wochenenden am Stück arbeiten darf, bevor ein freies Wochenende folgen muss. Das wird bei Lokführern sicherlich nicht anders sein. Es kommt natürlich aber auch mal vor, dass man einen ganzen Monat kein Wochenende arbeiten muss, dann aber 2x hintereinander 3 am Stück mit einem dazwischen frei. Im Schichtdienst ist alles möglich.

Wichtig in dem Beruf ist nur, dass man klare Grenzen zieht. Heißt: "wenn ich diese Schicht extra übernehme, dann hätte ich gerne an einem anderen Tag frei"

2
Nasko96 
Fragesteller
 04.07.2023, 21:08
@Paejexa

Und ist das wahr dass man manchmal auch 10 oder 11 Stunden täglich arbeiten muss? Gibt es auch Überstundenkonto oder so was?

0
Paejexa  23.07.2023, 21:27
@Nasko96

Komisch, könnte schwören ich hätte dir geantwortet. Aber ja, lange Schichten kommen durchaus vor, das bringt der Job mit sich. Dafür gibt es aber auch sehr kurze Schichten.

Bei der DB gibt es ein Langzeitkonto, in das man die Überstunden einzahlen KANN. Die Überstunden werden dann in als Geldwert gesammelt und wenn man z.B. mal Extraurlaub oder die Elternzeit verlängern möchte, dann kann man einen Antrag stellen und sich die Überstunden "auszahlen" lassen, in Form von Urlaub.

Oder aber man lässt sich die Überstunden auszahlen, statt sie ins Langzeitkonto buchen zu lassen.

1
Nasko96 
Fragesteller
 24.07.2023, 22:20
@Paejexa

Wie schwear ist eigentlich der Einstellungstest? Wie sieht er aus? Wie ich mich dafür vorbereiten kann? Gibt es irgendwo Materialien zum Lernen?

0
Paejexa  24.07.2023, 22:28
@Nasko96

Einstellungstest sind eigentlich nur allgemeine Fragen und Aufgaben: Rechenaufgaben, Textverständnis (Antworten zu Fragen aus einem Text herausschreiben), logische Reihenfolgen fortsetzen und ein paar mehr

1

Na dann willkommen. In der Regel kommt das wahre Gesicht der Bahn erst einige Monate nach der Ausbildung zum Vorschein. Aber dann weißt du jetzt schonmal wie die Kommunikation läuft.

In den 9 Monaten Ausbildung wusste ich erst im letzten Drittel, wo und was ich eigentlich genau arbeite. Mir und anderen wurden Missbrauch von Leistungen unterstellt, weil man als Person mit höherer Position einfach machen kann, was man will. Und die Ausbildung ist deutlich anspruchsvoller, als sie eigentlich sein müsste. Stell dich also auf viel lernen ein. Durchfallen ist keine Ausnahme.

Brutto bekam ich in der Quereinsteiger-Ausbildung 2614€. Ausgebildet bekommt man in den ersten 5 Jahren gem. Tarifvertrag* knapp 3800€. Auf dem Konto landen dann etwa 2200€ ohne Zuschläge. Mit Zuschlägen (Samstag, Sonntag, Nacht) hatte ich im Schnitt etwa 2700€ auf dem Konto.

Theoretisch sollte man 39 Stunden die Woche arbeiten und jedes zweite Wochenende frei haben. Fakt ist aber, dass es kaum Schichten unter 9 Stunden gibt. Eher 10 ist die Regel und in den letzten Monaten gab es auch deutlich häufiger 11 Stunden-Schichten.

Kann man machen. Aber dann muss man zu 100% vom Job überzeugt sein. Ist man das nicht, …. naja ihr wisst ja wies läuft.

Auch wichtig zu wissen ist, dass man regelmäßig - min. 2x/ Jahr - geprüft wird und alle paar Jahre kommt vielleicht eine neue Baureihe (Zug-Modell) oder Strecke hinzu, was ebenfalls mehrere Prüfungen auf einmal nach sich zieht. Auch hier gilt: Das muss man halt wollen, dann gehts schon.

Alle 2 Jahre wird man vom Arzt kontrolliert. Da hat man entweder Glück und man arbeitet in einer Region mit verantwortungsbewussten Ärzten. Oder man hat Pech und die Lokführer werden reihenweise vom Dienst abgezogen (als untauglich definiert) und dann kannst du dir kurz formuliert** direkt einen neuen Job suchen. Der sichere Arbeitsplatz, den man bei der Bahn groß beworben hat, hat man also definitiv nicht.

Bist du jemand, der gerne Dienstleistung lebt? Freundlich und hilfsbereit ist? Dann ist das harte Arbeit für dich. Nicht nur die Reisenden sind dauerhaft unfreundlich. Auch deine Kontaktpersonen sind oft unfreundlich und frech. zB. Fahrdienstleiter (Stellwerk), Vorgesetzte oder einfach die Arbeitskollegen.

Verändern kannst du also sicher nichts. Das war auch ein Leben lang meine Vision. Gestreikt habe ich nie. Weil nicht das Gehalt mein Problem ist. Es ist aber einfach sehr schwierig, Lokführer zu sein, wenn man pro Pünktlichkeit und pro Fahrgast eingestellt ist. Das ist einfach nicht der vibe der Bahn selbst.

* Entgeltgruppe 445 gem. Anlage 4a FGr 4-TV.

**Ja ich kenne JobService. Ändert nichts an der Aussage.

Bezieht sich übrigens auf DB Regio in meiner Regionn. Muss ja nicht überall gleich sein.

Paejexa  04.07.2023, 16:33
Und die Ausbildung ist deutlich anspruchsvoller, als sie eigentlich sein müsste.

Wie bitte?!

0
Paejexa  04.07.2023, 17:54
@siliciumcarbid3

Danke für diese Antwort, ich weiß jetzt ganz genau was dein Problem ist: du selbst.

1