Lohnt sich ein Chemiestudium wirklich?

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Ich kenne das noch gut, mit den ersten Semestern im Fach Chemie, das war in der Tat recht hart. Im 5.Semester hatte ich ein Organikpraktikum auf das nächste Semester geschoben, um ein bisschen "Luft" zu kriegen. Nach dem Vordiplom hatte es sich aber deutlich entspannt.

Im Nachhinein bin ich aber froh, dabei geblieben zu sein.

Das Berufsleben eines Chemikers kann natürlich recht unterschiedlich ausfallen. Ich mache derzeit fachlich gesehen etwa genauso viel Physik wie Chemie, und zudem gibt es viele Dinge in Bezug "rund ums Verkaufen", aber das kann bei anderen Chemikern wieder ganz anders aussehen. Ich arbeite nicht in der Forschung, sondern (im weitesten Sinne) im Vertrieb, habe aber auch weiterhin etwas Laborarbeit (keine Synthese, sondern Spektroskopie).

 

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – angestellter Chemiker (Dr. rer. nat.)

Das wichtigste bei der Berufswahl ist, dass einem die Arbeit Spass macht, schließlich verbringt man damit die meiste Zeit seines Lebens.

Klar ist es toll viel Geld zu verdienen, aber was nutzt dir eine Arbeit zu der du dich zwingen musst, weil sie dir eigentlich keinen Spass macht.

Jedes Studium lohnt sich, zumindest zur Persönlichkeitsentwicklung . 

Ob Du später damit Geld verdienen kannst, kommt einzig und allein auf Dich  und deine Noten an.

Soziale Kompetenz ist gefragt also :

Wie kannst Du Dich präsentieren? Bist Du ein gut aussehender (leider auch wichtig)  angenehmer, umgänglicher Mensch ? Wie kommst Du beim Gegenüber an ? Wer wird in der Wirtschaft gesucht wenn Du fertig mit Deinem Studium bist ?

Magst Du das was Du tust ? Wenn Du schon diese Frage mit Nein beantworten musst solltest Du schleunigst was anderes -

mache immer das was Dir wirklich gefällt

Nun, oft ergeben sich im späteren Leben völlig neue Chancen, die man zunächst noch nicht sieht.

Wenn dich die Materie interessiert, ist es sicher eine gute Wahl. Klar, man hat immer Sorgen um die Zukunft und macht sich Gedanken, was es noch an weiteren Möglichkeiten geben könnte. Für welchen Weg du dich auch immer entscheidest, es hätte noch eine Vielzahl anderer Möglichkeiten gegeben.

Die Frage ist aber, was wäre für dich die Alternative zum Studium?

Würdest du nicht eventuell bereuen, wenn du heute abbrichst? Wirst du es bereuen, wenn du weiter studierst? Niemand kann solche Fragen wirklich beantworten!

Da du das nie mit Gewissheit sagen kannst, musst du dich entscheiden und die Sache durchziehen. Beständigkeit ist eine wichtige Sache, auch im späteren Berufsleben.

Ich bin seit über 20 Jahren in der Pharmaindustrie tätig und habe auch mal im Labor begonnen (Biotechnik) zu einer Zeit, als ich mir noch nicht ansatzweise hätte vorstellen können was noch kommt.

Seit Jahren mache ich nichts mehr von dem, was ich ursprünglich gelernt habe. Es ändern sich so viele Dinge, dass man sich manchmal verwundert die Augen reibt.

Letztlich bin ich im Vertrieb gelandet und verdiene dort meine Brötchen.

Wie genau die Joblage sein wird,  kann ich dir auch nicht sagen,  da es sich ständig ändert. Derzeit geht der Trend zum Post-Doc. Aber Tipps zum Studium habe ich dafür:

Ich habe mich genau wie du durch die Semester gerissen und alles in Regelstudienzeit geschafft und im letzten Jahr durch einen organisatorischen Fehler ein Jahr verloren.  Das ärgerte mich natürlich total. Inzwischen ärger ich mich mehr darüber, dass ich vorher das Studium zu verbissen gesehen habe. Es war eigentlich die allerbeste Zeit überhaupt. Nie wieder danach ist man von so vielen gleichaltrigen, motivierten Menschen umgeben. Im Job sieht das ganz anders aus ...

 Worüber ich mich ärger: die Zeit nicht mehr genossen und genutzt zu haben, bzw es zu spät gemacht zu haben. Als Student stehen dir alle Türe offen: Industriepraktikum, Erasmus,zahlreiche Partys, neue Wege ausprobieren, andere Studiengänge angucken, Sprachkurse machen. Es lässt sich nicht immer alles anerkennen, aber das macht nix. Man findet den eigenen Weg, kann besser nebenbei jobben bzw bekommt mehr Fördermittel und hat einfach mehr vom Studium. Auf dem Arbeitsmarkt macht sich das eh besser als Regelstudienzeit und wenn man will kann man die Semester wo man was anderes macht,  vorher als Urlaubssemester verbuchen. Ob sich das Studium immer im Gehalt widerspiegelt,  kann ich dir noch nicht sagen. Die meisten,  die ich kenne sind noch in der Wissenschaft tätig.  Aber die Lebenserfahrung ist unbezahlbar. So viele Möglichkeiten stehen einem selten offen.  Hoffe ich kann dir etwas Lichtblicke vermitteln und lass dir eins sagen: wenn du als Doktorand das erste Mal Gehalt bekommst, fühlst du dich wie ein König.  Egal wie viel es ist ;-)