Liegt der Pearl Index bei richtiger Anwendung des Kondoms bei 0.6 oder 2?

5 Antworten

Pearl Index (Methodensicherheit) 0,6, Gebrauchssicherheit 2-12.

Man müsste also endlich mal eine Aktualisierung vornehmen, bisher werden mit der üblichen Angabe leider Äpfel mit Birnen verglichen.

Außerdem müsste generell mal eine ordentliche Kondomsicherheitsstudie durchgeführt werden. Die Daten sind zum Teil veraltet. 

Der Wert bis 12 hat sich vermutlich aus damaligen Gegebenheiten ergeben (schlechtere Qualität bzw. keine einheitlichen Normen, keine unterschiedlichen Kondomgrößen) und würde mit den heutigen Qualitätsstandards und der mittlerweile verfügbaren unterschiedlichen Kondomgrößen gar nicht mehr so weit ansteigen (bzw. wenn, dann weil es den Leuten zu peinlich ist, zuzugeben keines verwendet zu haben, ist halt leichter zu sagen, es wäre gerissen oder abgerutscht).

Der Wert von 0,6 hat sich z.B. bei der Studie zur Sicherheit der sympto-thermalen Methode "Sensiplan" ergeben. Da war die Sicherheit der Methode trotzdem sehr hoch, "obwohl" die Paare in der fruchtbaren Zeit auf Kondom zurückgriffen. 

Hätten Kondome wirklich nur einen Pearl Index zwischen 2 und 12, hätte die sympto-thermale Methode für diese so genannten Mixanwender ja auch eben diesen Pearl Index haben müssen. Hat sie aber nicht. 

Folglich sind Kondome deutlich sicherer, als bisher überall angegeben, wenn man sie halt vernünftig anwendet.

LG

Hierzu noch Antworten von 2 Online-Beratungen

http://www.appella.ch/verhuetung.html:

"Schwankungen des Pearl Index kommen bei manchen Verhütungsmethoden
zusätzlich zustande, weil die Studien auf unterschiedliche Weise und
unterschiedlich gut durchgeführt wurden. Werden z.B. bei Studien nur
Frauen berücksichtigt, die sich mit dem Kondom gut auskennen, verbessert
sich auch der Pearl Index.


Perfect- Use Pearl Index

--> Die Verhütungsmethode wurde perfekt angewendet

Imperfect- Use Pearl Index

--> Anwendungsfehler sind mit einberechnet

Wenn Sie gewissenhaft verhüten und das Verhütungsmittel korrekt 
anwenden, erzielen Sie den Perfect- Use Pearl Index von 0,6 bei
Kondomen."


https://www.lilli.ch/fragen_antworten/:


"Wenn ein Kondom wirklich korrekt angewendet wird, wird eine Frau auch
nicht schwanger. Das geht ja gar nicht, denn das Kondom bietet eine
sichere Barriere. Das 2 von 100 bezieht sich auf irgendwelche Fehler,
die dann bei der Anwendung halt doch passiert sind."

Schlussendlich bleibts eigentlich bei den Statements, die schon angeführt wurden:

1. Unterschiedliche Studien, unterschiedliche Ergebnisse. Weder der Wert von 0.6 noch jener von 2 bilden den tatsächlichen Index, sondern dienen als blosse Richtschnur.

2. Je gewissenhafter und vorsichtiger angewendet wird, desto eher tendierts vom PI 10 gegen Richtung Null (wobei hier die Grenze bei evtl. Fabrikatsfehlern liegen wird). Je perfektionistischer bei jedem Sexualkontakt absolut jede mögliche Fehlerquelle beseitigt (korrekte Anwendung nach Gebrauchsanweisung, richtige Grösse, mehrmalige Überprüfungen usw.) wird, desto eher wirds wohl gegen einen ungefähren PI von 0.6 tendieren. Vielleicht leicht drüber, evtl sogar leicht darunter.

3. Als Fazit: je gewissenhafter/nachlässiger angewendet, desto kleiner/grösser der PI. Ober- und Untergrenzen durch Studien sind nur bedingt aussagekräftig.



Unterschiedliche Studien ermitteln unterschiedliche Zuverlässigkeiten bei Kondomen bezüglich der Empfängnisverhütung aber auch bezüglich dem Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Werte können durchaus zwischen einem Pearlindex von 2 und 20 liegen. Wenn in Untersuchungen erfragt wird, wie korrekt und konsistent Kondome verwendet werden, ergeben sich recht große Unterschiede. Bei Paaren, die Kondome korrekt und konsistent verwenden, liegt er Pearlindex eher bei 2. Bei den Wackelkandidaten bei bis zu 20%. Bei den wenigsten Untersuchungen wird aber überprüft, wie sicher im Umgang die Probanden sind. Das erklärt unter Umständen die recht große Schwankungsbreite der Ergebnisse.

  • Before the study, we asked the subjects: “Do you know how to use condoms correctly?” If the answer was “no,” we explained and gave detailed
    training on the usage of condoms after interviewing. If the answer was
    “yes” or “not sure,” we let the subject describe how to use a condom and
    checked points according to the subject’s description by drawing a “√”
    at the mentioned point (the point included: a. a condom should be used
    for every instance of sexual intercourse; b. check if condom is broken
    before using it; c. exhaust the air from the top bubble; d. hold the
    base of the condom while drawing the penis out of the vagina; e. if
    breakage, leakage, or slippage occurs, an emergency method should be
    used). But the results make us regret that there were 92% and 88.5%,
    respectively, among our subjects who didn’t know how to use condoms
    completely correctly.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4012254/

isebise50  02.02.2017, 19:19

Unterschied zwischen Methodensicherheit und Anwendersicherheit ist klar.

Aber wie erklärt sich beim Kondom der Unterschied zwischen dem PI von 2 bei der Methodensicherheit (Methode versagt, obwohl diese völlig korrekt verwendet wird) und dem PI von 0,6 bei optimaler Anwendung.

Also was ist die Abgrenzung zwischen völlig korrekt und optimal?

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dddda 
Fragesteller
 02.02.2017, 19:42
@isebise50

Genau das ist die Frage, danke für die Präzisierung!

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dddda 
Fragesteller
 02.02.2017, 19:42

Hab die Studie jetzt mal durchgelesen, aber die erklärt auch nur die Schwankungsbreite aufgrund von Wissenslücken im Umgang. Meinst du damit, dass die unterschiedlichen Richtwerte von 0.6 und 2 schlichtweg aufgrund verschiedener Vorgehensweisen von Studien entstanden sind?

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Shiftclick  02.02.2017, 19:53
@dddda

Bei allen Studien müsste man im Prinzip das Zustandekommen, die Methoden, die Zusammensetzung und die Umfänge der Stichproben etc. kennen und berücksichtigen. Punktwerte jeder Statistik sind ohnehin mit einer Unsicherheit verbunden, die manchmal viel höher ist, als man annimmt und die in kurzen Meldungen natürlich nicht erwähnt werden. Wenn bei Wikipedia also die Schwankungsbreite typischer Ergebnisse angegeben wird, ist das schon mal besser, als wenn nur eine einzige Zahl da steht. Bei manchen Studien zur Zuverlässigkeit von Verhütungsmitteln werden z.B. Anwender im ersten Jahr, in dem die diese Methode anwenden gefragt. Genaueres habe ich jetzt auch nicht herausfinden können.

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isebise50  02.02.2017, 20:05
@Shiftclick

Dafür ist der Unterschied von Methodensicherheit - also bei völlig korrekter Anwendung - PI 2 (2 von 100 Frauen werden in einem Jahr schwanger) zu optimaler Anwendung PI 0,6 ( 6 von 1000 Frauen) aber ganz schön groß!

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Hallo dddda

Der Pearl-Index beim Kondom liegt zwischen 2 - 12. Da sind Anwendungsfehler mit eingerechnet

Liebe Grüße HobbyTfz

isebise50  03.02.2017, 15:04

Die Fragestellerin wollte nicht auf den Unterschied zwischen Methodensicherheit und Anwendersicherheit hinaus, sondern wie sich beim Kondom der Unterschied zwischen dem PI von
2 bei der Methodensicherheit (Methode versagt, obwohl diese völlig
korrekt verwendet wird) und dem PI von 0,6 bei "optimaler Anwendung" erklärt.

Die Frage ist, wo also die Abgrenzung zwischen völlig korrekt und optimal liegt?

Z.B. hier https://de.wikipedia.org/wiki/Pearl-Index wird so unterteilt.

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Es gibt einen Unterschied zwischen Methodensicherheit und Anwendersicherheit. Die Methodensicherheit bezieht sich nur auf die Schwangerschaften, bei denen die Methode versagt hat, obwohl diese völlig korrekt verwendet wurde.

Bei der Anwendersicherheit werden auch Fehler, die bei den Studien gemacht wurden, mit einberechnet. Beispielsweise wird auch ein Kondom, das gar nicht verwendet wurde, sondern in der Schublade lag, miteinbezogen.

Das Kondom hat einen Pearl Index von 2  – 12. Das heißt, in einem Jahr werden 2 von 100 Frauen schwanger, die mit Kondom verhütet haben und dabei alles richtig machten und 12 von 100 Frauen werden schwanger, die auch mal das Kondom "vergessen" oder die Packung mit spitzen Fingernägeln öffnen etc.


Wie sich die 0,6 bei optimaler Anwendung erklären bzw. was denn nun genau der Unterschied zwischen Methodensicherheit, die sich ja schon auf das reine Versagen der Methode bezieht, obwohl diese völlig korrekt verwendet wurde, und optimaler Anwendung sein soll, habe ich mich auch schon gefragt.

Deshalb habe ich auch bei einigen Verhütungsexperten hier bei GF angeklopft. Bisher konnte mir leider keiner weiterhelfen.

Jetzt bin ich gespannt, ob du hilfreiche Antworten bekommst.

Alles Gute für dich!