Lehrt uns Samuel Beckett, dass das Leben sinnlos ist? Oder war dies eine literarische Fehlinterpretation seiner Werke?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich halte das für eine völlige Fehlinterpretation, bin aber dafür bereits im Gymnasium der 1970er Jahren (ABI 1981) von unglaublich dämlichen Lehrern*innen gerügt worden.

Zum Beispiel sagt mir "Warten auf Godot" durch meine lange Lebenserfahrung mit tausenden Menschen immer mehr, dass der Sinn des menschlichen Lebens NUR darin besteht, dass ein Mensch das Leid des anderen - eines Menschen, eines anderen Tieres, eines... - zu verringern oder zu verhindern versucht: Die Ur-Sache aller antiken Religionen der ehemals geografisch (sehr) getrennten Menschengruppen auf der Erde.

Und das erfordert so große Kraft, dass zu oft die Unwissenheit darüber des jungen erwachsenen Menschen und die Ich-Zentriertheit bis hinein in den narzisstischen Egoismus der Erwachsenen, besonders der Menschen mit betont männlich fundamentierten Gehirnen das Entstehen dieser Kraft des Menschseins verhindert.

Genau das zeigt mir "Warten auf Godot": Die beiden Figuren warten auf etwas Übermenschliches, einen Gott, der ihnen einen Sinn ihres Lebens geben soll, doch sie warten vergeblich, DAMIT sie erkennen, das der Sinn ihres Lebens ihr Gegenüber ist. Und genau darin ereignet sich das Göttliche, aber sie finden es nicht, weil sie sich mit anderen Dingen beschäftigen, die sie gerade für sinnvoll halten.

Darin besteht die Crux des Menschen, das ist zum Beispiel auch das Kreuz, an das Christus genagelt wurde: Er kennt seinen Sinn des Lebens intuitiv - instinktiv - oder eben nicht (Goethe schrieb darüber noch in seinem patriarchalischen Menschenbild sein Drama "Faust" mit der Apotheose des Ewig-Weiblichen - des alles Umarmenden, alles Tröstenden, alles Befriedenden, nicht im pervertiert kriegerischen Sinn "pacere-pacere" eines römischen G. J. Caesar, am Schluss). Die Mehrheit der Menschheit eben nicht - trotz Jahwe, Gott, Allah, Buddha und wie sie alle in den Religionen der Welt hießen...

Skoph  31.03.2022, 15:43

Ich schrieb wieder ´mal rasend, zum Beispiel also verbessert: "pacare-pacere"

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Sinnsuche ist sinnlos.

Das Leben ist mühsam, aber keineswegs uninteressant.

Vielleicht auch, dass wir nicht so viel Wert auf unsere eigenen Denkergebnisse legen sollten.