Kann mir vielleicht jemand die Grundsätze des Wahlrechts erklären?

1 Antwort

Moin,

Deutsches Wahlrecht. (Bundestagswahl, Stark Vereinfacht)

Es besteht aus 2 Anteilen.

Diese 2 Bestandteile wurden bei den letzten Wahlrechtsreformen in immer mal in unterschiedlicher Weise zusammengesetzt.

Also du hast 2 Stimmen. Eine für deinen Kandidaten vor Ort (Erststimme) und einen für deine Lieblingspartei. (Zweitstimme)

Bei der Zweitstimme gibt es Listen pro Bundesland. Die Leute die da drauf stehen können in den Bundestag einziehen, je nachdem wie viele % erreicht werden. Alle Parteien ziehen entsprechend ihrer %-Zahlen in den Bundestag ein.

Deine Erststimme gibst du einem Kandidaten. Es zieht aber nur der Kandidat mit den meisten Stimmen in den Bundestag ein.

Dann gibt es noch eine 5% Hürde, erreicht eine Partei keine 5% darf sie nicht in den Bundestag. (Ausnahme ist die Direktmandats-Klausel. Gewinnt eine Partei in 3 Wahlkreisen das Erstimmenergebnis darf sie trotzdem einziehen.)

Ansonsten wird es noch kompliziert. Die Erstimmen werden von den Zweitstimmen abgezogen. Also nur wenn eine Partei besonders viele Zweitstimmen bekommt, können noch zusätzlich viele Kandidaten von der zweitstimmenliste in den Bundestag einziehen. (Ausgleichsmandate und Überhangmandate gibt es ja nicht mehr ...)

Die Erststimme und die Zweitstimmen hängen nicht miteinander zusammen.

Du kannst z.B. den Kandidaten von der AfD wählen und mit der Zeitstimme die Grünen oder die Linken. Natürlich kannst du auch die gleiche Partei wählen oder Taktisch.

Taktisch wählen heist, du wählt so, das auf Basis der Umfragen das Ergebnis rauskommt was du am meisten bevorzugst. Ein Lehrer hat mal gesagt, er wählt Links, weil sie eine gute Opposition sind, aber in der Regierung will er sie nicht sehen. Genauso ist oft in der Vergangenheit Schwarz mit der Erststimme und Gelb mit der Zweitstimme gewählt worden um eine Schwarz-Gelbe Regierung zu bekommen. Da muss man sich aber auch die Ergebnisse für die letzten Wahlen im Wahlkreis anschauen. Allerdings haben wir diesmal eine ungewöhnliche Situation. Hohe Fragmentierung und Gegenseitige Ablehnung der Parteien durch die Wähler. Auch die hohe Unzufriedenheit und extreme Ablehnung der Kandidaten der anderen Parteien werden großen Einfluss haben. Merz Scholz und Habeck sind alle in bestimmten Gruppen unbeliebt. ...

Und es gibt noch die Kleinparteien. Die haben kaum eine Chance mitzuspielen, weil sie einfach nicht die hohen Hürden schaffen.

Hier mal eine Karte der gewonnen Wahlkreise durch die Erststimmenkandidaten. (Bundestagswahl 2021)

Grüße


Melinatms 
Beitragsersteller
 14.01.2025, 21:41

Danke 👍🏻